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Die Edmonton Oilers schafften am Samstag erstmals seit Saisonbeginn den Sprung auf einen Platz, der zur Teilnahme an den Stanley Cup Playoffs berechtigt. Beim 3:1-Erfolg gegen die Ottawa Senators zeigten sie, dass sie die Schwierigkeiten der ersten Phase der Saison überwunden haben. Besonders beeindruckend ist, dass sie bei ihren sieben Siegen in Folge, verschiedene Wege gefunden haben, die Matches zu gewinnen.

Der Knoblauch-Effekt

Der Umschwung in Edmonton trägt den Namen Kris Knoblauch. Der Trainer ersetzte am 12. November Jay Woodcroft und übernahm die Oilers mit einer 3-9-1-Bilanz. Das Team um die Superstars Connor McDavid und Leon Draisaitl war am Boden angekommen und musste ernsthaft um die Teilnahme an den Playoffs bangen.

Mit Knoblauch kehrte der Erfolg zurück. Er verordnete der Mannschaft eine deutlich verbesserte Defensive und stabilisierte so die Ergebnisse. Nach 24 Spielen steht er bei einer 17-7-0-Bilanz und führte sein Team auf den zweiten Wildcard-Rang im Westen.
Knoblauch gelangen zwei Serien mit sieben Siegen in seinen ersten 25 Matches als Trainer einer neuen Mannschaft, etwas das kein anderer Coach in der NHL bisher schaffte. „Das ist neu für mich“, beschrieb der überraschte Knoblauch die ihm unbekannte Statistik. „Ich wusste es nicht. Ich bin glücklich und ich bin glücklich, dass das Team gewinnt und gut spielt.“

Das Erfolgsrezept von Knoblauch sind klar verteilte Aufgaben, die die Last auf mehr Schultern verteilen und den kreativen Akteuren die Möglichkeit geben ihre Stärken auszuspielen, während ihnen die defensiveren Spieler in den entscheidenden Situationen den Rücken frei halten.

Kris Knoblauch

Der Goalie in Topform

Ein wichtiger Faktor bei erfolgreichen Mannschaften ist der Schlussmann. Die Oilers hatten hier lange Zeit einige Probleme und konnten sich nicht immer vollständig darauf verlassen, dass ihr Goalie ihnen in jedem Match die Chance auf den Sieg geben wird. Seit einiger Zeit hat sich das geändert und Stuart Skinner brilliert.

Seit Knoblauch übernommen hat, feierte Skinner 14 Siege, so viele wie nur Alexandar Georgiev im gleichen Zeitraum. Seine Fangquote von 91,5 Prozent übertrifft alle Saisonwerte seiner Karriere und sorgt für mehr Selbstvertrauen, dass man bei ihm, so Skinner selbst, besonders daran sehe, dass er sich weniger bewege.

„Er sollte sich selbstbewusst fühlen. Das Team hat viel Glauben an ihn und sie fühlen sich gut, wenn er im Tor steht“, lobte Knoblauch. „Er sieht aus, als ob er seine besten Leistungen liefert.“

Auch gegen die Senators war Skinner entscheidend und parierte 29 von 30 Schüssen. Das Gegentor wurde erst nach einer Coaches Challenge von Ottawa anerkannt. Auf dem Eis war zuvor noch auf Torhüterbehinderung entschieden worden.

„Sie haben eine Entscheidung getroffen, und um ehrlich zu sein, ist es so, wie es ist“, befand Skinner. „Es war ein enges Spiel, deshalb ist es wichtig, dass wir zwei Punkte holen konnten. Natürlich ist es schön, Shutouts zu erzielen, aber dafür bin ich eigentlich nicht hier. Ich bin nur hier, um die Spiele zu gewinnen.“

Die Defensive als Schlüssel

Ein Faktor für die Oilers war in allen sieben Erfolgen auch die Defensive. Während gerade zu Saisonbeginn das Toreschießen für die Kontrahenten häufig zu einfach war, hat die klare Rollenverteilung von Knoblauch für neugewonnene Stabilität gesorgt.

Der Gegentorschnitt seit dem 12.11. liegt für Edmonton bei 2,7 und ist der sechstbeste der gesamten Liga. Zuvor lagen sie bei 3,92 Gegentreffern pro Partie. Lediglich die Minnesota Wild und die San Jose Sharks waren in dieser Zeit anfälliger.

Obwohl Edmonton nur einen Gegentreffer zuließ, war Knoblauch noch nicht vollständig zufrieden mit der Defensive: „Wir haben einige Konter zugelassen, die mir nicht gefallen haben. Im ersten Abschnitt waren wir sehr eng gestaffelt und haben nicht viel zugelassen. Das zweite Drittel war deutlich offener. Im dritten Abschnitt haben wir ganz gut verteidigt. Sie haben viele Schüsse bekommen, aber kaum große Chancen. Als Trainer will man die Chancen immer reduzieren, aber es ist Eishockey und da passieren Fehler.“

Das Teamgefüge

Ein weiterer Faktor für die Erfolgswelle der Oilers ist die Last, die sich nun auf mehrere Schultern verteilt. Während in der Vergangenheit immer McDavid und Draisaitl die entscheidenden Spieler waren, die Begegnungen mit einem Geistesblitz entscheiden sollten, hat nun jeder in der Mannschaft seine Aufgabe. Eine Veränderung, die dem Teamgefüge hilft, den Superstars den Druck nimmt und den verbleibenden Akteuren zeigt, wie wichtig sie für den Erfolg sind.

Besonders in Unterzahl hat Knoblauch die Formationen neu definiert. Drei Pärchen aus zwei Stürmern stehen hier meist auf dem Eis. Draisaitl und McDavid bekommen stattdessen eine Pause und sollen sich auf die Zeit nach dem gegnerischen Powerplay konzentrieren.

Knoblauch unterstrich nach dem Match gegen Ottawa, dass diese Maßnahme an vielen Stellen helfen würde. Man könne die Eiszeiten besser verteilen und so den offensivstarken Spielern, die auch in Unterzahl gut sind, eher die Chance bei Fünf-Gegen-Fünf geben. Auf der anderen Seite bekämen Spieler, die gerne mehr Spielanteile hätten genau das.

Die Maßnahmen zeigen Wirkung. Gegen Ottawa gab McDavid eine Vorlage und Draisaitl tauchte nicht unter den Punktesammlern auf. Stattdessen war Zach Hyman mit einem Hattrick der Matchwinner und schoss Edmonton auf den Wildcard-Rang.

Die nicht vorhandene Zeitschiene

Für Knoblauch war bereits bei Amtsantritt klar, dass es am Ende darauf ankommen würde die Playoffs zu erreichen. Er setzte sich und der Mannschaft bewusst kein Ziel, bis wann das erreicht sein muss, und war nun dennoch überrascht, wie schnell sich die Oilers in das Playoff-Bild gekämpft haben.

„Unser Ziel war es hierhin zu kommen“, blickte Knoblauch zurück. „Es ist definitiv viel schneller passiert, als wir angenommen haben. Damals in Washington (Ende November) haben wir über unser Ziel gesprochen, was wir tun müssen, um es zu schaffen. Wir haben es in Acht-Spiele-Segmente aufgeteilt. Wenn wir jedes mit einer 5-3-Bilanz beenden würden, dann würden wir es schaffen.“

Nun geht es für Edmonton und Knoblauch darum, den Platz in den Playoffs zu verteidigen. Mit dem schnellen Erreichen des Ziels besteht jedoch die Gefahr, dass der Druck kurzzeitig abfällt. Die mannschaftliche Geschlossenheit dürfte für Edmonton aber genau hier ein positiver Faktor sein, der das verhindert.

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