RocketRichard

Während der Saison 2019/20 wird das Team von NHL.com/de jeden Samstag in der Rubrik "Writers' Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Wie hat sich der Kampf der besten Torjäger der Liga zuletzt entwickelt?

An Top-Torjägern hat es in der NHL noch nie gemangelt. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigte zudem, dass die Saison-Ausbeute der Stars konstant hoch lag, der Kreis der Anwärter auf die Maurice 'Rocket' Richard Trophy, die am Ende einer jeden Spielzeit der beste Torjäger der NHL erhält, unverändert spektakulär besetzt ist. Der Trend zu mehr Athletik und mehr Tempo hat den Torjägern offenkundig in Sachen Torquote nicht geschadet.
Aktuell liegt Alex Ovechkin von den Washington Capitals mit 40 Saisontreffern im Rennen der besten Torjäger gemeinsam mit Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs knapp vorne (Stand vom 7. Februar 2020). Dahinter lauert David Pastrnak von den Boston Bruins mit 38 erzielten Treffern.
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Alle drei haben nicht nur noch die realistische Chance auf die Trophäe, sie können auch noch immer gut und gerne die magische 50-Tore-Grenze durchbrechen, die in den vergangenen Jahren stets als Gradmesser galt.
Die Maurice Richard Trophy wird seit dem Jahr 1999 verliehen. Namensgeber Maurice Richard gewann fünf Mal den Titel als erfolgreichster Torjäger der regulären Saison und war zudem der erste Spieler der 50 Treffer in einer Spielzeit erzielte. Seit 2008 hieß der Sieger acht Mal Ovechkin.
Es stellt sich einmal mehr die Frage, wer sich am Ende in dieser Kategorie durchsetzen wird unter Berücksichtigung, wie sich der Wettstreit um die Torjägerkrone in den vergangenen Jahren dargestellt hat.
Unsere Autoren haben das in dieser Woche diskutiert:
Robin Patzwaldt:Aus meiner Sicht ist der tatsächliche Wert eines Spielers für eine Mannschaft gar nicht so sehr über die Anzahl seiner erzielten Tore definiert. Faktoren wie Teamgeist und Zusammenspiel mit den Mitspielern finde ich persönlich viel entscheidender, um die Leistung eines Aktiven zu bewerten, auch eines Stürmers. Da dies nicht messbar und objektiv zu vergleichen ist, gilt natürlich die reine Anzahl der erzielten Tore in der Öffentlichkeit immer als wichtigster Gradmesser für die Qualität eines Stürmers.
So gesehen ragt Alex Ovechkin im modernen Eishockey einfach weit heraus. Ich tippe auch darauf, dass er die Trophäe in diesem Jahr erneut gewinnen wird. Seine Spielweise ist einfach spektakulär und seit Jahren fast immer ein besonderer Höhepunkt einer jeden Begegnung mit seiner Beteiligung.

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Der Medienhype rund um sein 700. Karriere-Tor wird ihm einen zusätzlichen Schub verleihen, so dass er am Ende klar vor der Konkurrenz einlaufen wird, wenn er sich nicht noch verletzen sollte. Es ist zu hoffen, dass ihm ein solches Schicksal erspart bleibt.
Der Fakt, dass die NHL in den vergangenen Jahren ziemlich konstant Bestwerte ihrer Torjäger von rund 50 Treffern aus den Vorrundenspielen aufzuweisen hatte, spricht für die Topstars. Ungeachtet der Tatsache, dass diese auch in Zeiten, in denen es immer besser vorbereitete Gegner gibt, die fitter und schneller sind als jemals zuvor in der langen Ligageschichte, halten sie die Trefferanzahl erstaunlich hoch.
Und seien wir mal ehrlich, die Liga braucht solche Aushängeschilder, die Abend für Abend für Spektakel sorgen. Ich denke, da sind wir uns sicherlich einig.
Bernd Rösch: So wie wir Alex Ovechkin kennen, sprüht er voller Ehrgeiz, nicht nur die 700-Tore-Marke zu knacken, sondern sich auch zum neunten Mal in seiner sagenhaften Karriere die Torjägerkrone aufsetzen zu lassen. Im dritten Jahr in Folge würde er als bester Torschütze der Liga die Saison abschließen, und das im Alter von 34 Jahren. Sagenhaft!
Wer ihn auch herausfordert, Ovechkin pariert. 2017/18 war es mit 44 Treffern der 20-jährige Patrik Laine von den Winnipeg Jets, doch Ovechkin brachte es auf 49 Tore. Im Jahr darauf hatte sich die russische Tormaschine mit dem deutschen Stürmer der Edmonton Oilers Leon Draisaitl auseinanderzusetzen. Dem damals 23-jährigen Kölner gelangen 50 Tore, doch Ovechkin setzte noch einen drauf. In der laufenden Saison sah es lange danach aus, als würde ihm David Pastrnak von den Boston Bruins enteilen. Zum Jahreswechsel hatte der 23-jährige Außenstürmer 29 Tore auf seinem Konto und damit fünf mehr als Ovechkin als Vierte in der Torjägerliste.

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Und nun? Der Russe rangiert mit 40 Toren gemeinsam mit dem erst 22-jährigen Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs erneut an der Spitze der Liste.
Alexander Gammel: Ovechkin ist natürlich erneut einer der Favoriten und ich erwarte ihn am Ende auf Platz eins. Er wird zwar nicht jünger, dennoch sehe ich ihn auch in den kommenden Jahren als einen der absoluten Favoriten. Er wird es aber nicht leicht haben, denn wie bereits von Bernd angesprochen, fordern ihn immer mehr unglaublich talentierte junge Spieler heraus.
Draisaitl, Pastrnak, Laine und Matthews wurden bereits genannt. Es gibt aber noch weitere Spieler, die man nicht außer Acht lassen sollte. Sebastian Aho von den Carolina Hurricanes könnte in näherer Zukunft die Trophy holen, ebenso wie Nathan MacKinnon, und Draisaitls Teamkollegen Connor McDavid ist ohnehin alles zuzutrauen.
Zudem sollte man Spieler nicht vergessen, die bereits starke Werte liefern, obwohl sie keine so hochklassigen Mitspieler und Vorbereiter an ihrer Seite haben, wie etwa Ovechkin mit Nicklas Backstrom. An erster Stelle steht da Jack Eichel, der trotz der relativ schwachen Offensive der Buffalo Sabres mit 31 Toren auf Platz vier liegt. Bei den Vancouver Canucks verdient Elias Pettersson erwähnt zu werden, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht.

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Eine geniale Entwicklung für die Spannung dieses Rennens ist außerdem, dass insgesamt mehr Tore fallen. Ovechkins 51 Tore aus der vergangenen Saison wurden seit 2010/11 nur zwei Mal überboten, einmal von ihm selbst mit 53 Toren, ein weiteres Mal von Steven Stamkos mit 60 Treffern.
Um die Grenze von 50 Toren zu erreichen, ist bei 82 Spielen ein Durchschnitt von 0,61 Toren pro Spiel nötig. Diesen haben mit Ovi, Matthews, Pastrnak und Eichel aktuell vier Spieler übertroffen und MacKinnon ist mit 0,58 nahe dran.
Axel Jeroma: Ich hatte bis Mitte Januar gedacht, dass Pastrnak in diesem Jahr das Rennen machen würde. Das ist zwar nach wie vor noch möglich, aber Ovi hat mit seinen drei Hattricks und insgesamt zwölf Treffern in den vergangenen sechs Spielen das Momentum jetzt ganz klar auf seiner Seite. Der 700-Tore-Meilenstein, den er in Kürze erreicht haben wird, gibt ihm sicherlich einen weiteren Energieschub. Von daher sehe ich wenig Chancen für seine ärgsten Verfolger Pastrnak und Matthews, ihm die neunte Maurice Richard Trophy streitig zu machen.
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Ovi hat meines Erachtens auch in den nächsten Jahren gute Aussichten, sich die Trophäe zu sichern. Um vorne zu landen, waren in den vergangenen sechs Jahren mindestens 44 Treffer, viermal jedoch 50 oder mehr Tore notwendig. Da sehe ich im Moment nicht viele Spieler, die in diese Sphäre vordringen könnten. Neben dem aktuellen Führungstrio vielleicht noch Sidney Crosby, wenn er gesund bleibt, sowie McDavid und MacKinnon. Draisaitl ist für mich mehr Vorbereiter als Torjäger und kommt daher eher als Kandidat für die Art Ross Trophy in Frage.