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Adin wer? Vor der Saison kannten Adin Hill nur NHL-Insider, jetzt kennt seinen Namen wohl jeder Eishockey-Fan. Der Torwart erlebte in den Stanley Cup Playoffs 2023 ein wahrgewordenes Märchen, das vor zwei Monaten noch undenkbar schien.

Ein echtes Schnäppchen: Hill für ein Viertrunden-Pick

Hill wurde in Comox auf Vancouver Island (British Columbia) geboren und tauchte erstmals in der Saison 2013/14 auf dem Radar der Talente-Scouts auf, als er seine ersten vier Spiele für die Portland Winterhawks in der kanadischen Juniorenliga WHL absolvierte (1,65 Gegentore/Spiel, 93,4 Prozent Fangquote). Im Folgejahr konnte Hill seine Leistungen dort bestätigen und empfahl sich in 46 Spielen (92,1 Prozent Fangquote) für den NHL Draft 2015, wo er in der 3. Runde an 76. Stelle von den Arizona Coyotes ausgewählt wurde.

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Bis zu seinem NHL-Debüt sollte es aber noch über zwei Jahre dauern. Nach weiteren Spielen in der WHL, ECHL und AHL gab Hill am 13. Oktober 2018 hier sein Debüt. Bei einer 1:3-Niederlage der Coyotes bei den Dallas Stars empfahl er sich mit einer Fangquote von 93,9 Prozent für weitere Einsätze in der besten Eishockey-Liga der Welt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Vegas Golden Knights übrigens gerade ihr sechstes NHL-Spiel überhaupt absolviert.

In den folgenden vier Jahren pendelte Hill immer wieder zwischen NHL und AHL. Eine wirkliche Stammkraft war er bei den Coyotes nie. Die San Jose Sharks aber glaubten an das Talent des Torwarts und transferierten ihn unter anderem im Austausch für ein Zweitrunden-Draftpick von Arizona nach San Jose. Die Sharks hofften, einen neuen Nummer-1-Goalie gefunden zu haben, doch präsentierte sich der neue Mann als zu inkonstant und zu verletzungsanfällig. In 25 Spielen für die Nord-Kalifornier konnte der Linksfänger nicht überzeugen (2,66 Gegentore/Spiel, 90,6 Prozent Fangquote) und galt als Missverständnis.

Als sich Ende August bei den Golden Knights ein Torhüter-Engpass abzeichnete, wurde Vegas-GM Kelly McCrimmon in der Bay Area fündig und akquirierte Hill für nicht mehr als einen Viertrundenpick. Mit dem Wissen von heute ein schier unglaubliches Schnäppchen.

Der Beginn eines Eishockey-Märchens

Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, wenn auch nicht mit einer linearen Linie nach oben, denn Hill absolvierte in der regulären Saison 2022/23 nur 27 Spiele, davon 25 Starts (2,5 Gegentore/Spiel, 91,5 Prozent Fangquote). Er war in der Torhüter-Hierarchie eigentlich nur die Nummer 3 hinter Logan Thompson und Laurent Brossoit. Auch aufgrund einer Verletzung kam Hill zwischen Anfang März und Anfang Mai überhaupt nicht in der NHL zum Zug, spielte sogar einmal beim Farmteam Henderson Silver Knights in der AHL.

Als die Playoffs 2023 starteten, und Thompson verletzt ausfiel, war er der Backup hinter Brossoit. Als sich auch dieser verletzte, schlug die Stunde von Hill: In seinen ersten Stanley Cup Playoffs überhaupt gab er seiner Mannschaft Konstanz, Sicherheit, Ruhe und wichtige Saves. Das Bild des lässig an der Torlatte lehnenden Hünen machte die Runde.

Plötzlich stand Hill mit Vegas sogar im Stanley Cup Finale. Es wirkte unwirklich, als der 1,97-Meter-Schlacks am Media Day mit seinen langen Beinen durch die Katakomben stakste. Ausnahmslos alle Teamkollegen wiesen darauf hin, wie wichtig ihr Torhüter für den Erfolg der Mannschaft sei.

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Trotzdem hätte wohl kaum einer gedacht, dass Hill das Goalie-Duell mit dem erfahrenen Sergei Bobrovsky von den Florida Panthers würde gewinnen können. Doch während Bobrovsky immer mehr nachließ (84,4 Prozent Fangquote im Finale), avancierte Hill zur schier unüberwindlichen Mauer (92,3 Prozent Fangquote). Obwohl er sich hin und wieder vom Körperspiel der Panthers beeindrucken ließ und in den Rudelbildungen teilweise selbst kräftig austeilte, verlor er nur kurz die Ruhe, nicht aber die Konzentration und ließ statt eines Patzers lieber eine Glanzparade folgen.

Aus dem dritten Torwart wird ein Meister-Goalie

Und so passierte das, was zwei Monate zuvor wohl noch keiner für möglich gehalten hätte: Hill gewinnt als Championship-Goalie den Stanley Cup mit den Golden Knights.

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"Das hört sich nach einem wahrgewordenen Traum an. Es fühlt sich unglaublich an", sagte Hill. "Es ist schwer in Worte zu fassen. Dieses Team ist unglaublich. Es war ein Wahnsinnstrip. Wir hatten das ganze Jahr über eine gute Chemie in der Kabine, die mit nichts zu vergleichen ist. In so einem Team war ich noch nie. Wir haben uns immer gegenseitig aufgebaut, hatten ein unglaubliches Trainerteam und waren das ganze Jahr füreinander da. Wir werden das jetzt genießen."

Adin Hill - ein Name, den zuvor nur wenige kannten, wird in wenigen Wochen dort stehen, wo viel klangvollere Namen fehlen: eingraviert auf dem Stanley Cup.