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Wer hätte das gedacht? Die Vancouver Canucks starteten 2023/24 als Top-Team in der Pacific Division (50-23-9, 109 Punkte) durch und drangen in den Stanley Cup Playoffs bis in die 2. Runde vor. Zunächst räumten die Canucks die Nashville Predators aus dem Weg (4-2), dann aber war in sieben Spielen gegen den späteren Finalisten Edmonton Oilers Schluss (3-4).

Zurück blieb ein bittersüßes Gefühl, über das Vancouvers Schweizer Stürmer Pius Suter (reguläre Saison: 67 Spiele, 14-15-29; Playoffs: 13 Partien, 2-1-3) im Rahmen der European Player Media Tour in Prag/Tschechien mit NHL.com/de sprach. Im exklusiven Interview erzählte der 28-Jährige aus Wallisellen auch von schwierigen Gegenspielern, starken Mitspielern und seine Zukunftspläne…

Suters schönste Tore der Saison 2023/24

Hallo Pius! Wie würdest du deine erste Saison in Vancouver einstufen?
Ich würde sagen, dass es ziemlich gut war. Solide. Ich war auch glücklich mit dem Erfolg als Mannschaft.

Persönlich warst du mit deinen Statistiken auf Kurs für ein Karriere-Jahr, vielleicht hat eine Verletzung das ein wenig gebremst, trotzdem war es eine starke Leistung. Wie siehst du das?
Ja, ich würde zustimmen. Ich glaube, in Sachen Statistiken wäre auch ein bisschen mehr drin gewesen. Aber was das Spielerische angeht, war es ziemlich gut.

Die hast schon in ein paar interessanten NHL-Märkten gespielt, mit großen Fangemeinden und viel Geschichte. Wie würdest du Vancouver diesbezüglich als NHL-Stadt einordnen?
Es ist fantastisch. Natürlich insbesondere in den Playoffs. Das war unglaublich. Die ganze Stadt hat mitgefiebert, überall war zu sehen, wie begeistert die Leute und die Fans waren. Auch in den anderen beiden Märkten, in denen ich gespielt habe, war die Liebe für Hockey ebenfalls groß. Aber das war ein anderes Level.

WPG@VAN: Suter mit einem Tor

Wenn wir schon über die Playoffs sprechen. Diese sind nicht so verlaufen, wie ihr es euch gewünscht hättet, obwohl ihr stark gespielt habt für ein Team, das in den letzten Jahren kaum Erfolge in den Playoffs erzielt hatte. Wie blickst du auf diese Serie gegen ein schwer zu bespielendes Team der Edmonton Oilers zurück?
Ja, das war schwierig. Wir haben gut gespielt, sind bis in ein Spiel 7 vorgedrungen, liegen dann zu Hause recht schnell mit 0:3 zurück und sind dadurch hinterhergelaufen, was wir nicht wollten. Am Ende sind wir noch einmal nah herangekommen, aber es war bitter. Ich trage das noch immer ein wenig mit mir herum. Natürlich haben viele Teams das Gefühl, es schaffen zu können. Wir haben zwar für viele schöne Erinnerungen gesorgt, trotzdem ist es schmerzhaft, zurückzuschauen.

Du standest immer wieder Connor McDavid und Leon Draisaitl gegenüber, in jedem Spiel, egal ob bei 5-gegen-5 oder im Powerplay. Was hast du von ihrem Level und Talent lernen können und hast du herausgefunden, wie man sie stoppen kann?
Sie auszubremsen oder gar zu stoppen ist sehr schwierig. Man kann versuchen, es ihnen so schwer wie möglich zu machen. Sie spulen viele Minuten ab, also willst du ihnen auf lange Sicht eine harte Zeit bereiten. Klar, ist das die größte Herausforderung, der du dich stellen kannst. Es macht aber auch Spaß. Du willst es annehmen, das Beste aus dir herausholen, auch wenn es schwer ist. Es gibt längere Phasen, an denen du nicht am Puck bist.

Ist es leichter oder schwerer, ihnen von Spiel zu Spiel oder erst wieder nach einigen Monaten zu begegnen?
Ich glaube, es ist schwieriger, hintereinander gegen sie zu spielen. Schon alleine deshalb, weil mehr auf dem Spiel steht als in einem Spiel 52 in der regulären Saison. In den Playoffs bedeutet es viel mehr, du spielst trotz Verletzungen und alle diese Dinge. In jedem Spiel kann sich das Momentum schnell drehen, insbesondere wenn diese beiden Spieler auf dem Eis sind.

Lass uns auf dein Series-Clinching-Goal gegen die Nashville Predators zurückblicken. Wie hat sich dein so wichtiges Tor angefühlt?
Ich habe den Puck kommen sehen und habe ihn nicht einmal hochbekommen, er ist einfach über das Eis gerutscht. Danach war es ein Hoffen und Bangen auf der Bank. Wir hatten ja auch noch eine Strafe gegen uns bekommen. In den Minuten nach meinem Treffer habe ich es irgendwie ausgesessen, denn ich bin ein bisschen nervös geworden. Das Tor selbst war natürlich sehr cool. Ich bin froh, denn es war ein schweres Spiel, denn sie haben viele Schüsse geblockt und vor ihrem Tor richtig gut aufgeräumt. Es war eine große Erleichterung für uns, denn sie hatten viele gute Chancen in dieser Serie, die sie nicht genutzt haben. Es so zu beenden war wichtig.

VAN@NSH R1, Sp6: Suter nutzt die Vorlage von Boeser und bringt die Canucks in Führung

Letzte Saison hast du mit Elias Pettersson zusammengespielt. Dein Trainer hat gesagt, dass es sofort eine gute Chemie zwischen euch beiden gab. Hast du das auch direkt gespürt?
Ja, ich denke, wir haben gut miteinander harmoniert. Über die komplette Saison habe ich ihn schon in anderen Reihen spielen sehen und wusste, was er kann und dass er da draußen gute Dinge leisten kann, so wie er sich bewegt. Man muss diese Art von Spielern einfach ergänzen. Ich glaube, dass wir uns gut gefunden haben. Wir haben gute Wechsel gespielt.

Trotz seines Könnens hatte er ein paar Probleme in den Playoffs. Glaubst du, dass ihn das antreiben wird, es nächstes Jahr besser zu machen?
Man muss einfach den Kopf ausschalten und Hockey spielen. Ich mache mir um ihn keine Sorgen. Er ist so ein guter Spieler. An diesen Punkt und auf dieses Level kommst du nicht aus dem Nichts. Es ist immer schwer, wenn du durch harte Zeiten gehen musst, aber ich sorge mich überhaupt nicht um ihn.

Was wird Neuzugang Jake DeBrusk der Mannschaft geben können?
Er ist natürlich ein sehr guter Spieler: Er kann Tore schießen und ist ein großer Spieler. Soweit ich mich erinnern kann, war es immer schwer, gegen ihn und die Boston Bruins zu spielen. Er wird uns helfen. Wir werden sehen, wie es läuft, aber er wird uns definitiv weiterhelfen.

TOR@BOS R1, Sp1: DeBrusk erzielt noch ein Tor

Glaubst du, dass er Pettersson helfen kann, wieder über 100 Scorerpunkte zu sammeln? Canucks-GM Patrik Allvin hatte entsprechende Hoffnungen geäußert…
Ich denke schon, dass die Idee hinter dieser Verpflichtung war, dass beide gut zusammenspielen können. Beide sind sehr gute Spieler, sind bereit, miteinander hart zu arbeiten, es wird sich also von selbst regeln. Elias kann die 100-Punkte-Marke wieder knacken. Diese Qualität wird immer da sein. Beide werden also gut zusammen funktionieren.

Filip Hronek scheint einen großen Schritt gemacht zu haben und immer bekannter zu werden. Mit Quinn Hughes in einem Verteidiger-Paar zu spielen, hat da sicher geholfen. Du spielst schon ein paar Jahre mit Filip zusammen, was macht ihn zu einem guten Abwehrspieler und Teamkollegen?
Er kann den Puck schnell bewegen, er erkennt die freien Spieler und versucht nicht zu viel. Vorne hat er auch einen richtig guten Schuss, der ein wenig unterschätzt ist. Zusammen mit Quinn, der ein überragender Puck-Mover ist, bekommen sie viele Schüsse durch und kreieren viele Chancen. Filip kann einfach alles und hat diesen Biss in sich.

Du gehst in dein letztes Vertragsjahr. Was erhoffst du dir von Vancouver? Und wie schauen deine Pläne aus: Bleiben oder den eigenen Marktwert nach oben schrauben?
Ich liebe es, in Vancouver zu spielen. Ich mag es wirklich sehr hier. Wir werden sehen, wie es ausgeht. Ich konzentriere mich darauf, wieder gut zu spielen, mit dem Team Erfolg zu haben und gut zu starten. Auch persönlich, aber das eine geht normalerweise Hand-in-Hand mit dem anderen: Wenn die Mannschaft gut spielt, dann spielt jeder gut. Alles andere wird sich zeigen. Vielleicht gibt es im Sommer noch einen Punkt, an den man sich zusammensetzt.

Beende diesen Satz: Die Canucks gewinnen den Stanley Cup, wenn…
Die cleverste Antwort ist: „Wenn wir alle vier Serien gewinnen.“ Aber im Ernst: Wenn wir als Team füreinander spielen und die richtigen Dinge machen.

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