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In Nordamerika ist der März der Women's History Month. In diesem Monat soll die wichtige Rolle der Frauen für die Gesellschaft in den Fokus gerückt werden. NHL.com/de nimmt das zum Anlass, intensiv über Frauen im Eishockey zu berichten, deren wichtige Beiträge aufzuzeigen, verschiedene Blickwinkel auf dieses Thema zu ermöglichen und sie zu inspirieren und zu ermutigen.
In dieser Ausgabe zum Internationalen Frauentag: Julia Zorn, Eishockey in allen Facetten

Julia Zorn ist eines der Gesichter des deutschen Frauen-Eishockeys: Die ehemalige Nationalspielerin spielt bis heute in der höchsten deutschen Spielklasse DFEL für den ESC Planegg, doch damit lange nicht genug: Die 33-jährige Stürmerin geht auch in einer Herren-Mannschaft aufs Eis, trainiert hauptberuflich ein Nachwuchsteam und ist auch noch als NHL-Expertin für Sky Sport im Einsatz. Kurzum: Zorn erlebt Eishockey in allen Facetten.
Ein Leben für Eishockey
"Eishockey spielt nach wie vor eine große Rolle in meinem Leben", sagt Zorn im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de. "Ich habe damals mit sechs Jahren angefangen, der Sport hat mich von Anfang an fasziniert und begeistert. Mir gefällt es, als Gemeinschaft etwas zu erreichen, aber auch negative Erlebnisse durchzustehen. Es ist schön, dass ich nach wie vor hauptberuflich im Eishockey arbeiten darf. Die Begeisterung für diesen Sport wird sich nie ändern!"

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Zorn ist Franchise-Spielerin beim ESC Planegg, mit dem sie siebenmal Deutscher Meister wurde. In der deutschen Nationalmannschaft trug sie nicht nur den Bundesadler, sondern auch das "C" als Kapitänin auf den Trikot und vertrat Deutschland bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Bis heute verbringt die in Gräfelfing geborene Oberbayerin jede freie Minute auf dem Eis: So stürmt sie auch für die Herrenmannschaft des TSV Schliersee und trainiert den Nachwuchs des HC Landsberg.
"Jetzt ist der HC Landsberg mein Arbeitgeber, was eine 40-Stunden-Woche oder mehr bedeutet. Ich betreue den gemischten Nachwuchs hauptsächlich in der U9 und der U11 und mache das Athletiktraining von der U7 bis zur U20. Ich glaube, ich kann anderen Leuten etwas auf den Weg mitgeben", sagt sie.
Seit letzter Saison war Zorn auch als Expertin im TV zu sehen, darunter bei NHL-Spielen für Sky Sport. "Das gefällt mir mega gut", so Zorn. "Es ist interessant, diesen Sport nochmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Natürlich dreht sich alles um dasselbe, aber die Blickwinkel sind verschieden. Auch die NHL ist nochmal eine andere Liga."
Kampf gegen Vorurteile und eine positive Entwicklung
Durch ihr vielseitiges Engagement ist Zorn zu einem der Gesichter des Frauen-Eishockeys in Deutschland aufgestiegen. "Ich finde nicht, dass ich das bin und das macht mich ganz verlegen", sagt Zorn darauf angesprochen. "Ich sehe mich aber schon in der Verantwortung, diesen Sport voranzutreiben. Der Zugriff und die Bedingungen als Kind waren nicht immer ganz optimal. Jetzt kann man sich entweder darüber beschweren, oder es verbessern. Ich kämpfe also für das große Ganze."
Als Zorn mit dem professionellen Eishockeyspielen begann, galt es noch gegen viele Vorurteile zu kämpfen: "Früher im Nachwuchs war ich oft das einzige Mädel. Eine Frage, die damals immer gestellte wurde, war: 'Was? Das gibt es auch für Frauen?' Leider gibt es diese Fragen auch heute noch. Frauensport hatte immer sehr zu kämpfen, auch im Fußball. Ich glaube, dass noch viel in Klischees gedacht wird. Mit diesen Vorurteilen haben aber auch Männer, beispielsweise im Ballett, zu kämpfen."

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Trotzdem sieht Zorn das deutsche Frauen-Eishockey auf einem guten Weg: "Es hat in den letzten fünf Jahren nochmal einen ganz schönen Sprung gemacht und sich extrem entwickelt. Das Spiel ist schneller und technisch besser geworden. Auch die Bedingungen haben sich verändert und professionalisiert. Ich finde auch, dass wir mittlerweile ein anderes Standing haben."
Zorn sieht auch die Spielerinnen selbst in der Pflicht
Diesen positiven Trend möchte auch Zorn weiter vorantreiben - und nimmt unter anderem ihre Kolleginnen in die Pflicht: "Als aktive Person kann es einem nie schnell genug gehen. Was immer hilft, um sichtbar zu werden, ist sportlicher Erfolg. Durch eine gestiegene mediale Präsenz kommen mehr Leute mit dieser Sportart in Kontakt, was auch hilft, Sponsoren zu erreichen. Ich sehe es deshalb auch als Pflicht einer jeden Spielerin, Eigeninitiative zu ergreifen und sich beispielsweise in den Sozialen Medien zu präsentieren und Aufmerksamkeit zu schaffen, zu zeigen, was wir da eigentlich machen. Die Resonanz ist positiv: Viele sind beeindruckt."
Als Triebfeder wirken auch Frauen, die mittlerweile tragende Rollen im Männer-Eishockey spielen. Cammi Granato (Vancouver Canucks) oder Hayley Wickenheiser (Toronto Maple Leafs) arbeiten als Assistant General Manager in der NHL. Jessica Campbell (Coachella Valley Firebirds, Farmteam der Seattle Kraken) ist Assistenztrainerin in der AHL und war bei der letzten WM als Co-Trainerin der deutschen Männer-Nationalmannschaft hinter der Bande.
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Nicht die einzigen Beispiele, wie Zorn betont: "Als Kendall Coyne damals beim NHL Fastest Skater Contest diese schnelle Runde gelaufen ist, waren alle überrascht und haben gesehen, dass auch Frauen gut sind und wie viel Potenzial in uns steckt. Die Arbeit, die alle diese Frauen in den letzten Jahren leisten, finde ich sehr überzeugend. Es hat gezeigt, dass es nicht nur eine Ausnahme, sondern ein Trend ist. Das finde ich super. Am Ende geht es immer um Leistung - und diese Frauen wären nicht in dieser Position, wenn sie nicht gut wären."