Die Edmonton Oilers rund um Leon Draisaitl finden Schritt für Schritt zurück zu ihrer alten Form. Nach dem dramatischen und erst nach sieben Spielen verlorenen Stanley Cup Finale gegen die Florida Panthers gelang dem Team der Saisonstart 2024/25 zunächst nicht wie gewünscht. Inzwischen jedoch überzeugt die Mannschaft wieder mit Entschlossenheit und viel Selbstvertrauen. Immerhin drei der vergangenen vier Spiele konnte Edmonton für sich entscheiden.

Erstes Spiel gegen Utah wird zum Charaktertest

So auch am Freitag, als die Oilers im Delta Center einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand im ersten Duell mit dem Utah Hockey Club in einen 4:3-Erfolg nach Verlängerung umwandeln konnten. Der entscheidende Treffer gelang Ryan Nugent-Hopkins, der seine Mannschaft in der Overtime, nach einem couragierten Auftritt in der Fremde, mit seinem dritten Saisontor erlöste. „Nuggy ist ein Spieler, auf den man sich verlassen kann“, freute sich Draisaitl. „Er spielt in knappen Spielen wirklich gut und natürlich freuen wir uns mehr als er, wenn er dafür belohnt wird. Es war ein großartiges Spiel von ihm.“

Mitentscheidende Faktoren für den Sieg waren ebenso die Leistungen von Draisaitl und Kapitän Connor McDavid, die jeweils mit Toren im Mitteldrittel dabei halfen, Edmonton wieder ins Spiel zu bringen. Damit bestätigte sich ein Trend, der das Team aus Alberta zu einer Bilanz von 87-20-5 führt, wenn beide Superstars in einer Begegnung für sie treffen. Auch das Überzahlspiel Edmontons funktionierte an diesem Abend und führte zu zwei Treffern bei drei Gelegenheiten.

Früher 0:2-Rückstand musste aufgeholt werden

Nachdem die Oilers im ersten Drittel mit 0:2 in Rückstand geraten waren, gelangen ihnen im zweiten Spielabschnitt drei Tore. „Zwischen dem ersten und zweiten Drittel gab es definitiv einige interne Gespräche“, erklärte Nugent-Hopkins. „Unser Torhüter musste im zweiten Drittel einige gute Paraden zeigen und wir mussten uns in Unterzahl entschlossen zur Wehr setzen. Das hat uns Auftrieb gegeben. Wir haben ein Powerplay-Tor erzielt und von da an ging es bergauf. Es war wahrscheinlich ein Abend, an dem wir uns nicht in Bestform fühlten, aber an einem solchen Abend zwei Punkte zu holen, ist enorm.“

Superstars setzen ihren Lauf fort

Draisaitl und McDavid waren mit Powerplay-Toren zur Stelle und zeichneten nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 durch Vasily Podkolzin zwischen der 15. und 17. Minute für die Treffer verantwortlich, die Edmonton zwischenzeitlich mit 3:2 in Führung brachten. Beiden gelang neben ihren Treffern jeweils noch eine Vorlage. Damit verlängerten sie ihre persönliche Punkteserie auf jeweils vier Spiele. Verteidiger Evan Bouchard steuerte zwei Vorlagen zum Sieg gegen den Hockey Club bei. Torwart Calvin Pickard zeigte 28 Paraden bei 31 Schüssen und hatte ebenfalls entscheidenden Anteil am Sieg im ersten Kräftemessen mit diesem Kontrahenten. Die Gastgeber schafften es jedoch, sich durch den Ausgleichstreffer von Lawson Crouse in die Verlängerung zu retten.

EDM@UTA: Draisaitl und McDavid verwerten das Powerplay

Nugent-Hopkins wird zum Matchwinner

In der Zusatzschicht schnappte sich Nugent-Hopkins den Puck von Utahs Matias Maccelli und schoss das spielentscheidende Tor. „Ich fand, dass er heute Abend ein wirklich gutes Spiel gemacht hat“, lobte Oilers-Trainer Kris Knoblauch Nugent-Hopkins. „Er hat viele schöne Spielzüge gezeigt, und der größte war natürlich, den Puck in der Overtime ins Tor zu schieben. Er hat hart gearbeitet, um diesen Scheibenverlust zu provozieren und diese Gelegenheit zu bekommen. Aber wir haben heute Abend viel über das Powerplay gesprochen und wie gut das war. Auch daran hatte Ryan großen Anteil.“

EDM@UTA: Nugent-Hopkins bringt Oilers den Sieg gegen Utah in OT

Spielabschnitte mit unterschiedlichem Charakter

Die einzelnen Spieldrittel unterschieden sich völlig. Die Oilers rannten und rackerten schon im ersten Drittel, doch die Tore gelangen in dieser Phase des Spiels ausschließlich dem Gegner. Edmonton ließ unter anderem zwei hochkarätige Chancen durch Adam Henrique und Jeff Skinner ungenutzt. Stattdessen traf Utah und nachdem kurz darauf Draisaitl aus aussichtsreicher Position vergeben hatte, legte Logan Cooley mit der 2:0-Führung nach.

Oilers glänzen im Mitteldrittel

Nach der ersten Pause reagierten die Oilers entschlossen, ohne dabei jedoch ihre defensive Ordnung zu verlieren. „Wir mussten einfach in die Gänge kommen. Wir haben nicht auf unserem Niveau gespielt“, befand Nugent-Hopkins. „Manchmal muss man innerhalb der Gruppe ein ernstes Wort miteinander reden, und niemand hat den anderen zurechtgewiesen. Nichts dergleichen. Wir wussten, dass wir besser spielen konnten, und das haben wir im zweiten und dritten Drittel auch gezeigt.“

„Wir haben klar angesprochen, dass es nicht gut genug war, und es ist sehr wirkungsvoll, wenn es von den Spielern kommt“, sagte Coach Knoblauch im Hinblick auf die Leistungssteigerung seiner Schützlinge nach dem ersten Spielabschnitt. „Wenn die Spieler sich gegenseitig zur Rede stellen, ist das sehr gut. Sie haben reagiert und besser gespielt. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir es noch besser machen können.“ Doch auch so zeigte die Steigerung der Oilers beim Gegner Wirkung.

Die Oilers drehten den Rückstand mit Hilfe von zwei gut ausgespielten Powerplays. „Ich glaube, wir haben gerade erst wieder besser in die Gänge gefunden und angefangen, stolz darauf zu sein, mit dem Puck zu spielen“, gab sich Draisaitl optimistisch mit Blick auf die kommenden Aufgaben. „Wenn man Pucks vertändelt und sich nicht um sie kümmert, muss man viel verteidigen, weil man die Scheibe nicht hat. Wenn man sich um den Puck kümmert und ihn schätzt und gute Spielzüge macht, dann hat man viel mehr davon. Das führt zu besseren Spielzügen und Chancen“, lautete die Analyse des Deutschen. „Wir haben heute Abend zwei wichtige Powerplay-Tore erzielt, was großartig ist, aber wir haben noch einiges zu tun. Wir wollen jeden Tag besser werden“, ergänzte Draisaitl.

Draisaitl mit 250. Multi-Punkte-Spiel in der NHL

Mit einem Tor und einer Vorlage im Mitteldrittel erreichte der gebürtige Kölner sein 250. Multi-Punkte-Spiel in seiner 742 NHL-Spiele umfassenden Karriere. „So ist das manchmal eben“, befand Draisaitl. „Früher in dieser Saison sind diese Pässe häufig in die andere Richtung gesprungen oder über den Schläger gerutscht. Hoffentlich geht es jetzt so weiter.“

So einseitig die ersten beiden Spielabschnitte vom Ergebnis her auch waren, so eng war der Rest des Spiels, beginnend mit dem Ausgleichstreffer von Utah zum 3:3 in der 44. Minute.

Torhüter Pickard mit starker Leistung

Während Utah nach dem Ausgleich weiter Druck machte, musste Oilers-Torhüter Pickard noch einige Paraden zeigen. „Seine Leistung war großartig“, lobte Nugent-Hopkins. „Sie haben ein gutes Spiel gemacht. Nachdem sie in Führung gegangen waren, war es schwierig, sich zurückzukämpfen. Unsere Verteidigung und die Art und Weise, wie wir spielen, haben große Fortschritte gemacht. Es ist auch dank der Leistungen unseres Goalies schwieriger geworden, gegen uns Chancen zu kreieren.“

Die Oilers hatten die Möglichkeit, das Spiel in einem späten Powerplay für sich zu entscheiden, doch die Gastgeber konnten das Unentschieden über die Zeit retten und die Verlängerung erzwingen.

Am Ende jubelten dann aber doch die Oilers, die sich nach diesem reifen Auftritt auf das nächste Spiel freuen können. Dieses findet bereits am Samstag (10 p.m. ET; NHL.tv; So. 4 Uhr MEZ) auswärts bei den Colorado Avalanche statt.

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