Joe Pavelski

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Joe Pavelski von den Dallas Stars

In den letzten Wochen wurde die NHL von Karriereenden erschüttert: Patrice Bergeron hängte im Alter von 38 Jahren, David Krejci im Alter von 37 Jahren die Schlittschuhe an den Nagel. Die nun kommende Saison 2023/24 könnte auch das letzte Jahr von Joe Pavelski in der NHL sein. Der Vertrag des 39-jährigen Stürmer von den Dallas Stars läuft nach dieser Spielzeit aus - für den US-Amerikaner vielleicht die letzte Chance, den Stanley Cup zu gewinnen.

Keine Alterserscheinungen

Stand jetzt ist Pavelski in der Saison 2023/24 der zweitälteste NHL-Profi hinter Verteidiger Mark Giordano (39) von den Toronto Maple Leafs. Alterserscheinungen aber zeigt der in Plover im US-Bundesstaat Wisconsin geborene Stürmer noch nicht: 2021/22 spielte er eine 81-Punkte (27-54-81, Karrierejahr!), 2022/23 eine 77-Punkte-Saison (28-49-77) bei den Stars und verpasste seit zwei Jahren kein einziges Spiel in der regulären Saison.

So verwunderte es nicht, dass der Routinier am 1. Januar 2023 seinen auslaufenden Vertrag noch einmal um ein Jahr bis 2024 verlängerte. "Letztes Jahr wollte ich schauen, wie ich mich fühle, wie wir spielen und sehen, wie viel Spaß ich habe", blickt Pavelski zurück. Die Antworten: Er fühlte sich gut, er drang mit Dallas bis ins Western Conference Finale vor und er hatte insbesondere bei seinen 28 Saisontreffern eine Menge Spaß. "Es macht immer Spaß, Tore zu schießen. Das trägt auch dazu bei, Spiele zu gewinnen, was das Wichtigste ist. Es hat Spaß gemacht, so Hockey zu spielen. Wir hatten Offensive, konnten Tore schießen und aggressiv spielen. Wir haben Druck gemacht, auch in der gegnerischen Zone. Es waren viele großartige Spiele dabei. Diese Art, Hockey zu spielen, macht Spaß. Ich freue mich darauf, wieder loszulegen."

DAL@SEA, Sp6: Pavelski fälscht zum Powerplaytor ab

Der beste Abfälscher der Liga

Pavelski ist eines der besten Siebtrunden-Picks aller Zeiten: Beim Draft 2003 wurde er in der 7. Runde an insgesamt 205. Stelle von den San Jose Sharks ausgewählt und gab erst vier Jahre später, in der Saison 2006/07 sein NHL-Debüt. Seitdem aber ist der 1,80 Meter große Rechtsschütze nicht mehr wegzudenken aus der besten Eishockey-Liga der Welt: In seiner Vita stehen 18 NHL-Saisons mit 1250 Spielen und 1001 Scorerpunkten (449-552-1001) sowie 15 Runs in den Stanley Cup Playoffs mit 182 Partien und 139 Punkten (73-66-139). Zweimal drang er bis ins Stanley Cup Finale vor (2016 mit San Jose; 2020 mit Dallas). Vier Jahre diente er als Kapitän der Sharks, drei Jahre als Assistenzkapitän der Stars, was ihm den Spitznamen "Captain America" in Anlehnung an die gleichnamige Comicfigur einbrachte.

Bis heute zählt Pavelski zu einem der besten "Tipper" der Liga. Gemeint sind weder die Fähigkeiten an der Tastatur noch die Großzügigkeit bei der Vergabe von Trinkgeld, sondern die Fähigkeit, Pucks erfolgreich abzufälschen. Stellt sich Pavelski im Training vor das Tor geht es nur "klack-ping", "klack-ping", "klack-ping" - mit seinem zumeist weißen Schläger, der auf der Eisfläche wohl noch schwerer für Torhüter zu erkennen ist, fälscht er mit der Präzision eines Chirurgen Scheibe für Scheibe ins Ziel ab. Entsprechend oft geht durch Tip-ins auch in den Spielen die Torlampe an.

DAL@SEA, Sp4: Pavelski baut die Führung aus

Jungbrunnen in der ersten Reihe

Einen enorm verjüngenden Effekt auf Pavelski dürften auch seine beiden Reihenkollegen haben: Linksaußen Jason Robertson (24) und Center Roope Hintz (26). US-Boy Robertson legte zuletzt selbst ein Karriere-Jahr aufs Eis und scorte dreistellig (82 Spiele, 46-63-109). Finne Hintz brachte es verletzungsbedingt "nur" auf 73 Spiele in der Hauptrunde (37-38-75), war in den späteren Stanley Cup Playoffs aber Top-Scorer bei den Stars (19 Playoff-Partien, 10-14-24). Selbstredend vor seinen "Linemates" Robertson (19 Spiele, 7-11-18) und Pavelski (14 Spiele, 9-5-14).

"Es war ein gutes Jahr. Wir hatten als Mannschaft und als Spieler viel Spaß und sind gerne zur Eisfläche gekommen", berichtet Pavelski. "Für mich war es toll zu sehen, dass unsere jungen Spieler diese Intensität und diesen Antrieb haben, der Spieler zu sein, der da draußen den Unterschied macht. Wir müssen auch in der neuen Saison wieder arbeiten. Wenn diese Einstellung da ist, dann werden wir Erfolg haben. Ich freue mich mit der Mannschaft und diesem Trainerstab wieder anzugreifen."

Ein Abschied mit dem Stanley Cup?

Was Pavelski zur Krönung einer außergewöhnlichen Hockey-Karriere noch fehlen würde, wäre der Gewinn des Stanley Cup. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Im Sommer hat Dallas insbesondere die Offensive noch einmal aufgerüstet und für noch mehr Tiefe gesorgt. Möglich gemacht haben das auch die Gehaltsabstriche von Pavelski, der für eine Jahresgage von nur 3,5 Millionen US-Dollar unterschrieb - für die Qualitäten eines unumstrittenen Erstreihen-Stürmers ein absolutes Schnäppchen. Das Team ist im Kern eingespielt, verfügt über aufstrebende Talente, Playoff-erfahrene Routiniers, Qualität in der Spitze, eine enorme Tiefe und einen Ausnahme-Torwart - allesamt Attribute, die auch ein Championship-Team beschreiben.

Für Pavelski könnte in seinem vielleicht letzten NHL-Jahr also tatsächlich noch der ganz große Wurf drin sein. Am 11. Juli 2024 wird der Angreifer 40 Jahre alt. Ob er ein weiteres Jahr dranhängen wird, werden die nächsten Wochen zeigen und wohl wieder von Faktoren wie Spaß, Erfolg und der Gesundheit abhängen. "Wer weiß?", lässt Pavelski seine Zukunft offen. "Das werden wir sehen…"

SEA@DAL, Sp2: Pavelski trifft im Powerplay