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In den vergangenen beiden Saisons gab es für die Washington Capitals wenig Grund zur Freude. 2022/23 verpassten sie mit 80 Punkten erstmals seit 2014 die Stanley Cup Playoffs. In der abgelaufenen Saison schafften sie dank eines starken Schlussspurts zwar gerade so die Qualifikation, schieden aber durch einen Sweep in der ersten Runde gegen die New York Rangers schnell aus.

Dass die Capitals überhaupt in die Playoffs einzogen, hatten sie zu großen Teilen ihrem Kapitän und Superstar Alex Ovechkin zu verdanken. Der 38-Jährige strauchelte in dieser Saison lange genauso wie sein Team, zeigte am Ende aber seinen außergewöhnlichen Torinstinkt. Er schoss 23 seiner 31 Saisontore in den letzten 36 Spielen der regulären Saison und führte Washington damit noch in die Playoffs.

In der Serie gegen die Rangers blieb er aber ohne Punkt. General Manager Brian MacLellan vermutete, dass ihm schlicht die Energie ausging, nachdem er das Team fast im Alleingang in die Postseason getragen hatte. Damit sich das nicht wiederholt, wurde MacLellan in den vergangenen Tagen und Wochen tätig, um der Mannschaft mit einer Reihe von Neuzugängen ein neues Gesicht zu verleihen.

„Wir haben gesehen, wo wir letzte Saison gestanden haben“, erklärte MacLellan. „Wir haben erkannt, dass wir neue Spieler benötigen. Für Ovi. Er stand sehr unter Druck, mehr Tore zu schießen, weil wir in dem Bereich nicht genug Tiefe hatten. Hoffentlich wird er kommende Saison von einem verbesserten Team mehr unterstützt.“

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Im Draft sah sich der Manager nach langfristiger Hilfe um. In der ersten Runde wählte er Stürmer Terik Parascak, in der zweiten Runde die Verteidiger Cole Hutson und Leon Muggli. Der Schweizer Muggli hat das Potenzial, mit dem 52. Pick womöglich ein Schnäppchen zu sein.

„Leon ist ein sehr guter Zwei-Wege-Verteidiger“, schwärmte MacLellan. „Ein exzellenter Skater mit einer gewissen Härte. Er ist sehr verantwortungsbewusst, ob mit oder ohne Puck. Ich glaube, er hatte auch die meisten Punkte eines 17-jährigen Verteidigers in der Geschichte der National League. Das spricht sehr für ihn, wenn man bedenkt, dass dort Spieler wie Roman Josi herkommen. Er hat aber noch mehr Offensivpotenzial, als er gezeigt hat.“

Diese Spieler werden kommende Saison jedoch noch nicht bereit sein, um dem Team in der NHL zu helfen. Sie brauchen noch mehr Zeit, um sich zu entwickeln. MacLellan sorgte mit ganzen sieben Neuzugängen durch Transfers und die Free Agency daher auch für unmittelbare Hilfe.

Der erste Streich war der Transfer von Pierre-Luc Dubois von den Los Angeles Kings für Torwart Darcy Kuemper. Dubois ist oft das Ziel von Kritik, doch die Capitals brauchen mehr Offensive und der 26-jährige Außenstürmer erzielte über die letzten drei Saisons hinweg 163 Punkte (71 Tore, 92 Assists). Um Kuemper im Tor zu ersetzen, gaben die Capitals zwei Draftpicks in der dritten Runde für Torwart Logan Thompson von den Vegas Golden Knights auf.

Andrew Mangiapane war der nächste Stürmer, der seinen Weg von den Calgary Flames in die US-Hauptstadt fand. Er ist ein konstanter Angreifer, der in den vergangenen Jahren für mindestens 40 Punkte pro Saison gut war.

Mit den nächsten zwei Transfers sprach MacLellan eine weitere Problemzone des Teams an. Kaum eine Mannschaft erhielt im Angriff so wenig Unterstützung von ihren Verteidigern, wie die Capitals. Mit nur 20 Toren von ihren Bluelinern belegten sie den vorletzten Platz der Liga, mit 134 Punkten den drittletzten Platz. Dabei brachte es Abwehrchef John Carlson schon alleine auf zehn Tore und 52 Punkte.

Daher wurde Jakob Chychrun von den Ottawa Senators im Austausch für Verteidiger Nick Jensen geholt. Chychrun egalisierte vergangene Saison mit 41 Punkten (14 Tore, 27 Assists) seinen persönlichen NHL-Rekord. Er soll dafür sorgen, dass Carlson als Offensivverteidiger nicht mehr allein auf weiter Flur steht und die Stürmer mehr Unterstützung bekommen.

OTT@BUF: Chychrun zieht auf und donnert einen Schlagschuss in die Maschen

„Es geht um die Stärken, die die neuen Spieler mit sich bringen“, kommentierte MacLellan seine zahlreichen Tauschgeschäfte. „Bei Chychrun sind es sein Schuss und die Fähigkeit, sich ins Spiel nach vorne einzuschalten.“

Der nächste Coup war die Ergänzung zu Chychrun, denn auch Matt Roy unterschrieb als Free Agent in Washington. Er ist weniger offensiv ausgerichtet als Chychrun, selbst wenn seine 25 Punkte (5 Tore, 20 Assists) in der abgelaufenen Saison durchaus respektabel waren. Vor allem soll er aber dafür sorgen, dass der Puck in der Abwehr schnell erobert und wieder nach vorne gebracht wird.

„Matt ist ein stabiler Rechtsschütze, der wichtige Minuten gegen die Spitzenspieler der Gegner auf dem Eis verbringt und in der eigenen Zone extrem verantwortungsvoll ist. Das wird unsere blaue Linie über die nächsten Jahre stärken. Ich glaube auch, dass er noch mehr Offensivpotenzial in sich hat. Er ist ein guter Skater.“

Zum Abschluss wurden noch die vertragslosen Stürmer Brandon Duhaime und Taylor Raddysh verpflichtet. Sie verleihen dem Angriff der Capitals mehr Tiefe und Härte. Vor allem Duhaime scheut keinen Zweikampf und kann ein unangenehmer Gegner sein, der zudem in Unterzahl einige Erfahrung hat und durch seine Schnelligkeit im Penalty Killing für Torgefahr sorgen kann. Raddysh ist von den beiden der offensivere Spielertyp, wie er vor allem vor zwei Jahren bei den Chicago Blackhawks mit 37 Punkten (20 Tore, 17 Assists) zeigte.

So ist gut ein Drittel des Kaders in Washington ausgetauscht, damit um Kernspieler wie Ovechkin und Carlson ein effektiveres und torgefährlicheres Team aufgebaut werden kann, in der Hoffnung, dass man sich im kommenden Jahr nicht wieder auf einen Kraftakt in den letzten Spielen verlassen muss.

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