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Ein seismisches Beben erschütterte die Eishockey-Welt am Donnerstag: In einem Blockbuster-Trade sicherten sich die San Jose Sharks die Dienste von Erik Karlsson, einem der besten Verteidiger in der NHL. Im Gegenzug holten sich die Ottawa Senators mit Chris Tierney, Dylan DeMelo, Rudolfs Balcers und Joshua Norris vier talentierte Spieler sowie zwei bis vier hochkarätige Draft-Picks. Während die Sens ihren Umbruch damit nachhaltig vorantreiben, schüren die Fins Hoffnungen auf den Stanley Cup.

Begeisterung in San Jose.
"Es ist äußerst selten, dass Spieler von seinem Kaliber verfügbar werden. Das Wort 'Elite' wird inflationär gebraucht, Eriks Fähigkeiten passen auf diese Beschreibung wie nur auf wenige andere Spieler heutzutage", sagte San Joses General Manager Doug Wilson. "Ich hätte nicht wirklich gedacht, dass das möglich sein wird", zeigte sich Sharks-Trainer Peter DeBoer erstaunt. "Diese Art von Spieler sind so selten. Dass Doug es geschafft hat, den Deal abzuschließen, macht uns ekstatisch. Wir können kaum erwarten, mit ihm zu arbeiten."
Auch im Spielerkreis von Team Teal war die Begeisterung groß: "Großartig, absolut großartig", sagte Kapitän Joe Pavelski. "Das ist ein Statement! Er gibt uns das gewisse Etwas, um die entscheidenden Spiele zu gewinnen." Verteidiger Brent Burns stieg voll mit ein: "Ein Typ wie Erik? Das ist unglaublich. Er ist ein riesiges Talent. Jeder brennt darauf, dass es endlich losgeht."

Voller Vorfreude sprühte auch Flügelstürmer Joonas Donskoi: "Er ist einer der besten Verteidiger auf der Welt, also freuen wir uns, dass er jetzt bei uns spielt. Ich bin überzeugt davon, dass er unser Team stärker macht."
Und Evander Kane, vor einem halben Jahr selbst in einer ähnlichen Situation wie Karlsson, nahm direkt Kontakt mit dem Neuzugang auf: "Ich habe ihm unmittelbar nach Bekanntgabe des Trades eine Nachricht geschrieben, ihm gesagt, dass er es hier lieben wird. Unsere Jungs freuen sich darauf, mit ihm aufs Eis zu gehen. Er wird schnell verstehen, was für eine besondere Organisation das hier ist. Ihm wird es fast so gehen wie mir letztes Jahr."
Karlsson ist mit 28 Jahren im besten Verteidiger-Alter. Mit seiner Ruhe, Technik und seinem exzellentem Passspiel ist er ein genialer Aufbauspieler und Puckverteiler. An der blauen Linie glänzt der Rechtsschütze mit einem präzisen Schuss und ist im Powerplay ein "Go-to-Guy". Trotz 1,82 Metern Körpergröße und 87 Kilogramm, was eher recht klein für einen Abwehrspieler ist, geht der Schwede keinem Check aus dem Weg.
"Ein Spieler wie Karlsson macht uns an der blauen Linie noch dynamischer als wir es ohnehin schon waren. Für uns Stürmer ist es spannend, solche Art von Pässen zu empfangen und von diesen Spielmacherqualitäten zu profitieren. Das wird uns in der Offensive sehr helfen", ist Kane überzeugt.
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Die Erfolge des in Landsbro geborenen Offensivverteidigers sprechen für sich: In 627 NHL-Spielen für Ottawa verbuchte er 518 Scorerpunkte (126 Tore, 392 Assists, 0,83 Punkte/Partie). In 48 Playoff-Auftritten brachte es der im Jahr 2008 in der ersten Runde an insgesamt 15. Stelle von den Senators gedraftete Karlsson auf 37 Punkte (sechs Tore, 31 Assists, 0,77 Punkte/Partie). Der seit der Saison 2014/15 als Kapitän auflaufende Nationalspieler wurde zweimal mit der Norris Trophy als bester Verteidiger der NHL ausgezeichnet (2012, 2015) und holte mit den Tre Kronor Olympia-Silber (2014) sowie WM-Bronze (2010).
Nicht umsonst galt Karlsson als der dickste Fisch im Teich. Wechselgerüchte rankten sich seit Frühling 2018 um den Sens-Kapitän, nachdem eine schwere Auseinandersetzung zwischen seiner Frau Melinda und Monika Caryk, der Verlobten seines ehemaligen Mitspielers Mike Hoffman, bekannt wurde. Pikanterweise hatte Hofmann Ottawa zunächst auch Richtung San Jose verlassen, wurde von den Sharks in einem Dreiecks-Trade aber direkt zu den Florida Panthers weitergetauscht.
Karlsson gab am 1. Juli bekannt, seinen 2019 laufenden Vertrag (6,5 Millionen US-Dollar Jahresgage) bei den Senators nicht verlängern zu wollen. Die Tampa Bay Lightning und Dallas Stars machten Angebote, zu einer Einigung kam es aber nicht. Nun landet der dickste Fisch im Shark-Tank. Eine Vertragsverlängerung in San Jose ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Ein hoher Preis - Senators erhalten viel Talent.
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Für den Wunschspieler mussten die Nord-Kalifornier allerdings tief in die Tasche greifen: Center Chris Tierney, Verteidiger Dylan DeMelo, die Talente Rudolfs Balcers und Joshua Norris sowie ein Erst- und Zweitrunden-Draft-Pick wurden als Gegenwert nach Ottawa geschickt. Sollte San Jose mit Karlsson verlängern und/oder das Stanley-Cup-Finale 2019 erreichen, winkt den Senators zudem ein weiterer Zweitrunden-Pick. Gar ein zusätzliches Erstrunden-Zugrecht müssten die Sharks hinblättern, sollte Karlsson in der kommenden Saison im Kader eines Eastern Conference Teams auftauchen - was sozusagen eine Rückversicherung ist, nicht ständig auf den Ex-Spieler zu treffen.
Ein hoher Preis! Tierney war über Jahre Mittelstürmer Nummer drei in San Jose. Der "Cobra", wie der 24-jährige Kanadier genannt wird, wurde zugetraut, irgendwann in die Fußstapfen des großen Joe Thornton zu treten. Der Center bestach mit viel Kampf und Produktivität.
DeMelo ist ebenfalls ein Sharks-Eigengewächs, verbrachte die letzten drei Jahre in der NHL und mauserte sich dort zur Stammkraft. Der 25-jährige Kanadier kam in der dritten Verteidiger-Reihe zum Einsatz.
Balcers, ein 21-jähriger Lette, war mit 48 Punkten (23 Tore, 25 Assists) in 67 Spielen der auffälligste Stürmer beim AHL-Farmteam San Jose Barracuda - ihm wurde in diesem Jahr der Sprung in die NHL zugetraut. Der 19-jährige Norris war 2017 der Erstrunden-Pick der Fins (19. Stelle). Die Sens sicherten sich für ihren Superstar also jede Menge Talent, um ihren Umbruch voranzutreiben.

"Es war nicht leicht für uns, einen Spieler vom Kaliber eines Erik Karlsson zu traden. Aber wir müssen uns um einen Umbruch kümmern und diese Entscheidung zu diesem Zeitpunkt fällen", erklärte Senators-GM Pierre Dorion. "Wir wollen von Jahr zu Jahr wieder zu einem Stanley Cup Anwärter werden. Diese Inkonstanz der letzten zehn Jahre, in denen wir es Mal in die Playoffs geschafft haben und ein anderes Mal nicht, wollen wir nicht mehr haben. Erik Karlsson wäre vermutlich nur noch ein Jahr hier geblieben. Wir mussten also sicherstellen, dass unser Neuaufbau so erfolgreich wie möglich wird."
Boost für die Verteidigung - Sharks schon jetzt Favorit.
Die Sharks, die vor wenigen Wochen beinahe noch Superstar John Tavares (jetzt Toronto Maple Leafs) verpflichtet hätten, machten derweil unmissverständlich klar, wohin die Reise in der kommenden Saison gehen soll: ins Stanley-Cup-Finale. Mit Karlsson und Brent Burns verfügt San Jose über zwei der besten Verteidiger der Welt, die mit ihrem Offensivdrang für jede Menge Scoring-Touch von der blauen Linie stehen.
"Zwei Norris-Trophy-Gewinner und ein Typ wie Marc-Edouard Vlasic, der diese Trophäe längst hätte gewinnen müssen - ich denke, wir sind mit unseren Defensiv-Corps gesegnet", so DeBoer. Das Defensiv-Sextett komplettieren Justin Braun, Branden Dillon sowie Joakim Ryan. "Mit Erik, Brent Burns und Marc-Eduard Vlasic haben wir drei der besten Verteidiger in der NHL und sind ein besseres Team, als wir es gestern waren", ist Wilson überzeugt.

Auch der Sturm kann sich sehen lassen: Kapitän Joe Pavelski führt eine Power-Offensive um Logan Couture, Evander Kane, Joe Thornton und Tomas Hertl an. Für die freigewordene Tierney-Position als Drittreihen-Center stehen mit Hertl, dem Schweizer Timo Meier, Barclay Goodrow, Melker Karlsson und Neuzugang Suomela gleich vier Alternativen zur Verfügung.
"Wir haben die Möglichkeit, den Stanley Cup zu gewinnen", ist DeBoer überzeugt. "Es gibt nicht viele Teams in dieser Liga, die das schon vor dem Beginn der Saison sagen können. Die Chancen stehen gut - jetzt liegt es an uns, es Wirklichkeit werden zu lassen."
Tränenreicher Abschied.
Für Karlsson bedeutet der Wechsel einen Neuanfang an der Goldküste. "Ich komme zu einer extrem guten Mannschaft, die schon seit langem stark spielt. Ich freue mich auf das, was vor mir liegt", so der Schwede, der seine komplette NHL-Karriere bis dato in der kanadischen Hauptstadt verbracht hatte. Bei seiner Abschieds-Pressekonferenz hatte der Publikumsliebling Tränen in den Augen.
Er erklärte: "Ich wünschte, wir wären unter anderen Umständen hier. Es ist ein sehr emotionaler und trauriger Tag für meine Familie, aber es ist Teil des Geschäfts. Nicht in meinen wildesten Vorstellungen hätte ich gedacht, dass ich diesen Ort jemals verlassen würde. Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Die Eigner und das Management haben deutlich klar gemacht, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Leider war ich kein Teil davon. Es war ihre Entscheidung. Ich respektiere das und wünsche ihnen das Allerbeste. Ich muss die Situation jetzt nehmen, wie sie ist. Wenn sich alles wieder etwas beruhigt hat, kann ich wieder nach vorne schauen und weitermachen. Aber jetzt im Moment ist es extrem emotional und sehr traurig."