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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Minnesota Wild

Die Minnesota Wild brachten in den vergangenen beiden Jahren beachtliche Leistungen, wenn man bedenkt, welche Mittel General Manager Bill Guerin zur Verfügung hat. Nach dem Buy-Out der Verträge von Zach Parise und Ryan Suter im Sommer 2021 darf Minnesota eine gewaltige Portion des Salary Caps nicht nutzen. Kommende Saison muss Guerin mit über 14,7 Millionen US-Dollar weniger auskommen als andere GMs. Das sind fast 18 Prozent des Salary Caps. Trotzdem qualifizierten sich die Wild vergangene Saison als drittbestes Team der Central Division mit 103 Punkten (46-25-11) zum vierten Mal in Folge für die Stanley Cup Playoffs, wo sie in der ersten Runde in sechs Spielen an den Dallas Stars scheiterten.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Angesichts der angespannten finanziellen Situation ist es kein Wunder, dass die Wild deutlich mehr Ab- als Zugänge zu verzeichnen haben. Stürmer Pat Maroon ist die einzige Neuverpflichtung. Der 35-jährige Außenstürmer bringt viel Erfahrung und Härte mit sich. Er gewann von 2019 bis 2021 drei Mal in Folge den Stanley Cup. Vergangene Saison gelangen ihm bei den Tampa Bay Lightning 14 Punkte (5 Tore, 9 Assists) in 80 Spielen.

WSH@TBL: Maroon markiert seinen zweiten Treffer

Als Abgänge sind die Stürmer Oskar Sundqvist, Gustav Nyquist, Ryan Reaves und Sam Steel sowie die Verteidiger Matt Dumba und John Klingberg zu nennen. Reaves stieß erst vergangenen November zum Team, Sundqvist, Nyquist und Klingberg kamen erst zur Trade Deadline im März. Dumba ist der einzige Kernspieler, der auch nur eine komplette Saison für die Wild aktiv war. Er war allerdings seit 2013 im Team, erzielte in 598 Spielen 236 Punkte (79 Tore, 157 Assists) und fungierte zuletzt als Assistenzkapitän.

Schlüsselspieler

Der unangefochtene Star Nummer eins ist Kirill Kaprizov. In seinen ersten drei NHL-Saisons führte er die Wild immer als Topscorer an und verbuchte 234 Punkte (114 Tore, 120 Assists) in 203 Partien. Er harmoniert in der ersten Reihe hervorragend mit Mats Zuccarello, der mit Kaprizovs Ankunft zur Form seines Lebens auflief. Er steuerte zuletzt 67 Punkte (22 Tore, 45 Assists) bei. Matt Boldy sorgt in der zweiten Reihe für Durchschlagskraft und war im Alter von nur 22 Jahren mit 63 Punkten (31 Tore, 32 Assists) Minnesotas drittbester Scorer und zweitbester Torschütze.

Kaprizovs Top-5-Tore der Saison 2022/23

In der Abwehr sind Kapitän Jared Spurgeon und Jonas Brodin die Anker der Wild. Sie sorgen als hervorragende Skater und intelligente Spieler mit viel Übersicht für Stabilität. Spurgeon steuerte außerdem 34 Punkte (11 Tore, 23 Assists) bei. Brodin, der verletzungsbedingt 22 Spiele verpasste, erlebte mit 14 Punkten (3 Tore, 11 Assists) seine offensivschwächste Saison seit 2015/16.

Besonders wichtig wird für die Wild sein, dass die Torhüter Marc-Andre Fleury und Filip Gustavsson sich von ihrer besten Seite zeigen. Vergangene Saison teilten sich die beiden den Posten zu fast gleichen Teilen. Veteran Fleury kam auf eine Bilanz von 24-16-4, 90,8 Prozent Fangquote, 2,85 Gegentore pro Spiel und zwei Shutouts. Gustavsson legte eine Paradesaison hin und lag mit 93,1 Prozent Fangquote und einem Gegentorschnitt von 2,1 auf dem zweiten Platz der NHL. Er verzeichnete eine Ausbeute von 22-9-7 und drei Shutouts.

Spieler aus DACH

In Minnesota liegen nach wie vor große Hoffnungen auf Marco Rossi. Der 21-jährige Österreicher war in der American Hockey League mit 51 Punkten (16 Tore, 35 Assists) der zweitbeste Scorer der Iowa Wild, konnte sich in der NHL aber bisher nicht durchsetzen. Vergangene Saison kam er 19-mal für Minnesota zum Einsatz und erzielte einen Assist. Er könnte diese Saison zu seinem Durchbruch kommen, wenn Trainer Dean Evason ihm die nötige Eiszeit und die passende Rolle in einer der ersten beiden Reihen gibt.

Stärken

Die Stärke der Wild liegt aktuell in der Defensive. Mit 2,67 Gegentoren pro Spiel stellten sie die sechstbeste Abwehr der Liga, eine Quote von 82 Prozent in Unterzahl konnte sich auf Platz zehn ebenfalls sehen lassen. Das gilt besonders, wenn man bedenkt, dass Minnesota auch die drittmeisten Unterzahltore (14) schoss. Zwar verließen mit Dumba und Klingberg zwei Verteidiger das Team, sie waren aber ohnehin sehr offensiv orientiert und mit Brock Faber und Calen Addison rücken talentierte junge Spieler nach.

Verbesserungspotenziale

Die Offensive ließ vergangene Saison auf dem 23. Platz mit 2,91 Toren pro Spiel zu wünschen übrig. Besonders bedenklich ist die Abhängigkeit von Kaprizov, der phasenweise alleine in Kombination mit den guten Leistungen der Torhüter dafür sorgte, dass die Wild in der Tabelle nicht abstürzten. Eine starke Saison von Rossi wäre hier wichtig, um Kaprizov, Zuccarello und Boldy im Angriff zu entlasten.

Boldys Top-5-Tore der Saison 2022/23

Vielversprechende Talente

Minnesota leistete in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit im Bereich Scouting und Entwicklung und hat eine der stärkeren Nachwuchsabteilungen der Liga. Neben Rossi ist vor allem Verteidiger Faber zu nennen. Er führte vergangene Saison in der Universitätsliga NCAA die University of Minnesota als Kapitän bis ins Finale und erzielte in 38 Spielen 27 Punkte (4 Tore, 34 Assists).

In der Offensive kam Sammy Walker in der abgelaufenen Spielzeit bereits zu neun Partien für die Wild, in denen er ein Tor und einen Assist lieferte. In der AHL lag er mit 48 Punkten (27 Tore, 21 Assists) nur knapp hinter Rossi und war Iowas bester Torschütze.

Jesper Wallstedt gilt als eins der größten Torwarttalente. Er war mit 90,8 Prozent Fangquote der fünftbeste Rookie-Torwart der AHL, mit 2,68 Gegentoren lag er auf Platz vier.

Playoff-Chancen

Guerin und Evason konnten bereits beweisen, dass sie auch mit eingeschränkten Mitteln ein konkurrenzfähiges Team aufs Eis schicken können und es gibt wenig Grund zur Annahme, dass sich daran etwas ändern wird. Der Kern der vergangenen beiden Jahre ist, abgesehen von Dumba, weiterhin intakt, zudem gibt es junge Spieler, die sich bereits kommende Saison zu Leistungsträgern entwickeln könnten. Sollte Gustavsson auch nur annähernd an seine Leistungen von vergangener Saison anknüpfen können, dürften die Wild wieder in der Lage sein, um einen der ersten drei Plätze in der Central Division zu kämpfen.