Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.
In dieser Ausgabe: Washington Capitals
In der NHL-Saison 2022/2023 verpassten die Capitals zum ersten Mal seit neun Spielzeiten die Stanley Cup Playoffs. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Eine große Anzahl an Verletzungen und mangelnde Disziplin auf dem Eis führten letztendlich maßgeblich dazu, dass das als Mitfavorit in die Saison gegangene Team die Spielzeit mit einer enttäuschenden Bilanz von 35-37-10 lediglich auf Platz 6 in der Metropolitan Division beendete. Vor der Saison 2023/24 wollen sich die Capitals von ihrem schlechten Abschneiden bestmöglich erholen und in Zukunft wieder ein ernsthafter Playoff-Anwärter sein. Auch in der Hoffnung, dass das Verletzungspech diesmal einen größeren Bogen um die Hauptstadt macht.
In der Vorsaison verpassten zehn ihrer Stammspieler mindestens zehn Spiele. als Folge des ständig wechselnden Kaders fehlte es an Chemie und Dynamik zwischen den Mitgliedern der einzelnen Reihen.
Die wichtigsten Veränderungen im Kader
Die Capitals gehören zu den NHL-Teams, bei denen es in der Offseason zu einem Trainerwechsel kam. Der ehemalige Coach Peter Laviolette wurde durch Spencer Carbery ersetzt. Carbery war zwei Spielzeiten lang als Assistenztrainer bei den Toronto Maple Leafs tätig und trainierte zuletzt die Calder-Cup-Gewinner Hershey Bears, Washingtons AHL-Farmteam. Die Verantwortlichen in der US-Metropole setzten darauf, dass der Trainerwechsel einen wichtigen Impuls auslöst, der den Capitals den entscheidenden Push auf dem Weg zurück an die Ligaspitze verleihen wird.
Doch auf den neuen Coach alleine wollte man sich nicht verlassen. Max Pacioretty wurde von den Capitals am ersten Tag der Free Agency mit einem Einjahresvertrag ausgestattet. Zu Saisonbeginn wird der Neuzugang allerdings aufgrund eines in der Vorsaison bei den Carolina Hurricanes erlittenen Achillessehnenrisses noch zusehen müssen. Pacioretty wusste in der Liga über Jahre hinweg zu beeindrucken. Er schloss sechs Spielzeiten mit 30 oder mehr Toren ab. In Washington hoffen sie, dass er schon bald an solche Leistungen anknüpfen kann.
Außerdem tauschte der Klub Dritt- und Siebtrunden-Picks für den NHL Draft 2024 gegen Verteidiger Joel Edmundson von den Montreal Canadians. Auch Edmundson dürfte im Vollbesitz seiner Kräfte unzweifelhaft ein Gewinn für das Team sein. Er hatte in der vergangenen Saison durchschnittlich über 19 Minuten Eiszeit bekommen und erzielte 13 Punkte in 61 Spielen. Mit seinen 30 Jahren ist Edmundson zudem ein erfahrener Spieler, der die linke Seite der Capitals-Abwehr verstärken soll.
Verlassen haben die Capitals nach Saisonende neben Trainer Laviolette unter anderem Stürmer Conor Sheary, der am 1. Juli einen Vertrag bei den Tampa Bay Lightning unterschrieb, Verteidiger Matt Irwin, den es zu den Vancouver Canucks zog und Angreifer Craig Smith, der zukünftig für die Dallas Stars auflaufen wird.
Schlüsselspieler
In der Offensive dominierte in Washington einmal mehr Superstar Alex Ovechkin (siehe auch Extra-Bericht). Der gebürtige Moskauer brachte es in 73 Spielen auf 75 Punkte (42 Tore, 33 Assists). Sein teamintern ärgster Verfolger war Dylan Strome, der es in 81 Spielen auf 65 Punkte (23 Tore, 42 Assists) brachte. Platz drei im Ranking der erfolgreichsten Scorer bekleidete zuletzt Evgeny Kuznetsov. Er kam in 81 Spielen auf zwölf Treffer und 43 Vorlagen, was sich zu 55 Punkten aufaddierte. Hinter den dreien klaffte eine erhebliche Lücke. Entscheidend wird sein, dass demnächst weitere Angreifer in diese Sphären aufsteigen können und sich der Druck auf Ovechkin etwas verteilt. Im Tor wird viel davon abhängen, ob Stammkraft Darcy Kuemper, der 2022 mit den Colorado Avalanche den Stanley Cup gewann, seine zuletzt mäßigen Statistiken wird steigern können. 90,6 Prozent Fangquote sind für einen Spitzentorwart zu wenig. Steigerungspotenzial vorhanden.
Spieler aus DACH
Bei den Capitals stehen aktuell keine Spieler aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz unter Vertrag.
Stärken
Ein Team, das 2018 noch den Stanley Cup gewinnen konnte und fünf Jahre später lediglich auf Rang 25 in einer 32-er Liga ins Ziel kommt, hat zweifelsohne viele seiner einstigen Stärken eingebüßt. Geht man die einzelnen Bereiche im Statistikbereich durch, landeten die Capitals zuletzt tatsächlich in keinem einzigen in der Spitzengruppe. In den Bereichen Tore pro Spiel (3,09; 20. Platz in der NHL), Gegentore pro Spiel (3,18; 15.), Powerplay (21,2 Prozent; 15.), Torschüsse pro Spiel (31,1; 17.) und gegnerische Torschüsse pro Spiel (31,1; 17.) konnten die Capitals zumindest über ihrer Endplatzierung in der Tabelle (25.) im Mittelfeld der NHL landen.
Verbesserungspotenziale
Wer vom Stanley Cup träumt, aber in keiner Statistik vorne mit dabei ist, der hat definitiv eine Menge Verbesserungspotenzial. Mit einer Heimbilanz von 18-16-7 rangierte Washington auf einem enttäuschenden 23. Rang. Der Heimbonus muss wieder eine Rolle in der Capital One Arena spielen und für weniger Verdruss bei der eigenen Anhängerschaft sorgen.
Vielversprechende Talente
Der 23-jährige Alexander Alexeyev wird die Saison wahrscheinlich als siebter Verteidiger der Capitals beginnen. In der vergangenen Saison, als er sich von einer Schulteroperation erholte, kam er in 32 Spielen auf fünf Assists und durchschnittlich 16:27 Minuten Eiszeit.
Der 20-jährige Defensivspezialist Vincent Iorio gab in der vergangenen Saison sein NHL-Debüt. In drei Spielen steuerte er für die Capitals einen Assist bei und könnte ab Oktober bereit für mehr sein. In seinem ersten Jahr bei Hershey in der vergangenen Saison erzielte Iorio 22 Punkte (zwei Tore, 20 Assists) in 63 Spielen der regulären Saison und fünf Punkte (ein Tor, vier Assists) in 15 Playoff-Partien.
Stürmer Ivan Miroshnichenko, der von Washington in der ersten Runde (Nr. 20) beim NHL Draft 2022 ausgewählt wurde, wird voraussichtlich noch einige Zeit in der AHL brauchen, könnte aber später in der Saison noch zum Einsatz kommen. Der 19-Jährige erzielte vergangene Saison vier Punkte (drei Tore, ein Assist) in 23 Spielen für Omsk in der Kontinental Hockey League (KHL).
Hoffungsvoll blickt auch Stürmer Hendrix Lapierre in die Zukunft. Der 21-Jährige wird sich im Trainingslager um einen Stammplatz im Kader bewerben. Nachdem er zu Beginn der Saison 2021/22 in sechs Spielen für Washington ein Tor erzielt hatte, spielte Lapierre in der letzten Saison für Hershey, wo er in 60 regulären Saisonspielen 30 Punkte (15 Tore, 15 Assists) sowie in 20 Playoff-Partien sechs Punkte (drei Tore, drei Assists) erzielte und dem Team zum Gewinn des Calder Cups verhalf.
Playoff-Chancen
Auch wenn sie in Washington noch immer hohe Ansprüche an ihre Capitals haben, scheint die ganz große Zeit vorbei zu sein. Nur wenn das Team in 2023/24 weitestgehend vom Verletzungspech verschont bleibt, erscheint eine Teilnahme an der K.o.-Phase im kommenden Frühjahr realistisch. Ob der Trainerwechsel alleine und weniger Verletzungspech ausreichend neue Kräfte freimachen kann, um die zuletzt gerissene Lücke zur Konkurrenz wieder zu schließen, erscheint vor Saisonstart zweifelhaft.