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Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die vierte Ausgabe 24/25:

Das neue Jahr hat genauso schnell begonnen wie das alte aufgehört hat. Allen noch ein gutes neues Jahr! Zum Jahreswechsel finden immer die Junioren-Weltmeisterschaften statt, die in Kanada und den USA ein großes Thema sind. Ich habe auch versucht, das Geschehen etwas zu verfolgen, wenn nicht meine Trainertätigkeit beim Juniorenteam oder andere Verpflichtungen dazwischenkamen.

Die USA konnte erstmals ihren Titel verteidigen, was ein großes Ding hier ist. Vor allem, da die Kanadier nach ihrem frühen Ausscheiden im Viertelfinale im vergangenen Jahr dieses Mal auch vor eigenem Publikum erneut gegen Tschechien in der K.o.-Runde versagt haben. USA hat Kanada mit der Breite der Talente in den letzten zwei Jahren überholt. Hier haben die Kanadier Nachholbedarf. Es ist ein Weckruf für sie, ihre Nachwuchsarbeit zu überdenken. Es kann dann schnell auch wieder in die andere Richtung gehen.

Finnland hat wieder alle mit dem Finaleinzug überrascht. Es ist toll, was das kleine Land aus seinen Möglichkeiten macht. Sie haben nicht so viele Top-Talente, aber sie sind gut trainiert und beeindrucken stets durch ihre geschlossene Teamarbeit. So konnten sie den USA im Finale auch lange Paroli bieten.

Vom Kampfgeist und Teamgeist haben auch unsere deutschen Jungs gelebt, was super mit anzusehen war, wie sie in jedes Spiel reingegangen sind. Tobias Abstreiter macht da schon seit Jahren als Trainer einen super Job. Man hat es bei der Ansprache, die auf den Social Media geteilt wurde, gesehen, wie emotional er bei der Sache ist, um die Jungs einzustellen.

Die Klassenunterschiede zu den Top-Nationen, vor allem im läuferischen und technischen Bereich, waren unübersehbar, aber sie haben in jedem Spiel aufopferungsvoll gekämpft und konnten die Spiele, selbst gegen die USA und Kanada, lange offenhalten. Klasse war, wie sie sich gegen Kasachstan nach dem Rückstand zurückgekämpft und das wichtige Spiel um den Klassenerhalt noch gewonnen haben.

Dieser Kampfgeist würde den New York Rangers auch ganz gut zu Gesicht stehen. Ihre Lage hat sich im Dezember noch verschlimmert. Keine Ahnung, was da alles schiefläuft, aber mit den schon getätigten Spielertrades haben sie gezeigt, dass so einiges im Umfeld nicht passt. Es scheint so einiges nicht zu stimmen. Es gibt auf jeden Fall für den Trainer Peter Laviolette und dem Manager Chris Drury viel Arbeit, das wieder hinzukriegen. Es ist genug Talent vorhanden, das haben wir im Vorjahr gesehen. Aber wenn mal der Wurm drin ist, dann ist der Weg aus dem Loch zurückzukommen, sehr schwer.

Das Tabellenbild ist zur Saisonmitte immer noch eng. Es braucht nur eine Siegesserie, und die Teams kommen unten relativ schnell raus und klopfen wieder an die Wildcard-Plätze an. So gesehen erst bei den Ottawa Senators und dann bei den Detroit Red Wings nach ihrem Trainerwechsel. Im Sport ist es meist so, dass der Trainer der Schuldige ist, wenn es nicht läuft. Die Qualität ist in den meisten Teams vorhanden, aber es gibt deutliche Unterschiede, wie hart und intensiv die Spieler arbeiten. Das kann ein Trainer schon beeinflussen. Und Kleinigkeiten machen oft aus, ob man gewinnt oder verliert. Nach einem Trainerwechsel müssen sich alle Spieler wieder neu beweisen und legen noch eine Schippe drauf. Das kann den Unterschied ausmachen, ob man ein Spiel mit einem Tor Unterschied gewinnt oder verliert.

Für Moritz Seider hoffe ich, dass es in Detroit weiter bergauf geht. Er hat sich dort in seinen jungen Jahren zum Top-Verteidiger entwickelt und deswegen liegt es auch an ihm, Verantwortung dafür zu tragen, was passiert ist und mit gutem Beispiel voranzugehen. Allerdings habe ich keinen Zweifel daran, dass er das auch tut.

DET@WPG: Moritz Seider assistiert bei drei der vier Red Wings Toren

Gerade Mannschaften mit jungen Führungsspielern wie Detroit, Ottawa oder auch die Buffalo Sabres müssen lernen, dass man beim Eishockey spielen Spaß haben muss, aber dieses nicht übertreibt, sondern auch effektiv spielen muss. Junge Spieler machen gerne mal den Extra-Move und solche Sachen, anstatt den Puck einfach an den besser positionierten Mitspieler abzugeben.

Leon Draisaitl hat das zum Beispiel perfektioniert. Er ist ein herausragender Passgeber, findet aber auch das Tor, wenn es passt. Einfach Wahnsinn und umso schöner zu sehen, wie deutlich er als Deutscher derzeit die Torschützenliste anführt. Leon ist halt der Leon! Er hat eine unglaubliche Präsenz auf dem Eis und weiß seinen Körper effektiv einzusetzen. Wie er jedes Jahr seine Leistung in einer Konstanz abruft, ist einfach nur beeindruckend. Doch eigentlich fehlen einem mittlerweile die Begriffe und Superlativen, wenn es um sein Spiel und ihn geht. Darum noch einmal mit aller Wertschätzung: Der Leon ist halt der Leon!

ANA@EDM: Draisaitl trifft gegen Lukas Dostal

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