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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Ottawa Senators

Die Ottawa Senators sind in der Vorsaison knapp an der Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs gescheitert: Trotz vieler Verletzungen, insbesondere auf der Torhüter-Position, fehlten den Senators (39-35-8) am Ende nur sechs Punkte auf den letzten Wildcard-Platz in der Eastern Conference. Nun hofft Ottawa, im Sommer an den richtigen Stellschrauben gedreht zu haben, um die Playoff-Durststrecke (seit 2017 nicht mehr vertreten gewesen) zu beenden.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Schmerzhaft war insbesondere der Abgang von Flügelstürmer Alex DeBrincat, der zu den Detroit Red Wings getradet wurde. Im Austausch dafür erhielten die kanadischen Hauptstädter Angreifer Dominik Kubalik, Verteidiger-Talent Donovan Sebrango sowie ein Erstrunden- und ein Viertrunden-Draftpick.

Weitere Verstärkungen akquirierten die Senators über den Free-Agent-Markt: Torwart Joonas Korpisalo unterschrieb für fünf Jahre, Bottom-Six-Stürmer Zack McEwen für drei Jahre und Flügelspieler Vladimir Tarasenko für ein Jahr. Während McEwen vor allem Größe und Physis mitbringt, soll Scharfschütze Tarasenko für viele Tore sorgen. Eine Hauptrolle aber soll auch Korpisalo spielen, der mit Anton Forsberg in den Konkurrenzkampf tritt und für mehr Qualität und Konstanz auf der Torhüterposition sorgen soll.

CBJ@EDM: Korpisalo stoppt Draisaitls Schuss

"Wir haben das Gefühl, dass wir mit einem der besseren Goalie-Tandems in die Saison gehen", ist Ottawas General Manager Pierre Dorion von seinen beiden Torhütern überzeugt. "Natürlich hätten wir auch gerne Jungs vom Kaliber eines (Andrei) Vasilevskiy (Tampa Bay Lightning), aber es gibt nicht viele von ihnen. Wir glauben, dass unsere Jungs richtig gut sein werden. Sie sind gute Freunde und werden sich gegenseitig antreiben."

Schlüsselspieler

Die Senators werden von Kapitän Brady Tkachuk (23) sowie seinen beiden Assistenten, dem erfahrenen Mittelstürmer Claude Giroux (35) sowie Abwehrchef Thomas Chabot (26) angeführt. Zum Kreis der Führungsspieler aber zählt längst der Deutsche Tim Stutzle (21) und seine guten Freunde Josh Norris (24) und Drake Batherson (25). Auch Neuzugang Tarasenko (31) soll Verantwortung tragen. Gleiches gilt für die Verteidiger Jakob Chychrun (25) und Erik Brannstrom (23). Ottawa verfügt also über einen recht jungen Kern, der bereits gut eingespielt ist.

Spieler aus DACH

Tim Stützle ist nicht nur zum Nummer-1-Center, sondern auch zu einem der Aushängeschilder und Gesichter der Senators gereift. In der Vorsaison ragt er als Top-Torjäger (39 Treffer), Top-Vorlagengeber (51 Assists) und Top-Scorer (90 Punkte) seiner Mannschaft heraus. Er erzielte die meisten Unterzahl-Tore (3), erhielt unter allen Senators-Stürmern die meiste Eiszeit (im Schnitt 21:16 Minuten pro Spiel) und spielte in allen Special Teams. Der in Viersen geborene Third-Overall-Pick aus dem Draft 2020 hat seinen Zenit noch lange nicht erreicht.

Stärken

Ottawas Stärke dürfte insbesondere die Offensive sein: Tkachuk und Stützle dürften ein festes Paar in der ersten Reihe bilden, das entweder mit Spielmacher Giroux oder mit Tarasenko komplettiert wird (siehe Extra-Story). So oder so dürfte eine Linie auf dem Eis stehen, die zu den besten in der NHL zählt. Spieler wie Norris, Batherson, Kubalik, Shane Pinto oder Ridly Greig sollten zudem für viel Tiefe und Secondary Scoring sorgen. Abgerundet wird das von torgefährlichen und mobilen Bluelinern wie Chabot, Chychrun, Jake Sanderson und Brannstrom. Das Powerplay rangierte bereits in der Vorsaison auf Platz 8 (23,5 Prozent Erfolgsquote), könnte durch die Verpflichtung des schussstarken Tarasenko sogar noch aufgewertet werden.

OTT@NYI: Tkachuk trifft im 3. Drittel in Überzahl

Verbesserungspotenziale

In der Defensive und im Goaltending haben die Senators noch viel Luft nach oben. Durchschnittlich 3,29 Gegentore/Spiel bedeuteten in der Vorsaison nur Rang 20 - zu wenig, um sich für die Playoffs zu qualifizieren. Auch das Penalty Killing war mit 80,1 Prozent (14.) zu anfällig. Für mehr Stabilität braucht Ottawa aber vor allem besseres Goaltending. Hier schlug das Verletzungspech gnadenlos zu: Die Senators mussten 2022/23 sieben (!) verschiedene Torhüter einsetzen (Cam Talbot, Anton Forsberg, Mads Sogaard, Kevin Madolese, Dylan Ferguson, Leevi Merilainen und Magnus Hellberg). Hier ruhen die Hoffnungen auf dem Tandem Korpisalo/Forsberg.

Vielversprechende Talente

Mit Stützle (21), Sanderson (21), Greig (21) und Abwehrmann Jacob Bernard-Docker (23) sind vier Stammspieler Jahrgang 2000 oder jünger. Greig schaffte in der Vorsaison den Sprung vom Farmteam Belleville Senators (39 AHL-Spiele, 15-14-29) in die NHL und überzeugte dort direkt in der Rolle des Centers in der zweiten Reihe (20 NHL-Spiele, 2-7-9). Auch Egor Sokolov brachte sich als Top-Scorer in Belleville in Stellung (70 AHL-Spiele, 21-38-59) und schnupperte weitere NHL-Luft (fünf Partien, 1-1-2). Beide haben gute Chancen, sich im Training-Camp für einen Kaderplatz in Ottawa zu empfehlen. Weitere Talente in der Senators-Pipeline sind die Angreifer Roby Jarventie (21), Tyler Boucher (20) und Zach Ostapchuk (20), die sich zunächst allesamt in Belleville weiterentwickeln sollen.

Die Senators schaffen es in die Playoffs, wenn…
… das Goalie-Tandem Korpisalo/Forsberg verletzungsfrei bleibt, konstant gute Leistungen zeigt und damit die Defensive stabilisiert. Nach sechs Jahren in Folge ohne Playoffs scheint die Rückkehr nun realistisch.