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Moritz Seider war selbst überrascht, als er beim NHL Draft 2019 schon an sechster Stelle von den Detroit Red Wings gedraftet wurde. Deren General Manager Steve Yzerman wollte sich die Dienste des deutschen Verteidigers unbedingt sichern. Seit dieser Saison, seiner ersten in der NHL, zeigt Seider, warum Yzerman ihn haben wollte. Im Oktober wurde er gleich zum Rookie des Monats gewählt. In einem regelmäßigen Blog wird Seider exklusiv für NHL.com/de über seine Erfahrungen und Erlebnisse in seiner ersten NHL-Saison berichten.

Hier die erste Ausgabe:
Schon als ich im Sommer in Detroit ankam, war es ein ganz anderes Feeling als vor zwei Jahren beim ersten Trainingscamp. Als ich im Flieger im Anflug auf die Stadt war, hat es richtig gekribbelt und ich war voller Vorfreude, konnte es kaum erwarten, dass es losgeht. Die Jahre zuvor war es eher so, dass man mal reinschnupperte. Ich war ziemlich aufgeregt, doch ich hatte mir ein klares Ziel gesetzt, endlich den nächsten Schritt zu machen. Das hat rückblickend super geklappt.
Die Jungs haben mich super gut aufgekommen und ich fühle mich unheimlich wohl hier. Ich wohne ein Stück außerhalb, ca. 30 Minuten weg vom Zentrum, aber das ich alles sehr schön und familienfreundlich. Es ist eine gute Gegend und es macht auch jeden Tag Spaß, in die Arena zu kommen.

DET@BUF: Seider schießt das entscheidende Tor

Die Neulinge müssen natürlich eine Taufe durchlaufen, aber die steht mir und den anderen noch bevor. Wahrscheinlich wird das der Fall sein, wenn wir in Kürze erstmalig auf einer längeren Auswärtstour sind. Es gehört irgendwie dazu, aber ich freue mich auch darauf, was wir dann machen müssen. Um die anderen Kleinigkeiten, wie Scheiben einsammeln und so, komme ich auch nicht herum.
Ich denke, die letzten zwei Jahre mit der AHL und in Schweden haben meiner Entwicklung sehr gutgetan und einen großen Anteil daran, dass ich so gut in die NHL-Saison starten konnte. Sie haben einen entscheidenden Einfluss, dass ich jetzt bereit bin und der Mannschaft auch helfen kann zu gewinnen. Das versuche ich jeden Tag auf das Eis zu bringen und am Spieltag zu zeigen. Mal gelingt das natürlich besser und mal weniger, aber im Großen und Ganzen bin ich da schon weit, wenn es darum geht, konstanter in den guten Leistungen zu werden.
Eine wichtige Rolle spielt das Selbstvertrauen. Das muss man sich bewahren und eine gesunde Portion davon haben, aber gleichzeitig am Boden bleiben, um immer wieder auch die kleinen Dinge richtig zu machen.
Das ist auch eine mentale Geschichte, nicht in die Arroganz abzudriften.

CHI@DET: Seider zieht ab und trifft

Ich versuche mir immer wieder klar zu werden, welchen Weg ich noch vor mir habe und dass es zwar ein Superstart war, aber ich jeden Tag hungrig auf mehr sein muss. Ich freue mich schon wieder auf die nächsten Spiele und will auch da meine Leistung bringen und möglichst davon gewinnen.
Ich spüre schon jetzt, dass das Programm in der NHL ein ganz anderes ist. Dadurch ist die Trainingsbelastung zwar geringer und anders. Es geht häufig an den spielfreien Tagen um Erholung. Aber man merkt schon den großen Unterschied. Wir haben genauso viele Spiele wie einige DEL-Klubs und die haben über einen Monat vor uns mit der Saison begonnen. Es ist ein Hammerprogramm, aber dafür machen wir das ganze und darauf haben wir uns den kompletten Sommer vorbereitet. Da gibt es kein Lamentieren.
Etwas überrascht war ich darüber, wie routiniert die großen Superstars sind und wie sie jeden Tag oder jedes Spiel einfach performen und ihre Leistung abliefern. Es gibt als Leistungsträger keine Ausreden mehr und das versuche ich mir Schritt für Schritt anzueignen und in meinen Alltag zu integrieren.
Von daher war es auch interessant, das erste Mal gegen Leon Draisaitl anzutreten. Es ist schon faszinierend, welche Fähigkeiten er entwickelt hat, bis zu drei Spieler auf sich zu ziehen, so für Räume der Mitspieler zu sorgen und dann den entscheidenden Pass zu ihnen durch die Lücke zu spielen. Auf der anderen Seite wird er von Connor McDavid auch gefüttert und dann ist Leon ein eiskalter Goalgetter. Das steht außer Frage und deswegen waren wir unheimlich froh, dass wir eine ordentliche Performance gegen die beiden und die Edmonton Oilers abgeliefert haben.

Moritz über NHL Draft, Adler u. das Camp in Detroit

Super war auch, dass wir alle ihrer überragenden Powerplays gekillt haben und ich dann auch noch zum Abschluss mein zweites Tor erzielen konnte.
Der erste Treffer von mir war ein schönes Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Es war noch dazu das Siegtor in der Overtime gegen die Buffalo Sabres am vergangenen Samstag. Ich habe die Scheibe relativ schnell nach meiner Einwechslung bekommen und wollte sie nur unverzüglich in die offensive Zone bringen. Ich wollte sie eigentlich nur abschirmen und auf Hilfe warten. Plötzlich bin ich immer näher ans Tor rangekommen und stand schließlich davor. Dann dachte ich, dass es im Training auch immer ganz gut geklappt hätte, von dort die lange Seite anzuvisieren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dass es jetzt auch im Spiel funktioniert hat.
Überhaupt ist es toll, wie sich die Mannschaft bis jetzt gefunden hat.
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Ich denke, wir stehen zurecht ganz gut da. Wir haben große Schritte in unserer Entwicklung gesehen und wir sind noch lange nicht am Ende angekommen. Wir wollen allen zeigen, dass wir mithalten können und uns weiterentwickelt haben. Wir haben in der Kabine klare Ziele und dabei ist uns erst einmal egal, was die anderen von uns denken. Trotzdem wollen wir die Leute, die die Red Wings in den letzten Jahren abgeschrieben und nicht mehr an uns geglaubt haben, beeindrucken und zeigen, dass wir in Detroit als Mannschaft trotzdem wieder gutes und erfolgreiches Eishockey spielen können.
Eine Riesenehre für mich ist, dass ich einer von drei Spielern, zusammen mit Leon und Philipp Grubauer bin, die für Deutschland bei Olympia 2022 spielen sollen. Ich freue mich unheimlich. Es ist ein Traum, der damit frühzeitig in Erfüllung gehen könnte, dass man irgendwann mal bei Olympia dabei sein kann. Ich sehe es aber auch nicht als Freifahrtschein, sondern als eine große zu tragende Verantwortung und Wertschätzung. Es werden natürlich andere Olympische Spiele als die letzten sein. Das muss man ehrlicherweise vornewegschicken. Die Erwartungen müssen angemessen sein. Wir müssen in den Spiegel schauen und uns realistisch einschätzen. Wenn wir das tun, dann ist trotzdem alles möglich für uns. Deshalb freue ich mich auf diese Herausforderung.