Belfast Giants Ice Hockey

Nathan Robinson ist ein ehemaliger NHL-Spieler und dreimaliger DEL-Meister. Der ehemalige Stürmer stand während seiner aktiven Karriere für Athletik und Schnelligkeit, spielte in zehn verschiedenen Ländern und arbeitet heute als Powerskating- und Skills-Trainer in Deutschland. NHL.com/de unterhielt sich bei den NHL Global Series in Stockholm/Schweden lange mit Robinson und teilt seine Geschichte in einer zweiteiligen Serie.

In der heutigen Ausgabe: Vom Spieler zum Trainer – Robinsons bunte Karriere

Nathan Robinson wurde in Scarborough, nordöstlich von Toronto, in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Er wurde nie gedraftet, empfahl sich aber über die OHL (Belleville Bulls), ECHL (Toledo Storm) und AHL (Grand Rapids Griffins), um sich einen Lebenstraum zu erfüllen: Das erste Spiel in der NHL in der Saison 2003/04 für die Detroit Red Wings.

Belfast Giants Ice Hockey

Ein Traum wird wahr: Robinson schafft es in die NHL

„Manchmal blicke ich zurück und kann kaum glauben, dass das tatsächlich passiert ist, auch, weil es schon so lange her ist“, sagte Robinson im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de kopfschüttelnd, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich bin in der Weihnachtszeit in die NHL berufen worden. Ich wurde nie gedraftet, war auch noch ein Free Agent und hatte eine andere Hautfarbe. Ich hatte also kaum eine Chance und nur ein kleines Fenster, um diese zu nutzen.“

Der pfeilschnelle farbige Stürmer gab also sein Debüt im Spiel gegen die New York Islanders. Ein Moment, den der heute 41-Jährige nie vergessen wird. „Ich war super-nervös und bin beim Warmup hingefallen, weil ich auf einen Puck getreten bin“, lacht Robinson. 

Robinson spielte die meiste Zeit in Nordamerika in der AHL, durfte aber fünfmal für die Red Wings in der NHL auflaufen. In der Saison 2005/06 kamen noch einmal zwei Partien für die Boston Bruins hinzu. 

„Das war das Jahr in dem Marco Sturm nach Boston getradet wurde“, erinnert sich Robinson. „Ich habe dort sogar mit ihm in einer Reihe gespielt. Er ist eine tolle Persönlichkeit. Damals war es schwierig mit nur ein paar Minuten Eiszeit pro Spiel, in denen ich überzeugen musste. Obwohl ich andere Fähigkeiten hatte, musste ich die Pucks immer tief schießen und körperlich spielen, dabei war ich ein eher kleiner Spieler.“

Nathan Robinson

Drei DEL-Meisterschaften in Folge

In der Spielzeit 2006/07 schlug der 1,75 Meter große Angreifer deshalb ein neues Kapitel auf: „Mein Agent hat mir empfohlen, nach Europa zu wechseln, dort ein bisschen Geld zu verdienen, eine Meisterschaft zu holen und im nächsten Jahr in die NHL zurückzukommen“, berichtet Robinson. Die Adler Mannheim bemühten sich um Robinson und überzeugten das Kraftpaket vor Ort. Also ging es für Robinson nach Deutschland.

„Beim Flug nach Frankfurt habe ich die ganzen Häuser mit den roten Ziegeldächern gesehen und mich gefragt, wo ich hier wohl landen würde. Wir waren danach auf der Autobahn unterwegs, es hatte geregnet und wir sind so schnell gefahren. Ich hatte richtig Angst“, lacht Robinson. „Ich habe mir gedacht: Ich schaue mir das mal ein Jahr an. Der erste Monat war schwer, auch wegen der Sprache. Ich hatte ein großes Haus, ein Auto, aber mein Telefon ging nicht. Meine Freunde und meine Freundin waren nicht zu erreichen. Ich wollte aber einfach noch einen Monat durchhalten. Mannheim und seine Fans haben mich herzlich willkommen geheißen, also habe ich mich dazu entschieden, trotzdem zu bleiben. Am Ende sind wir Meister geworden.“

In den nächsten zwei Jahren trug Robinson das Trikot der Eisbären Berlin, wo er zwei weitere Meisterschaften feiern durfte. Er gewann somit drei DEL-Titel in Folge.

Boston Bruins v Philadelphia Flyers

Acht Länder in acht Jahren

Danach wurde der Kanadier zum Wandervogel: Nach seiner Zeit bei den Adlern Mannheim ging es über Finnland und Österreich zurück nach Deutschland, wo Robinson unter Trainer Uwe Krupp spielte. Es folgten Stationen in England, Nordirland, Tschechien, Belarus, Deutschland (Bayreuth Tigers, DEL2) und in der Slowakei.

„Ich wollte in anderen Ländern spielen und andere Kulturen erleben. Ich habe mich immer wieder angepasst“, so Robinson. „Es gab immer wieder Hindernisse, egal ob es an der Hautfarbe lag oder nicht. Ich wollte das nicht als Entschuldigung nehmen und musste mich immer wieder anpassen.“

Nach den Anfängen in Kanada und den USA spielte Robinson innerhalb von acht Jahren in acht verschiedenen Ländern. 

Als „Hire und fire“ (angeheuert und gefeuert werden) bezeichnet Robinson diese turbulenten Jahre in der Rückschau. „Hockey ist ein Geschäft und das war es auch damals. Ich habe mich daran gewöhnt, nicht mehr reinzupassen oder plötzlich einen Trainer zu haben, der anders geplant oder auf andere Spieler gesetzt hat. Mal war ich wie ein Rockstar, mal habe ich falsche Entscheidungen getroffen oder nicht mehr ins System gepasst.“

Die letzten Jahre seiner aktiven Karriere verbrachte Robinson wieder in Deutschland, wo er in der dritten Liga abwärts zum Einsatz kam.

Nottingham Panthers v Hamburg Freezers - Champions Hockey League

Robinson bleibt in Deutschland und unterstützt die nächste Welle

Nachdem er seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt hatte, entschied sich Robinson in Ostdeutschland zu bleiben. „Ich bin wegen meinen Kindern geblieben“, erklärt er. „Ein Kind ist in Prag, das andere in Deutschland zur Welt gekommen. Es ist also der richtige Ort für mich. Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut mit einer Fitness-Firma für Athletiktraining mit verschiedenen Kunden aus der DEL, DEL2, auch Teams aus Tschechien und andere Nachwuchsteams. Ich war gleichzeitig auch Juniorentrainer in Leipzig. Derzeit bin ich auch noch Skills- und Powerskating-Trainer bei den IceFighters Leipzig in der Oberliga.“

Derweil stehen schon Robinsons Söhne in den Startlöchern. Beide könnten wie ihr Vater den Weg eines Profisportlers einschlagen. 

„Sie sind drei und fünf Jahre alt. Der Jüngere ist sehr sportlich und athletisch, er wird sicher etwas in diese Richtung machen. Der Ältere hat schon Hockey gespielt, zwischenzeitlich etwas weniger, dafür jetzt aber umso mehr. Er lebt in Tschechien. Man kann sehen, dass beide Potenzial haben, was ich unterstützen möchte, ohne sie dabei zu drängen. Das Skating habe ich ihnen schon früh beigebracht, ich mache auch viel Gymnastik mit ihnen“, beschreibt Robinson mit einem Lächeln auf den Lippen und mit einem Strahlen in den Augen. „Mein Leben dreht sich jetzt um meine Kinder, alles andere ist nachrangig. Es wäre toll, wenn ich sie eines Tages Hockey spielen sehen würde. Meine Rolle als Vater ist, dass ich sie anleiten und ein Botschafter sein kann und ihnen etwas von meinen Fähigkeiten und meiner Erziehung beibringen kann. Ich möchte sie auch in den Dingen unterstützen, die ich damals hätte besser machen können.“

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