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Vor dem NHL Draft 2020 gab es drei Talente aus Deutschland, die das Interesse vieler NHL-Teams weckten: Tim Stützle, JJ Peterka und Lukas Reichel. Stützle (3. Stelle, Ottawa Senators) und Reichel (17. Stelle, Chicago Blackhawks) wurden gleich in der 1. Runde gepickt, Peterka früh in der 2. Runde (34. Stelle, Buffalo Sabres). Die Werdegänge verliefen daraufhin unterschiedlich.

Der damalige Nummer-3-Pick Stützle startete sofort bei den Ottawa Senators durch, während Peterka ein Jahr in der AHL reifte, ehe auch ihm der Durchbruch in der NHL bei den Buffalo Sabres gelang. Reichel hingegen pendelte zeitweise noch immer zwischen AHL und NHL hin und her. Ob ihm in der bevorstehenden Saison der ganz große Durchbruch bei den Chicago Blackhawks gelingt?

Muskelmasse zulegen, Spritzigkeit beibehalten

Der 22-Jährige hat sich intensiv auf die Spielzeit 2024/25 vorbereitet. „Der Fokus dieses Jahr war, mehr Muskelmasse zuzulegen, aber trotzdem Spritzigkeit beizubehalten anstatt nur Gewicht zuzulegen und ich denke, das hat ganz gut geklappt“, sagt er in einem aktuellen Interview mit der Eishockey News.

In der vergangenen Spielzeit verbuchte Reichel in 65 NHL-Spielen fünf Tore und elf Assists. Dennoch war die Saison für ihn eine emotionale Achterbahn. Nicht nur, weil die Blackhawks sich in einem Neuaufbau befinden und mit 23 Siegen das zweitschwächste Team der NHL waren. Auch er selbst erlebte Höhen und Tiefen.

Nach 50 Einsätzen stand er Mitte Februar bei zehn Punkten (3-7-10) und wurde wieder in die AHL zu den Rockford IceHogs beordert. Dort war er einer der großen Leistungsträger des Teams und steuerte in neun Spielen sieben Punkte (1-6-7) bei.

Rockford IceHogs forward Lukas Reichel (27)

In der AHL fand Reichel sein Selbstvertrauen wieder

Die Belohnung war die Rückkehr zu den Blackhawks, bei denen er sofort besser funktionierte. In 15 verbleibenden Spielen fügte er seiner Scorerbilanz weitere sechs Punkte (2-4-6) hinzu. Reichel erklärt, dass ihm der Call-Up nach Chicago einen Schub gab: „Da habe ich mich viel besser gefühlt, weil ich in Rockford viel mehr Selbstvertrauen gefunden habe. Ich habe viel freier und als Team haben wir auch besser gespielt.“

Bei der Weltmeisterschaft 2024 war zu spüren, dass Reichel der gute Saisonabschluss bei den Blackhawks geholfen hat. In sechs Spielen gelangen ihm drei Tore und vier Assists. Beim 8:2 gegen Kasachstan glänzte er sogar mit zwei Treffern.

Doch all das ist nun Vergangenheit. Erneut gilt es, sich in der Preseason für einen festen Platz im Kader zu empfehlen. „Zunächst einmal geht es nur ums Camp“, sagt er. „Jeder muss sich seinen Platz erkämpfen! Das war vergangenes Jahr anders. Es gibt viel mehr Konkurrenzkampf. Daher geht es erst einmal darum, dass ich das Team schaffe.“

Neuer Vertrag über zwei Jahre

Zuversichtlich stimmt, dass die Blackhawks Reichel einen neuen Vertrag unterzeichnen ließen. Der neue Anschlussvertrag des Nürnbergers über zwei Jahre ist mit insgesamt 2,4 Millionen US-Dollar dotiert und endet 2025/26.

Chicagos Trainer Luke Richardson sagte über die Entwicklung von Reichel: „Er muss natürlich noch an seiner Physis arbeiten, das ist aber ganz normal in diesem Alter. Wir haben ihm auch gezeigt, was er in bestimmten Situationen gut macht. Zweikämpfe in der neutralen Zone, wären zum Beispiel eine Sache, über die er nachdenken und an der er arbeiten kann. Es liegt an uns, dass er das im Spiel umsetzt, was wir im Training machen. Wenn das Spiel beginnt, müssen wir als Team bereit sein. Das Gleiche gilt für einen Einzelspieler wie Lukas.“

Bedards schönste Tore der Saison 2023/24

Nick Foligno als Vorbild, Connor Bedard als Inspiration

Reichel lässt sich im täglichen Training von den Top-Spielern der Blackhawks inspirieren. „Man schaut schon überall mal im Training hin, beispielsweise, was ein Connor Bedard so macht. Aber als Leader ist vor allem Nick Foligno ein Vorbild. Er hat sehr viel erreicht und er liebt es zu reden. Er lädt gerne auch mal die jungen Spieler zu sich zum Abendessen ein“, verrät er.

In den vier Jahren, die Reichel der Organisation der Blackhawks angehört, hat die Mannschaft nicht mehr die Playoffs erreicht. Umso größer ist die Hoffnung, dass sich dies bald ändern wird.

„Wichtig ist, dass wir uns wieder Respekt verschaffen, dass wir zu Hause gut spielen und unsere Fans überraschen und glücklich machen“, sagt er. „Wenn man über uns spricht, soll nicht gesagt werden, dass wir schlecht sind. Das Ziel ist, dass wir um einen Playoff-Spot kämpfen.“

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