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Keine Frage: In der NHL tummeln sich etliche Eishockeyspieler, die das Prädikat Weltklasse verdienen und das auch Abend für Abend unter Beweis stellen. Und doch sticht einer regelmäßig heraus, der sich von den anderen noch mal ein bisschen abhebt: Connor McDavid. Der Kanadier befindet sich wohl auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Regelmäßig reißt er die Fans von den Sitzen mit seinem Können, ganz egal, ob diese es mit den Edmonton Oilers halten oder nicht. Und immer, wenn man denkt, man hat von ihm schon alles gesehen, geht er im nächsten Spiel aufs Eis und verblüfft einen mit einer neuen Idee, einer neuen Bewegung.

All diese Kabinettstückchen sind allerdings nicht in die Kategorie "brotlose Kunst" einzuordnen. McDavid, seit Kurzem mit seiner Freundin Lauren Kyle verlobt, trifft und trifft und trifft. Schon vor der Award-Verleihung in Nashville hatte er sich mit seinen Leistungen die Art Ross Trophy als punktbester Spieler und die Rocket Richard Trophy als bester Torschütze der Saison 2022/2023 gesichert. Der 26 Jahre alte Center führte die NHL in Toren (64), Assists (89) und Punkten (153) an. In allen Kategorien stellte er Höchstwerte für seine bisherige NHL-Karriere auf. Er ist damit auch erst der dritte Spieler in der Historie der NHL, der die Liga in allen drei Kategorien anführt. Phil Esposito (Boston Bruins) gelang das 1972/73, und natürlich Wayne Gretzky (Edmonton Oilers), der das Kunststück gleich fünfmal vollbrachte - 1981/82, 1982/83, 1983/84, 1984/85 und 1986/87.

EDM@VGK, Sp2: McDavid trifft nach einem Konter

Dass er sich bei den Toren in solche Sphären katapultiert hat, das hat auch mit seinem deutschen Teamkollegen Leon Draisaitl zu tun, wie McDavid nach der Verleihung einräumte. "Er hat mir immer gesagt, dass ich öfter schießen soll." Es sei eine Ehre, die 60-Tore-Marke geknackt zu haben. "Das erreichen nicht viele Spieler." Das Lob des Kanadiers ging in diesem Fall vor allem an die Teamkollegen, die ihm diese Leistung ermöglichten. Und er sei sich sicher, dass Draisaitl diese Marke auch erreichen könne. Der Kölner war in den vergangenen beiden Spielzeiten mit 55 (21/22) und 52 (22/23) Treffern schon nah dran.

Was ebenfalls noch nicht viele Spieler erreicht haben, ist, die Hart Trophy (wertvollster Spieler) dreimal in ihren ersten acht Saisons in der NHL zu gewinnen. McDavid ist erst der fünfte Spieler in der NHL-Geschichte, der das geschafft hat. Er ist damit in illustrer Gesellschaft mit Gretzky (8), Bobby Clarke (3), Bobby Orr (3) und Alex Ovechkin (3). Bei der Abstimmung zur Hart Trophy, die von der Professional Hockey Writers Association, also den Journalisten, durchgeführt wird, verwies McDavid die Stürmer David Pastrnak (Boston Bruins) und Matthew Tkachuk (Florida Panthers) auf die Plätze. Dabei wurde er 195-mal auf den ersten Platz gewählt und einmal auf Platz fünf. Lediglich Pastrnak bekam noch eine Stimme für Platz eins.

"Die anderen Spieler hätten auch gewinnen können", meinte McDavid bescheiden. Vor allem Pastrnak traue er es zu. "Er ist mehr der Torschütze, ein sehr spezieller Spieler, der nicht aufhört, fantastische Dinge auf dem Eis zu vollbringen. Er hätte auch hier stehen können." Doch so bleibt die Hart Trophy weiterhin fest in der Hand der Oilers. In den vergangenen vier Spielzeiten ging die Auszeichnung immer in die kanadische Provinz Alberta. Dreimal an McDavid, einmal an Draisaitl (2019/20).

Fast sogar noch elitärer ist der Kreis der Spieler, die den Ted Lindsay Award wenigstens viermal gewonnen haben. Gretzky (5) und Mario Lemieux (4) haben das bislang geschafft. Und jetzt reiht sich auch noch McDavid in diese Liste ein. Und diese Auszeichnung, das gestand er, sei noch ein bisschen höher einzustufen. "Das ist der prestigeträchtigste Preis, weil er von den Spielern vergeben wird", betonte McDavid. Beim Ted Lindsay Award entscheiden die Stimmen der NHL Players' Association. 2016/2017, 2017/2018 und 2020/2021 hatte er sich diese Auszeichnung bereits geholt. Zum dritten Mal holte er sich beide Awards in einer Saison nach 2016/2017 und 2020/2021.

Zudem stellte McDavid mit vier individuellen Auszeichnungen in einer Saison noch einen NHL-Rekord ein. Das gelang vor ihm Carey Price (2014/2015), Ovechkin (2007/2008), Lemieux (1992/93), Gretzky (1984/85), Guy Lafleur (1976/77) und Orr (1969/70). Selbstverständlich wurde er bei dieser Saison ins erste All-Star Team der NHL berufen.

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Es spricht für McDavid, dass er bei all diesen individuellen Erfolgen seine Teamkollegen nicht vergisst. Diese hätten ihm bei dem Prozess geholfen, der Spieler zu werden, der er jetzt ist. Dabei meinte der Superstar nicht nur die aktuellen Gefährten, sondern auch die ehemaligen Teammitglieder. "Jeder bringt etwas in die Gruppe ein", betonte er.

Und so entstand am Ende der Show in der Bridgestone Arena zu Nashville ein fast schon vertrautes Bild: McDavid, der mit vielen Trophäen für die Fotografen posiert. Allerdings: Statt einem breiten Lachen zeigte McDavid eher die Andeutung eines Lächelns. Vielleicht deshalb, weil er in dem Bewusstsein in den Sommer geht, dass ihm immer noch die Krönung fehlt - der Stanley Cup. Er wisse die Auszeichnungen selbstverständlich zu schätzen. Und er nehme diese auch nicht als einfach gegeben hin. Der große motivierende Faktor, Eishockey zu spielen, sei aber ein anderer. Um das Ziel zu erreichen, werde er im Sommer wieder alles geben. "Aber das ist noch einen langen Weg entfernt."