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Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die vierte Ausgabe 23/24:

Das deutsche Eishockey blickt derzeit gespannt nach Göteborg, wo die deutschen Junioren am Donnerstag um den Klassenerhalt bei der U20-Junioren-Weltmeisterschaft gegen Norwegen kämpfen. Der Verbleib in der A-Gruppe wäre immens wichtig für die Entwicklung des Nachwuchses, weil der Lerneffekt viel größer ist, wenn man gegen die Besten der Welt spielt und dort bestehen kann. Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ist sicher auch größer, wenn man erstklassig spielt.

Es hatte mit dem 4:3-Sieg gegen Finnland so gut angefangen und auch gegen Schweden war die Leistung besser als das Ergebnis von 0:5 ausgesagt hat. Warum es ausgerechnet gegen Lettland in dem wichtigsten Spiel einen Einbruch gab, ist von außen schwer zu sagen, aber ich hoffe mal darauf, dass die Jungs jetzt wissen, was auf dem Spiel steht.

In Ottawa gab es zuletzt viel Unruhe mit dem Wechsel des General Managers und Trainers. Für die Mannschaft immer so eine Sache. Zwar ist man als Spieler dann geneigt, wieder eine Schippe draufzulegen, aber manchmal kann diese Unruhe im Umfeld auch lähmen. Mit Jacques Martin haben sie dem jungen Team einen älteren Trainer vorgesetzt. Das Beispiel Lindy Ruff in New Jersey zeigt, dass das kein Hemmnis sein muss. Doch so recht will die Mannschaft trotz neuem Konzept mit dem neuen Trainer nicht in Schwung kommen. Ich hatte in dieser Saison einen weiteren Schritt von ihnen erwartet, der bislang jedoch ausbleibt. Sie lassen einfach zu viele Tore zu und können das in der Offensive nicht kompensieren. Vom Talent her müssten sie auf jeden Fall besser dastehen, als sie es sind.

Die Buffalo Sabres haben ein ähnliches Phänomen. Sie spielen einfach zu inkonstant und müssen, so wie es aussieht, noch ein bis zwei Jahre lernen, erfolgreicher in der NHL zu spielen. Ich mache das schon am jungen Alter der Spieler fest. Ich denke, für die Zukunft sieht es gut bei ihnen aus, aber anscheinend muss man noch etwas Geduld mit ihnen haben.

Besser hatte es zu Saisonbeginn für die Detroit Red Wings mit Moritz Seider ausgesehen. Sie waren auf einem guten Weg, doch diesen haben sie im Dezember irgendwie verloren. Klar, da spielt Verletzungspech mit rein, aber es ist eben auch wichtig, dass man Ausfälle, mit denen jedes Team umgehen muss, gut kompensieren kann. Die Red Wings könnten die Kurve in dieser Saison noch kriegen, aber dazu müssen sie schnell wieder mehr punkten.

Ein ehemaliges Team von mir sind die Florida Panthers, die nach ihrem Einzug in das Stanley Cup Finale im vergangenen Jahr, deutlich auf Kurs in Richtung Stanley Cup Playoffs sind. Mich überrascht das nicht, weil sie weiter hungrig sind, nachdem sie nicht gewinnen konnten. Sie haben den Kader, um viel Lärm zu machen, mit guten Führungsspielern und viel Charakter. Ich rechne auf jeden Fall wieder mit ihnen und sie sollten nicht abgeschrieben werden.

Bei den Arizona Coyotes (früher Phoenix Coyotes) habe ich auch mal gespielt und die machen derzeit richtig Freude. Ich sehe es als Überraschung an, dass die so gut mitspielen und eine Chance haben werden, um die Playoffs mal wieder zu erreichen. Sie haben in den letzten Jahren mit Draft Picks eine gute Aufbauarbeit geleistet, die sich jetzt anscheinend schon auszahlt. Wie Buffalo, Ottawa und Detroit haben sie ein sehr junges und talentiertes Team, was sie aber unterscheidet ist, dass sie bislang mehr punkten und früher diese Reife zeigen, die es braucht. Das kleine Stadion, in dem sie spielen, ist für die Gäste schon eine Herausforderung, aber das ist nicht vordergründig für ihren Erfolg. Der Trainer scheint dort einen guten Job zu machen.

Es freut mich unglaublich, dass Noah Dobson von den New York Islanders, den ich als jungen Spieler etwas begleiten durfte, enorm gereift ist und in der Scorerliste der Verteidiger den fünften Platz einnimmt. Er spielt mittlerweile in der Mannschaft eine starke Rolle. Sein körperbetontes Spiel wird von den Gegnern gefürchtet und zudem macht er offensiv seine Punkte. Es ist zu sehen, dass er ein gesteigertes Selbstbewusstsein hat, mit seinen Auftritten auf dem Eis. Sehr schön zu sehen, wie er sich entwickelt hat und wie stark er spielt.

NYI@SEA: Dobson nutzt Barzals Pass im Powerplay

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