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Seit Montag hat die ehrwürdige Hockey Hall of Fame sechs neue Mitglieder. Guy Carbonneau, Sergei Zubov, Hayley Wickenheiser, Vaclav Nedomansky, Jim Rutherford und Jerry York wurden in Toronto in die heiligen Hallen des Eishockeys aufgenommen. Die sechs legendären Persönlichkeiten des Sports dankten in ihren Reden bei der abendlichen Galaveranstaltung den Personen, die ihnen ihre beispielhaften Karrieren ermöglichten und gaben einen Einblick in ihren Weg zu Ruhm und Erfolg.

"Als Kind habe ich davon geträumt in der NHL zu spielen, den Stanley Cup zu gewinnen, oder in den Playoffs ein Tor zu schießen", schwelgte Carbonneau in Erinnerungen. Den Traum den Stanley Cup zu gewinnen, machte er gleich drei Mal wahr, 1986, 1993 und 1999. "Während wir durch die unsere Eishockey-Karriere gehen, lernen wir auf verschiedene Dinge zu reagieren. Wenn wir gedraftet werden, unser erstes Spiel haben, unser erstes Tor schießen und, für die glücklichen unter uns, wenn wir den Stanley Cup gewinnen. Aber in die Hall of Fame aufgenommen zu werden? Das hätte ich nie zu träumen gewagt."
Der ehemalige Verteidiger Zubov erntete bereits zu Beginn seiner Rede Lacher. "Ich hatte immer den Ruf nicht sonderlich viel zu reden. Hier ist meine Chance", scherzte der als wortkarg berüchtigte Russe.
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Er berichtete ebenfalls von seinen ersten Schritten zu dem Sport, der ihn berühmt machen sollte. "Meine ersten Schlittschuhe waren ein paar Nummern zu groß, aber für die nächsten fünf Jahre haben sie perfekt gepasst."
Zubov erinnerte sich daran, wie er in seiner Heimat bereits als Kind mit Alexander Karpovtsev auf dem Eis stand, mit dem er später, 1994, mit den New York Rangers den Stanley Cup gewann. Karpovtsev, ein Leben lang ein enger Freund Zubovs, kam 2011 bei dem Flugzeugunglück seiner damaligen Mannschaft Lokomotiv Yaroslavl ums Leben. "Ich weiß, er schaut heute Abend zu", war sich Zubov sicher.
Nach Zubov wurde Hayley Wickenheiser geehrt, die unter den Frauen im Eishockey mit Wayne Gretzky vergleichbar ist. Sie wird als beste Spielerin aller Zeiten angesehen, war die erste Frau, die als Profi in einer Männer-Liga spielte und gilt als Pionierin für die Professionalisierung und die Verbreitung des Sports. Neben ihren sportlichen Erfolgen ist sie in Kanada für ihr Engagement für die Akzeptanz von Frauen und Minderheiten im Sport bekannt.
"Ich wollte unbedingt Eishockey spielen, mir war egal, was ich dafür ertragen musste. Im Nachhinein betrachtet war das eine Menge", sagte Wickenheiser über ihre ersten Schritte an einer Eishockey-Akademie zu einer Zeit, als Eishockey eine reine Männerdomäne war. "Ich kann mich daran erinnern, dass ich tatsächlich ein Magengeschwür bekommen habe. Ich hatte keine Angst davor, einen Check einzustecken, oder aufs Eis zu gehen. Das waren die Momente, in denen ich mich wohl gefühlt habe. Für mich war es schlimm, wenn ich ins Stadion kam, mich auf der Toilette umziehen und danach an all den Eltern vorbei gehen musste, und mir dumme Kommentare anhören musste."
Eine Qualität großer Athleten ist es jedoch, an ihren Aufgaben und Herausforderungen zu wachsen. Genau das machte Wickenheiser zu der Größe, die ihr den Platz in der Hall of Fame verschaffte: "All das hat mich abgehärtet und widerstandsfähiger gemacht und es hat mich gelehrt, mich nicht von der Kritik anderer beeinflussen zu lassen."

Wickenheiser olympics

Wickenheiser ist nicht das einzige neue Mitglied, dass auf dem Weg zum Erfolg einige gewaltige Steine aus dem Weg räumen musste, oder eine Pionierrolle einnahm.
Vaclav Nedomansky wurde als der erste Spieler bekannt, der aus Osteuropa nach Nordamerika flüchtete. Er machte sich in der Tschechoslowakei bei Slovan Bratislava einen Namen und erregte die Aufmerksamkeit der Klubs auf der anderen Seite des Atlantiks. Nach weiteren Jahren in seiner Heimat, in denen er in Schwierigkeiten mit dem Regime geriet, wagte er 1974 den Weg über die Schweiz nach Kanada, wo er zunächst für die Toronto Toros in der World Hockey Association auflief.
"Jetzt ist es an der Zeit, mich bei Kanada für die Chance zu bedanken, mein Leben so leben zu können, wie ich es wollte", so Nedomansky. "Meine Ankunft in Toronto wäre für mich nicht so leicht gewesen, ohne meinen langjährigen Freund Frank Mahovlich und seine Frau Marie, die sich von Beginn an um mich gekümmert haben. Ich weiß heute nicht mal, wie sie das gemacht haben. Ich habe damals kein Englisch gesprochen."
Ein besonderes Lob gab es auch für einen aktiven Spieler, als Jim Rutherford an der Reihe war. Als Torhüter und Manager arbeitete er mit einigen der größten Namen der Eishockey-Geschichte, wie Gordie Howe und Mario Lemieux zusammen. Am beeindruckendsten war für ihn jedoch ein anderer Spieler.
"Das größte an meiner Karriere war es, Teil eines Teams mit Sidney Crosby zu sein." Crosby und die Pittsburgh Penguins holten zwei Mal unter Rutherfords Führung als General Manager den Stanley Cup (2016, 2017). "Es ist beeindruckend Sid Tag für Tag zuschauen zu können. Seine Arbeitshaltung und sein Einfluss auf das Team und die Stadt sind etwas Besonderes."

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Der letzte im Kreis der neuen Mitglieder in der Hall of Fame ist Jerry York. Der US-Amerikaner schaffte zwar nie den Schritt in die NHL, ist aber eine Legende in der College-Liga NCAA, die Talentschmiede des US-Eishockey. Die Tatsache, dass er vom damaligen Nationaltrainer Herb Brooks eingeladen wurde, um mit ihm die Mannschaft für das Wunder von Lake Placid bei den Olympischen Spielen 1980 aufzustellen, zeigt seine Fachkenntnis und seine Hingabe.
"Ich habe es immer geliebt als Trainer zu arbeiten", schwärmte York. "Aber noch mehr habe ich die Leute geliebt, die ich trainiert habe. Man trainiert keine Pucks, man trainiert Menschen."
Der kleine Kreis der Legenden in der Hockey Hall of Fame ist nun also um sechs Namen angewachsen, um sechs Personen, die beeindruckende Karrieren hinter sich haben und die Geschichten erlebt haben, die den Stoff für Hollywood-Produktionen bieten. Sie haben den Sport und die Leben vieler folgender Spieler und Spielerinnen nachhaltig geprägt und sich die große Ehre, die ihnen am Montag zuteilwurde verdient. Doch die nächsten Kandidaten und Kandidatinnen warten schon auf ihre Chance.