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In Nordamerika ist der März der Women's History Month. In diesem Monat soll die wichtige Rolle der Frauen für die Gesellschaft in den Fokus gerückt werden. NHL.com/de nimmt das zum Anlass, intensiv über Frauen im Eishockey zu berichten, deren wichtige Beiträge aufzuzeigen, verschiedene Blickwinkel auf dieses Thema zu ermöglichen und sie zu inspirieren und zu ermutigen.
In dieser Ausgabe: Nicola Eisenschmid über ihr Engagement in Schweden

Ganz ohne Körperkontakt ging es auch im Frauen-Eishockey nie - offene und harte Bodychecks aber waren und sind in fast allen Ligen und Ländern verboten. Hier geht Schweden einen neuen Weg und erteilte dem Hitting-Game grünes Licht. Mittendrin statt nur dabei ist die deutsche Nationalspielerin Nicola Eisenschmid, die seit dieser Saison für Djurgårdens IF in der SDHL völlig neue Erfahrungen sammelt.

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Neue Welt in Schweden: Schnelleres Eishockey mit Bodychecks
Eisenschmid hatte zuvor in der deutschen DFEL ihre Spuren als gefürchtete Torjägerin und Torschützenkönigin hinterlassen. In Schweden ist ihr Job nun um einiges härter - im wahrsten Sinne des Wortes: "Ich wollte nochmal was Neues erleben, im Ausland spielen, und habe viel Gutes über die schwedische Liga gehört", berichtet Eisenschmid im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de. "Das Eishockey hier ist super, schneller als in Deutschland und vor allem härter, denn hier ist Körperkontakt seit dieser Saison erlaubt."

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Ein Hockeyspiel mit offenen Checks ist selbst für eine erfahrene Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin wie Eisenschmid eine völlig neue Welt. "Am Anfang war es schon schwierig, aber ich komme immer besser damit zurecht. Ich bin auch eher eine Spielerin, die einsteckt, statt auszuteilen", scherzt die 26-Jährige. "Aber das schränkt mich in meinem Spiel nicht ein. Ich muss da draußen einfach noch ein bisschen aufmerksamer sein und mich daran gewöhnen. Meiner Erfahrung nach hilft das Körperspiel vor allem den Mannschaften, die technisch nicht so stark sind. Sie können sich nun besser im Spiel halten."

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Die Legalisierung des Körperspiels könnte eine interessante Option für Deutschland sein, findet die Stürmerin aus Marktoberdorf, aber: "Man müsste langsam an die Sache herangehen und Schritt für Schritt einführen. Die Jungs wachsen damit auf, sie wissen, wie man austeilt, aber auch wie man einsteckt, ohne sich zu verletzen. Für mich war es also schon eine krasse Umstellung. Gleich in meinem zweiten Spiel habe ich einen Check gegen die Bande bekommen und mir die Rippen geprellt. Das hatte ich nicht erwartet. Grundsätzlich finde ich diese Idee schon gut, aber es geht nicht von null auf 100. Die Verletzungsgefahr wäre dann zu groß."
Doch abgesehen von der Physis kann sich Deutschland bei den Schweden noch einiges abschauen: "Hier ist es professioneller und wird mit mehr Geld unterstützt. Sie versuchen, eine Verbindung zwischen dem Männer- und Frauen-Eishockey herzustellen. Auch bei uns im Verein werden die Frauen voll mit einbezogen. Es findet also eine Kooperation statt und wird auch nach außen genauso kommuniziert. Auch der Stream der Eishockey-Übertragungen ist hier besser als in der DFEL."

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Mehr Attraktivität für eine schöne Sportart
Das Ziel, und das gilt insbesondere für das deutsche Eishockey, ist es, mehr junge Frauen für diesen Sport zu begeistern. "Es muss mehr Werbung gemacht werden, um mehr Mädels zum Eishockey zu bringen", fordert Eisenschmid. "Im Nachwuchs gibt es mittlerweile viele Jungs, aber nach wie vor nur vereinzelt Mädels."
Eine gewisse Entwicklung in den letzten ein, zwei Jahrzehnten ist Eisenschmid aber aufgefallen: "Man sieht, dass es in die richtige Richtung geht. Früher musste ich für Auswärtsfahren noch Geld mitbringen, dass wir die Busfahrt und die Hotels zahlen konnten. Jetzt ist es immerhin so, dass es in allen Vereinen Sponsoren gibt, die diese Ausgaben decken."

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Um die öffentliche Aufmerksamkeit für Frauen-Eishockey zu erhöhen, braucht es einerseits sportlichen Erfolg, andererseits eine bessere Zugänglichkeit. "Wir müssen es einfacher und attraktiver machen, jungen Mädchen das Eislaufen beizubringen, um dann auch Eishockey zu spielen", erklärt Eisenschmid. "Ich glaube es wäre gut, wenn DEL-Teams auch Frauenmannschaften stellen, damit sie finanziell unterstützt werden. Ein großer Liga-Sponsor wie es ihn in der DEL gibt wäre für die DFEL ebenfalls gut. Es würde alleine schon helfen, die Qualität bei den Video-Streams zu erhöhen, damit es attraktiver zum Anschauen wird."
Vorbilder und Gesichter geben Orientierung
In diesem Zuge wünscht sich Eisenschmid mehr Vorbilder und prägende Gesichter, die für die ganze Sportart stehen. Einen großen Schritt in diese Richtung sind bereits viele Frauen in den letzten Jahren gegangen: Die kanadische Nationalspielerin Sarah Nurse ist auf dem Cover des Videospiels NHL23 zu sehen, dazu arbeiten immer mehr Frauen in oder im Umfeld der NHL wie Cammi Granato (Vancouver Canucks), Hayley Wickenheiser (Toronto Maple Leafs) oder Jessica Campbell (Coachella Valley Firebirds).

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"Das finde ich sehr gut", sagt Eisenschmid. "Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, denn diese Frauen haben sich das verdient, weil sie Gutes geleistet haben. Es zeigt auch jungen Mädels, was sie erreichen können und dass es weibliche Vorbilder gibt, die sie super finden."
Ein Gesicht des deutschen Frauen-Eishockeys ist Eisenschmid längst selbst und ist eine Pionierin in Schweden, um neue Wege für Frauen in dieser Sportart aufzuzeigen.

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