WJC roundup 12.30 Stuetzle

Der NHL Draft 2021 ist für den 23. Juli angesetzt. NHL.com/de hält Sie über die aussichtsreichsten Talente und die spannendsten Themen auf dem Laufenden. In dieser Ausgabe: Die deutschen Talente Florian und Moritz Elias.

Am Dienstag startet die DEL in die Playoffs, dabei wird einer der aussichtsreichsten deutschen Kandidaten für den kommenden NHL Draft 2021 auf dem Eis stehen. Stürmer Florian Elias schaffte diese Saison im Alter von 18 Jahren den Sprung in die Stammformation der Adler Mannheim. Der Einsatz als Stammspieler auf DEL-Niveau ist in diesem Alter ohnehin keine Selbstverständlichkeit, doch besonders bei den Adlern fordert diese Leistung Respekt. Schließlich schaffte es Mannheim mit 87 Punkten am Ende der Hauptrunde auf dem ersten Platz der gesamten Liga zu stehen. Elias trug mit drei Toren und fünf Assists zum ersten Platz bei.

"Ich bin persönlich sehr zufrieden", blickte Elias im Interview mit NHL.com/de auf die Saison zurück. "Wir sind auf dem ersten Platz und am Dienstag fangen die Playoffs an. Ich meine, was will man mehr. Klar, das ist eine kuriose Zeit in dieser Saison, aber es geht immer noch um den Titel und schlussendlich will jeder den Titel und ich glaube, da haben wir auch gute Chancen."
Der gebürtige Augsburger lenkte bereits vor der Saison bei der IIHF Juniorenweltmeisterschaft die Aufmerksamkeit der Scouts auf sich. Für die deutsche U20-Nationalmannschaft trat er in der ersten Reihe neben den damals bereits gedrafteten Ausnahmetalenten Tim Stützle (Ottawa Senators) und John-Jason Peterka (Buffalo Sabres) an.
Das Team hätte kaum unter schwierigeren Bedingungen in die WM gehen können. Aufgrund eines Corona-Ausbruchs bei den Eisbären Berlin reisten mehrere Spieler gar nicht an, darunter Tobias Ancicka, der als erster Torwart gesetzt war, und Stürmer Lukas Reichel, der zuvor in der ersten Runde von den Chicago Blackhawks gedraftet worden war. Kurz nach der Ankunft in Kanada wurde bekannt, dass weitere Mitglieder der Nationalmannschaft wegen des Virus in Quarantäne mussten und nicht spielen konnten. Die deutsche Mannschaft verlor unterbesetzt die ersten beiden Spiele.
"Mal abgesehen von der Bubble und von Corona war die WM super", erinnerte sich Elias zurück. "Klar, ich war mit in der Topreihe, aber wir als ganzes Team hatten einfach den Willen. Wir wollten trotz dem, dass wir 14 Spieler waren, einfach beweisen, dass es uns nicht aufhält und unser bestes Spiel machen, egal ob es jetzt gegen die Slowakei ist, oder gegen Finnland oder Kanada. Wir wollten einfach Gas geben und das Beste daraus machen."

Das gelang der Mannschaft. Dank überragender Leistungen der ersten Reihe gewannen sie die nächsten beiden Spiele gegen die Slowakei und die Schweiz und kamen erstmals ins Viertelfinale. Stützle und Peterka belegten in der Scorerliste am Ende mit je zehn Punkten die Plätze vier und fünf, Elias landete mit neun Punkten (4 Tore, 5 Assists) auf dem sechsten Platz und wirkte neben seinen beiden Mitspielern keinesfalls fehl am Platz.
Diese Leistungen brachten ihm einen Platz auf der "Players to Watch"-Liste des NHL Central Scouting Service ein, auf der er ein C-Ranking bekam, also in den späteren Runden des Draft erwartet wird. Wie entspannt der gelernte Center dieses Thema mit seinen Verpflichtungen bei den Adlern und in der Schule jongliert, spricht für seine Reife.
"Klar beschäftigt mich der Draft. Jeder träumt doch davon, irgendwann einmal in der besten der Liga der Welt zu spielen", erklärte Elias trotz der vielen großen Entwicklungen entspannt. "Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Ich konzentriere mich aktuell nur auf die Saison mit den Adlern, parallel mache ich mein Abitur. Mein Ziel ist es, in jedem Spiel Gas zu geben, mich Schritt für Schritt zu entwickeln."
Diese Entwicklung funktioniert bisher offensichtlich, denn Elias ist unter den Finalisten für den Titel als bester Rookie der Saison. Sollte er im Draft gewählt werden, könnte er in den Spuren von Stützle und Moritz Seider folgen und der dritte Mannheimer in Folge werden, der im NHL Draft gezogen wird. Ein Zeichen dafür, dass die Mannheimer Organisation ein besonderes Verständnis dafür hat, junge Talente auszubilden und an den Profi-Bereich heranzuführen.

"Wolfi und Plachti sind natürlich immer für einen da", nannte Elias zuerst die beiden Führungsspieler David Wolf und Matthias Plachta als Unterstützung, lobte aber das gesamte Mannschaftsgefüge. "Aber genauso die anderen. Wenn man zu jemandem geht und fragt, was man besser machen könnte, oder wenn einem Spieler irgendwas auffällt, dann kommt er zu dir und sagt einem, was man machen kann. Zurzeit spiele ich mit Stefan Loibl und Tommi Huhtala, die geben mir auch die ganze Zeit Tipps und Ratschläge. Wir verstehen uns gut. Im Team helfen sich alle gegenseitig. Es gibt nicht den einen Spieler, von dem ich sagen würde, das ist der, der mir immer hilft. Da hilft jeder jedem."
Florian ist aber nicht der einzige Elias, den man in Zukunft in der NHL sehen könnte. Sein jüngerer Bruder Moritz erlebte ebenfalls seine erste DEL-Saison, zu deren Beginn er erst 16 Jahre alt war. Er wurde von Mannheim an die Nürnberg Ice Tigers ausgeliehen und kam so zu Einsätzen gegen seinen Bruder.
"Das war interessant und lustig", so Florian Elias. "Jeder den ich gefragt habe dachte, dass wir die ersten paar Jahre zusammenspielen würden. Aber gegen meinen Bruder zu spielen ist immer eine lustige Geschichte. Ich habe mich immer riesig gefreut gegen ihn auf dem Eis zu stehen."
In Nürnberg brachte es Moritz in 16 Spielen auf ein Tor und einen Assist. Am 14. Januar verdrängte er Marco Sturm als drittjüngster Torschütze der DEL-Geschichte. Das Talent liegt also offenbar in der Familie und Moritz Elias könnte ein ernstzunehmender Kandidat für den NHL Draft 2022 sein. Zumindest für seinen großen Bruder besteht kein Zweifel daran, dass nächstes Jahr erneut ein Elias ein Thema für die Scouts ist.
"Auf jeden Fall. Mein Bruder macht eine sehr gute Entwicklung", lobte der große Bruder. "Klar, er ist jung, aber er hat jetzt seine ersten Spiele in der DEL gemacht. Ich kenne meinen Bruder, der wird nicht aufgeben. Der wird sogar noch mehr arbeiten und bereitet sich schon auf den Draft vor. Ich denke schon, dass er ein Kandidat dafür sein wird."