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Die Florida Panthers haben Spiel 2 in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference gegen die Tampa Bay Lightning am Dienstagabend in der Amerant Arena mit 3:2 n.V. gewonnen. Eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle gipfelte im Overtime-Treffer von Carter Verhaeghe, der Nerven aus Stahl zeigte. Gleiches gilt für Panthers-Torwart Sergei Bobrovsky, der das Vordringen in die Verlängerung mit einem spektakulären Monster-Save überhaupt erst möglich gemacht hatte.

Verhaeghes Geheimrezept: „Locker bleiben und Spaß haben“

Stell dir vor, es sind Stanley Cup Playoffs. Ein rassiges Derby gegen den Lokalrivalen mit insgesamt 121 knochenzermürbenden Checks geht in Verlängerung. Die Fans in der lauten Amerant Arena toben. Carter Verhaeghe zieht vors Tor. Und selbst dort bringt den Panthers-Stürmer nichts aus der Ruhe.

Verhaeghe nimmt einen Pass an, gleitet weiter und weiter. Erkennt dann eine kleine Lücke und schiebt mit der Rückhand ein (63.). Florida steht Kopf. Durch das erste Overtime-Tor in den Stanley Cup Playoffs 2024 stellen die Panthers den Zwischenstand in der Sunshine-State-Serie auf 2-0.

„Ich bin einfach vors Tor gefahren, ‚Lundy‘ (Anton Lundell - d. Red.) hat mir genau auf die Kelle gespielt, ich habe mir den Puck auf die Rückhand gelegt und er ist glücklicherweise reingegangen“, beschrieb Verhaeghe die spielentscheidende Szene.

FLA-TBL R1, GM2: Verhaeghe verzögert lange und trifft per Rückhand zum OT-Winner

Wie er in so einer Situation derart ruhig bleiben kann, wurde er auf der Pressekonferenz gefragt. Seine Antwort: „Das ist eine schwere Frage. Ich denke, dass wir als Team recht entspannt sind. Wenn wir in ‚Do or Die‘-Situationen sind, lassen wir alles auf dem Eis, was wir haben. Wir wollen da draußen locker bleiben und Spaß haben. Immer, wenn wir in die Verlängerung gehen, haben wir viel Selbstvertrauen. Wir wissen, dass es in beide Richtungen ausgehen kann, aber am Ende ist es nur ein Schuss, ein Spielzug.“

Nicht nur die Nervenstärke des Siegtorschützen, sondern von der gesamten Mannschaft kommt nicht von ungefähr. „Wenn du verstehst, wie dein Spiel aussehen musst, hast du etwas, an dem du dich festhalten kannst“, erklärte Floridas Trainer Paul Maurice. „Es geht um den Stil, den wir pflegen. Wir haben viele Spieler, die in der Verlängerung getroffen haben. Carter Verhaeghe sollte wissen, dass er in der Overtime treffen kann, denn er hat es zuvor bereits getan. Gleiches gilt für Matthew Tkachuk. Wir haben Jungs, mit guten Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit, weshalb sie sich auf Verlängerungen freuen.“

Auf den Spuren von Sakic und Richard

Verhaeghe ist mit nun 17 Toren der beste Torjäger in Floridas Franchise-Geschichte. Dass der 28-jährige Kanadier einen gewissen Hang zur Dramatik bei gleichzeitiger Nervenstärke hat, zeigen seine fünf Playoff-Treffer in der Overtime, was den drittbesten NHL-Wert hinter Joe Sakic (acht) und Maurice Richard (sechs) darstellt.

„Das sind ein paar gute Spieler“, so Verhaeghe. „Dass ich im selben Atemzug mit diesen Jungs genannt werde, ist verrückt.“

Für Mitspieler Aaron Ekblad ist all das nicht verwunderlich. „Wenn du siehst, wie viel Arbeit er jeden Tag investiert, ist das keine Überraschung“, so der Verteidiger.

Starker Start und ein Monster-Save von Bobrovsky

Die Panthers profitierten auch von einem fulminanten Start ins Spiel. Sie dominierten das Anfangsdrittel mit 13:3 Torschüssen und gingen leistungsgerecht durch Sam Bennett (7.) und Vladimir Tarasenko (16., im Powerplay) in Führung.

Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs kamen die Lightning binnen 4:58 Minutendurch Brayden Point (21.) und Steven Stamkos (26., im Powerplay) zum Ausgleich.

Fortan stand das Spiel auf des Messers Schneide. Die Serie zeigte dabei auch, welch hochklassiges Goalie-Duell sie bietet. Tampas Andrei Vasilevskiy (34 Saves, 91,9 Prozent Fangquote) stoppte einen Unterzahl-Alleingang von Ekblad, um den Spielstand bei 2:2 zu halten (44.). Floridas Sergei Bobrovsky (21 Saves, 91,3 Prozent Fangquote) lag kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit schon bäuchlings auf dem Eis und schien geschlagen, als Matt Dumba das gähnend leere Tor vor sich hatte, doch der Torwart raffte sich in einer drehenden Bewegung auf und parierte sehenswert mit einem eingesprungenem No-Look-Save mit dem Ellenbogen (55.).

„Ich war auf der Bank – und ich war geschockt“, beschrieb Ekblad die Szene aus seiner Sicht. „Es war unglaublich. So etwas willst du sehen.“

FLA-TBL R1, GM2: Bobrovsky zeigt einen spektakulären Monster-Save gegen Dumba

„Bob ist unglaublich“, stimmte Verhaeghe mit ein. „Er ist unser Rückgrat da hinten. Es ist verrückt, denn er weiß mich in jedem Spiel zu verblüffen. Das war ein wichtiger Save zu einem kritischen Zeitpunkt. Es scheint, als wäre er immer zu Stelle, wenn wir ihn brauchen.“

Bobrovsky selbst verwies darauf, dass er diese Parade im Mute der Verzweiflung durchgeführt habe: „Ich habe so viel Körper reingeworfen, wie ich hatte und konnte ihn halten. Das war ein wichtiger Sieg.“

„Beide Torhüter haben überragende Paraden gezeigt. Dieses Spiel hätte auch schon viel früher vorbei sein können“, sagte Tampas Kapitän Stamkos. „Wir haben gedrückt und gedrückt, vielleicht haben wir uns am Ende aber etwas zu weit zurückgelehnt und zu vorsichtig agiert.“

Macht die Nervenstärke den Unterschied in dieser Serie?

Seit 2021 haben die Panthers unfassbare elf Playoff-Overtimes in Folge gewonnen. Die Lightning dagegen verloren im selben Zeitraum elf von zwölf Verlängerungen in den Playoffs. Diese Nervenstärke könnte ein packendes und qualitativ hochwertiges Duell entscheidend prägen.

Die Serie wechselt nun nach Tampa, wo die Lightning für Spiel 3 am Donnerstag (7 p.m. ET; Freitag, 1 Uhr MEZ; live auf NHL.tv) bereits unter Druck stehen.

„Leider befinden wir uns im Rückstand. Es ist eine harte Liga, in der es schwer ist, zurückzukommen. Insbesondere in den Playoffs“, weiß Tampas Trainer Jon Cooper.

„Jetzt liegen wir mit 0-2 zurück und müssen zu Hause ein paar Siege holen“, fügte Stamkos hinzu.

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