Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, den Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Alex Ovechkin von den Washington Capitals

Denken Eishockeyfans an die Washington Capitals, kommt ihnen mit ziemlicher Sicherheit als erstes der Name ihres Top-Stürmers Alex Ovechkin in den Sinn. Der gebürtige Moskauer, der am 17. September 38 Jahre alt wird, prägt das Team seit vielen Jahren und war auch in der Saison 2022/23 das mit Abstand prominenteste Gesicht der Organisation.

Ovechkin, der von den Capitals beim NHL Draft 2004 einst an Nummer eins ausgewählt wurde, ist trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters einfach nicht zu stoppen. Obwohl seine Mannschaft im Frühjahr zum ersten Mal seit neun Jahren die Stanley Cup Playoffs verpasste, glänzte Ovechkin einmal mehr als Top-Scorer des Teams, steuerte in 73 Einsätzen der Hauptrunde 42 Tore und 33 Assists zu 75 Punkten bei. Am Kapitän lag es also nicht, dass es mit dem Einzug in die K.o.-Runde diesmal nichts wurde. Nach 1.347 NHL-Spielen stehen für den Moskauer beeindruckende 822 Treffer und 663 Assists zu Buche. Hinzu kommen in 147 Einsätzen in den Stanley Cup Playoffs weitere 72 Tore und 69 Vorlagen.

WSH@PIT: Ovechkin zieht ab und trifft

Der erfahrene Russe scheint noch keinerlei Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Im Gegensatz zu einigen seiner Teamkameraden war auf Ovechkin auch in der Saison 2022/23 Verlass. Grund genug auch in der Spielzeit 2023/24 wieder voll auf den Veteran zu setzen.

Ovechkin bestimmte die Schlagzeilen maßgeblich in einer Saison, in der die Capitals auf dem Eis vieles schuldig geblieben waren. So sorgte er unter anderem am 21. März 2023, an jenem Abend, an dem er vor dem Spiel noch dafür geehrt wurde, dass er Gordie Howe als zweiterfolgreichsten Torschützen in der NHL-Geschichte überholt hatte, für einen weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher der Liga.

Ovechkin überbot in einer anderen Kategorie die Legende Wayne Gretzky und stellte einen weiteren NHL-Rekord auf. Der Capitals-Star traf im ersten Drittel gegen die Blue Jackets und sicherte sich damit vorzeitig seine 13. (!!!) Saison mit mindestens 40 Toren. Diese Leistung ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass kein anderer Spieler der Liga, seit Ovechkin 2005/06 die NHL-Bühne betrat, mehr als sechs Spielzeiten mit 40 oder mehr Toren zu Wege brachte (Steven Stamkos).

Ursprünglich wurde der Treffer gegen Columbus seinem Teamkameraden Dylan Strome zugeschrieben, mit einem Assist von Ovechkin, aber nach Überprüfung wurde festgestellt, dass der Verteidiger der Blue Jackets, Nick Blankenburg, den Puck ins Tor abgelenkt hatte und nicht Strome. Der Treffer ging also an den Spielführer der Capitals. Für ihn war es zugleich das 820. Tor seiner Karriere, womit er nur noch 74 Treffer hinter Gretzky lag, der den ewigen Torrekord in der Liga hält. Bis zum Ende der Hauptrunde verringerte sich die Lücke zu Gretzkys auf 72. Die Aufholjagd ist Ovechkin durchaus zuzutrauen, so er gesund bleibt.

Bei dem Ansinnen den Rückstand auf Gretzkys ewigen Torrekord aufzuholen, soll Ovechkin auch Washingtons neuer Trainer Spencer Carbery helfen. Der ehemalige Trainer von Washingtons AHL-Vertretung aus Hershey kennt ihn und seine Eigenheiten gut. Im Gegenzug zeigte sich auch der Kapitän mit der Wahl des neuen Chefs hinter der Bande zufrieden. Ovechkin sagte der russischen Zeitung Sport-Express: "Wir kannten ihn bereits persönlich und haben eine großartige Beziehung zu ihm." Er glaube nicht, dass "wir irgendwelche Probleme erwarten sollten", gab sich Ovechkin zuversichtlich.

Und auch der neue Coach äußerte sich gegenüber NHL.com in Bezug auf Ovechkins zukünftige Rolle als Anführer der Mannschaft in der kommenden Spielzeit optimistisch. "In all den Gesprächen, die ich mit ihm geführt habe, hatte ich den Eindruck, dass er sich in einer großartigen Verfassung befindet. Seit ich ihn vor ein paar Jahren kennengelernt habe, scheint es, als hätte er nichts von seiner herausragenden Klasse eingebüßt. Er ist ein Leader in jeder Beziehung."

Carbery betonte zudem, dass Ovechkin noch immer voller Leidenschaft und Ehrgeiz sei. "Alles worüber er spricht, ist, wieder in die Playoffs zu kommen. Er will mit der Mannschaft in Zukunft unbedingt wieder mehr Spiele gewinnen und überlegt permanent, was wir tun müssen, um in der kommenden Saison wieder ein Playoff-Eishockeyteam zu werden. Man kann seine immense Energie, seine große Begeisterung und seinen Enthusiasmus sogar schon am Telefon spüren. Ich freue mich einfach darauf, dieses Jahr mit ihm zu arbeiten und das Camp ins Rollen zu bringen. Man merkt einfach sofort, wie sehr er sich auch schon darauf freut."

Diese Begeisterung und Vorfreude werden wichtig sein, wenn der sportliche Erfolg möglichst rasch wieder in die US-Metropole zu den Capitals zurückkehren soll. Ganz nebenbei würde diese frische Energie dann natürlich auch Ovechkin ganz persönlich dabei helfen in nicht allzu ferner Zukunft womöglich den ewigen Torrekord von Gretzky zu übertreffen und ein weiteres Kapitel Ligageschichte zu schreiben.