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War das der Befreiungsschlag für die Edmonton Oilers und ihren deutschen Superstar Leon Draisaitl in dieser Saison? Die Mannschaft von Trainer Kris Knoblauch beendete am Freitag ihren Vier-Spiele-Road-Trip jedenfalls versöhnlich mit einem 5:0-Erfolg bei den Washington Capitals. Es war ein Spiel, bei dem endlich einmal vieles richtig lief für das Team aus der kanadischen Provinz Alberta. Auf diese Leistung kann die Mannschaft aufbauen.

Als sich Draisaitl nach dem Spiel gegen die Capitals in der Umkleidekabine den Fragen der Journalisten stellte, konnte man schon an seinem Gesichtsausdruck ablesen, wie die Partie zuvor gelaufen war. Der gebürtige Kölner und ehemalige Spieler der Jungadler Mannheim lächelte. Er hatte auch allen Grund dazu. Zum einen, weil er mit einem Doppelpack – es waren seine Saisontore sieben und acht – und einer Vorlage selbst einen guten Tag erwischt hatte. Zum anderen, weil das Team endlich mal über 60 Minuten eine Leistung auf das Eis brachte, die dem Selbstverständnis der Oilers entspricht – inklusive einer Top-Leistung der Führungsspieler, einer guten Defensive und einer soliden Torwartleistung.

„Wir haben einen guten Start hingelegt und unser Spiel danach einfach gehalten “, befand Draisaitl nach der Partie. Er spielte in der zweiten Sturmreihe zwischen Evander Kane und Connor Brown und war schon am ersten Treffer der Gäste beteiligt, bekam beim 0:1 von Kane (15.) eine Vorlage gutgeschrieben. Kane arbeitete dabei die Scheibe über die Linie. Der Ruf von Washingtons Keeper Charlie Lindgren nach Torwartbehinderung wurde von den Schiedsrichtern in dieser Szene nicht erhört.

Draisaitl mit drei Punkten gegen Washington

„Ich denke, der wichtigste Faktor war unser Start. Wir hatten schon ein gutes letztes Drittel in Carolina und haben heute an diese Leistung angeknüpft – alle vier Sturmreihen, alle Verteidiger. Da war nichts Extravagantes dabei. Wir haben einfach und hart gespielt“, lobte Knoblauch sein Team. 

Auch beim 0:2 durch Ryan Nugent-Hopkins (16.) musste man ganz genau hinschauen, ehe man sicher sein konnte, dass der Treffer korrekt war. Nugent-Hopkins schlug die Scheibe in Baseballmanier aus der Luft über die Linie. In etwa auf Höhe der Querlatte. Aber der Schläger war dabei nicht zu hoch, sodass der Treffer zählte. Nugent-Hopkins hatte am Ende des Abends wie Draisaitl drei Scorerpunkte auf dem Konto, da er auch noch zwei Tore vorbereitete. 

Überhaupt waren es die Stars, die Führungsspieler wie Draisaitl, Nugent-Hopkins und natürlich auch Connor McDavid, die aus Sicht der Oilers zu einem versöhnlichen Abschluss der Auswärtstour an der Ostküste sorgten. Bei den vorangegangenen drei Partien gegen Tampa Bay (4:6), Florida (3:5) und Carolina (3:6) war für die Oilers nichts zu holen. Ein gutes Drittel war immer mal wieder dabei. Aber das reicht auf NHL-Niveau nun mal nicht, um auf Dauer Spiele zu gewinnen. „Wir hatten sehr viele gute 20 Minuten-Sequenzen“, sagte Draisaitl. „Aber in dieser Liga ist das unglücklicherweise nicht genug.“ In der Capital One Arena zu Washington zeigten die Oilers nun endlich mal eine gute Leistung über 60 Minuten.

„Wenn man regelmäßig gewinnen will, ist man darauf angewiesen, dass die Top-Spieler gute Leistungen abliefern“, befand der Trainer der Oilers. 

Selbstverständlich wolle man auch, dass die dritte und vierte Sturmreihe score und so die Offensive entlaste. „Das können sie auch von Zeit zu Zeit machen. Aber auf lange Sicht gesehen müssen es die Stars richten. Und sie haben heute richtig gut gespielt“, meinte Knoblauch.

„Wir haben hier  Jungs, die sich nur darüber Gedanken machen, wie wir gewinnen können“, betonte Draisaitl. „Hat es Phasen in unseren Spielen gegeben, in denen es für die Führungsspieler nicht gelaufen ist? Ja. Waren wir bislang auf unserem besten Level? Definitiv nicht. Aber es gibt viel Stolz in dem Team“, sagte er. Die Partie gegen Washington sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.

Zum besten Spieler der Partie wurde McDavid gekürt. Der Kanadier traf zwar nicht, war allerdings mit vier Vorlagen maßgeblich am Erfolg des Teams beteiligt. Hinzu kam, dass Torwart Stuart Skinner alle 25 Schüsse, die auf seinen Kasten kamen, entschärfte. Für ihn und auch für die Oilers war es der erste Shutout in der Saison. Beim 3:6 in Carolina am Mittwoch war Skinner nach vier Gegentoren bei zwölf Schüssen vom Eis geholt worden. Jetzt rehabilitierte er sich mit einer soliden Leistung.

Er habe regenerieren und die vorherige Partie vergessen können, meinte der Keeper. „Ich denke, das war wichtig für mich. Es tut gut, nachdem man in der Partie davor vom Eis geholt wird, zu Null zu spielen. Das fühlt sich richtig gut an.“

Im zweiten Drittel profitierten die Gäste dann vom unsauberen und undisziplinierten Spiel der Capitals und polierten ihre Überzahlstatistik auf. Alle drei Treffer im Mittelabschnitt fielen, als die Oilers einen Mann mehr auf dem Eis hatten. Verteidiger Evan Bouchard machte der Anfang – mit einem Hammer aus der Distanz (24.). Draisaitl legte kurz darauf nach mit einem Schuss aus der Drehung im Slot (25.). Und als der Deutsche in der Schlussphase des Mitteldrittels auch noch für das 0:5 sorgte (39.), war die Partie gelaufen. Auch wenn im Eishockey natürlich viel möglich ist. Aber an diesem Abend waren die Oilers einfach zu stabil, als dass für die Capitals noch ein Comeback möglich gewesen wäre. „Man konnte in den vorangegangenen Spielen bei Überzahl viel Frust sehen bei den Spielern“, sagte Knoblauch. Mit den drei Powerplaytoren und den Pässen, die die Spieler gezeigt haben, habe es so ausgesehen, als ob sie das hinter sich gelassen haben.

Die Special Teams seien diesmal der Schlüssel gewesen, befand Knoblauch. Die Oilers entschärften zusätzlich noch alle fünf Überzahlmöglichkeiten der Capitals. „Die drei Powerplaytore machen es viel einfacher. Wir hatten eine 2:0-Führung mit den Toren bei Fünf gegen Fünf. Und dann haben wir für die Capitals mit den Überzahltreffern jede Chance eliminiert, ins Spiel zurückzukommen“, zeigte sich Knoblauch zufrieden.  

„Ich denke, wir haben mit viel Geschwindigkeit gespielt. Wir haben die Capitals lange in ihrer Verteidigungszone beschäftigt. Und immer, wenn die Scheibe in unsere Richtung gekommen ist, haben unsere Stürmer einen super Job gemacht und sind mit zurückgekommen. Dafür muss man sehr selbstlos sein“, lobte Skinner seine Vorderleute.

Am Sonntag können die Oilers dann vor eigenem Publikum gegen die Anaheim Ducks zeigen, was der Sieg in Washington wert war. „Es fühlt sich gut an. Es ist immer schön, wenn man eine Auswärtstour mit einem Sieg beenden kann“, sagte Draisaitl. Es sei ein gutes Spiel des Teams gewesen. „Aber in dieser Liga geht es darum, das wieder und wieder abzurufen. Also fliegen wir jetzt heim, fangen wieder von vorne an und wollen ein weiteres gutes Spiel aufs Eis bringen.“

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