Seider sieht in erster Linie den wichtigen Vorbildeffekt, den der zunehmende Erfolg auf die kommenden Generationen haben kann. "Es ist einfach cool zu sehen, dass deutsche Eishockeyspieler in der Liga an erster Stelle stehen. Die Leute bekommen einfach das Vertrauen in ihren Teams viele Minuten zu spielen, und es dabei spielt keine Rolle mehr, ob man ein Deutscher oder ein Schweizer ist, oder ob man aus Nordamerika kommt. Von daher denke ich, dass es eine Motivation für junge Kinder in Deutschland sein sollte, zu versuchen, die gleichen Schritte zu machen wie wir."
In der höchsten Managementebene der NHL betrachten sie durchaus interessiert, was sich in Deutschland tut und wollen das zu ihrem Vorteil nutzen. "Deutschland ist ein wirklich wichtiger Markt für uns", betont NHL Deputy Commissioner Bill Daly, der ebenfalls in Paris zugegen war. "Der Eishockeysport ist in Deutschland präsenter und stärker vertreten als beispielsweise in Frankreich. Wir denken also, dass der deutsche Markt längerfristig eine echte Perspektive für uns darstellt. Die prominenten deutschstämmigen Spieler, die wir jetzt in der Liga haben, sprechen für die Entwicklung der Prozesse und Programme in Deutschland, sowohl im Jugendhockey als auch in der Profiliga. Die DEL hat großartige Arbeit bei der Entwicklung von Spielern für uns geleistet. Wir haben eine langjährige Beziehung zu den Deutschen in der Spielerentwicklung, und sie stellen uns gerne die Spieler zur Verfügung, die aus ihrer Liga gedraftet werden oder die nach Nordamerika kommen. Und wir zahlen gerne für sie. Es ist also eine gute, gesunde und starke Beziehung, und die Zukunft des Eishockeys in Deutschland ist rosig."
Draisaitl, der derzeit die größte Aufmerksamkeit der Medien in Deutschland auch außerhalb des Eishockeys genießt, gibt sich auf die Frage, ob er das Gesicht des deutschen Eishockeys sei, entsprechend seines Naturells bescheiden und lacht erst einmal. "Ich werde nicht sagen, dass ich es bin", wiegelt der Kölner ab. "Wenn die Leute das so darstellen wollen oder es so sehen - klar, ich würde gerne mehr Kindern helfen, in ihrer Heimat Eishockey zu spielen, keine Frage. Aber ich werde hier nicht sitzen und sagen, dass ich das Gesicht des deutschen Eishockeys bin."
Aber Maßstab für die aufkommenden Spieler, Stürmerkollegen wie Stützle, Reichel und Peterka ist er durch seine in den vergangenen vier Jahren im Schnitt erreichten 1,4 Punkte pro Spiel schon? "Wenn ich das bin, ist das großartig", merkt Draisaitl an. "Ich hoffe, sie können mich übertreffen, noch besser werden als ich. Aber Stützle ist ein sehr talentierter junger Spieler, der schon zu Beginn seiner Karriere einige Erfolge verbuchen konnte. Die Jungs werden nur noch besser werden."
Seider ist sich durchaus bewusst, dass er bisher eine Traum-Karriere absolviert hat und regt an, dass mehr junge Spieler in seine Fußstapfen treten, ohne die Grundlagen einer guten Bildung zu vergessen. "Ich glaube, das war das Hauptziel, einfach einen Abschluss zu machen und in dieser Zeit Eishockey zu spielen", skizziert er den Weg. "Die Chance, in jungen Jahren in Mannheim zu spielen, war auch etwas ganz Besonderes. Aber dann hat man gemerkt: Okay, es kommen Scouts zu den Spielen. Man trifft sich mit einigen europäischen Scouts und fliegt zum Scouting Combine, das war neu für mich. Ich wusste nicht, wie es dort abläuft, und ja, es war auf jeden Fall etwas Besonderes und sollte ein Traum für jeden jungen Spieler sein."