gretzky vs islanders

Die NHL feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum blickt NHL.com/de an jedem ersten Samstag eines Monats in chronologischer Reihenfolge auf jeweils ein Jahrzehnt in der ruhmreichen Geschichte der NHL zurück.

Die Jahre 1980 bis 1989:
Von Ballonhosen bis Vokuhila, von A-ha bis ZZ Top, von der Spielekonsole Atari 2600 bis zum Zauberwürfel, Popper und Punks. An Vielfältigkeit fehlte es den 80er Jahren nicht. Die Grenzen des guten Geschmacks wurden vor allem bei modebewussten jungen Menschen weit überschritten. Männer fanden Blazer mit riesigen Schulterpolstern chic. 'Passend' hierzu trugen sie pastellfarbene Hemden, die vorzugsweise schmale Lederkrawatten zierten. Die Damenwelt konnte sich wahlweise für Leggins mit Stulpen, übergroße Sweatshirts oder Blusen mit Puffärmel und Rüschen begeistern. Queens Frontsänger Freddie Mercury trug ihn, Tom Selleck alias Magnum zierte ihn und zu Götz George alias Schimanski gehörte er wie ein Parka. Die Rede ist vom, neuerdings wieder in Mode gekommenen, Schnauzbart.
Flames nehmen Revanche
Den beeindruckendsten Oberlippenbart der Eishockeywelt besaß Lanny McDonald, der zum Ende seines achtjährigen Engagements in Alberta als Co-Kapitän der Calgary Flames mit dem Gewinn des Stanley Cup 1989 seinen größten sportlichen Erfolg feiern konnte. Die Franchise der Flames wurde 1972 in Atlanta, Georgia gegründet und war im Jahre 1980 nach Calgary, Alberta umgezogen. Im Anschluss der Spielzeit 1985/86 waren sie erstmals in ein Stanley Cup Finale eingezogen, unterlagen jedoch in einem innerkanadischen Duell den Montreal Canadiens mit 1-4 Siegen.
Drei Jahre danach folgte die Revanche - und was für eine! Beim Stande von 3-2 in der Serie fand Spiel 6 im Montreal Forum der Canadiens statt. In der wenig zimperlich geführten Partie, insgesamt wurden gegen beide Teams 24 Strafzeiten verhängt, hiervon 14 wegen übertriebener Härte, brachte McDonald seine Farben im Mittelabschnitt mit 2-1 in Front. Calgarys Center Doug Gilmour traf im Schlussabschnitt zweimal, die Flames gewannen die Partie mit 4-2 Toren und konnten damit als erste und bis heute einzige Mannschaft auswärts in der frankokanadischen Eishockeyhochburg den Stanley Cup in Empfang nehmen. Defensivkraft Al MacInnis baute mit zwei Vorlagen zum Titelgewinn seine Ausbeute auf 31 Scorerpunkte aus und wurde mit der Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Zum ersten Mal in der Geschichte der NHL schloss ein Verteidiger die Stanley Cup Playoffs als bester Scorer ab.
Auf Long Island wird gezaubert
In den 80er Jahren war nahezu alles möglich - auch im Eishockeysport. Gleich zu Beginn dieses aufregenden Jahrzehnts kam es zu einer Wachablösung in der NHL. Die New York Islanders beendeten die Dominanz der Canadiens als Dauersieger (6 von 10 Titel konnte Montreal zwischen 1970 und 1979 gewinnen). Al Arbour leitete bereits seit 1973 als Cheftrainer die sportlichen Geschicke der Islanders. Unter seiner Regie entwickelte sich der im Nassau County beheimatete Klub zu einer Macht. Von 1980 bis 1983 gewannen die 'Isles' viermal hintereinander den Stanley Cup. Sie ernteten nun die Früchte des Erfolgs nachdem sie ein geschicktes Händchen bei den NHL Drafts bewiesen hatten. Bryan Trottier (Draft 1974, 2. Runde, Nr. 22), Mike Bossy (Draft 1977, 1. Runde, Nr. 15), Denis Potvin (Draft 1973, 1. Runde, Nr. 1), Clark Gillies (Draft 1974, 1. Runde, Nr. 4), John Tonelli (Draft 1977, 2. Runde, Nr. 33) sowie ein Bobby Nystrom (Draft 1972, 3. Runde, Nr. 33) waren allesamt 'Entdeckungen' der Islanders. Diese Spieler bildeten das Grundgerüst der Siegerteams. Als letztendlich fehlendes Puzzlestück zu einer Meistermannschaft wird die Verpflichtung von Butch Goring angesehen, der noch vor Playoffbeginn 1980 im Tausch gegen Dave Lewis und Billy Harris von den Los Angeles Kings geholt wurde. Nicht den Hauch einer Chance ließen die Überflieger aus Long Island in den Finals ihren Kontrahenten. Die Philadelphia Flyers (4-2, 1980), die Minnesota North Stars (4-1, 1981), die Vancouver Canucks (4-0, 1982) und die Edmonton Oilers (4-0, 1983) wurden regelrecht vorgeführt. Letztgenannte waren mit einer eindrucksvollen Bilanz von 11-1 Siegen in den ersten drei Playoffrunden in das Finale eingezogen, in dem ihnen dann die Luft ausging.
In den Folgejahren legten die Oilers dann richtig los.
Im Norden Albertas wird getroffen, gefeiert und getrauert

oilers

Angeführt von einem Wayne Gretzky, einem Mark Messier, einem Jari Kurri und einem Glenn Anderson im Sturm, von einem Paul Coffey, Charlie Huddy, Randy Gregg und Kevin Lowe in der Verteidigung und mit einem Grant Fuhr im Tor waren die Oilers in den Folgejahren die erfolgreichste Mannschaft in der NHL. Sie stellten in der regulären Saison sowie in den Playoffs Rekorde um Rekorde auf und von 1984 bis 1988 konnten sie ihre ersten vier Stanley Cup Meisterschaften bejubeln. Keine andere Mannschaft schoss auch nur annähernd so viele Tore wie die Oilers. In den sieben Spielzeiten von 1981/82 bis 1987/88 erzielte das Team fünfmal 400 oder mehr Saisontreffer, was einem Durchschnitt von mindestens fünf Toren pro Spiel entsprach. 'The Great One' war in aller Munde. Einen Stürmer solchen Kalibers hatte die Eishockeywelt noch nicht gesehen. Gretzky wurde, von seiner ersten NHL-Saison 1979/80 an, achtmal in Folge mit der Hart Memorial Trophy als Most Valuable Player ausgezeichnet. Seine zweite Spielzeit schloss er mit dem Gewinn der Art Ross Trophy als Spieler mit den meisten Scorerpunkten (164) ab. Ein Kunststück das ihm auch in den folgenden sechs Jahren gelingen sollte, wobei Gretzky viermal die 200 Punkte-Marke knacken konnte. Seine Ausbeute von 215 Zählern am Ende der Saison 1985/86 stellt eine Bestmarke für die Ewigkeit dar.
Als unmittelbar nach dem vierten Titelgewinn der Oilers bekannt wurde, dass ein Wechsel von Gretzky zu einem anderen Team im Raum steht, war eine ganze Eishockeynation geschockt. Am 9. August 1988 war es schließlich soweit. Die Oilers und die Kings gaben Details ihres Deals bekannt. Gretzky wird zusammen mit Mike Krushelnyski und Marty McSorley ab der Saison 1988/89 im südlichen Kalifornien auf Punktejagd gehen. Zur Kompensation erhalten die Westkanadier Jimmy Carson, Martin Gelinas, $15 Millionen und Erstrundenpicks bei den NHL Drafts 1989, 1991 und 1993. Durch den Wechsel von Gretzky gewann der Eishockeysport in Los Angeles ungeheuer an Popularität und konnte sich dort langfristig etablieren.
Konkurrenz im Kampf um die Scorerkrone bekam Ende der 80er Jahre der Eishockeysuperstar und Jahrhundertstürmer in Person von Mario Lemieux. Pittsburgh Penguins Center schnappte sich 1987/88 zum ersten Mal die Art Ross Trophy und verteidigte im Folgejahr mit 199 Punkten seinen Titel als bester Scorer. Trotz eines Lemieux im Kader waren die Penguins zu dieser Zeit als Mannschaft noch nicht titelreif, doch es sollte nicht mehr lange dauern, ehe auch die Franchise aus der Stahlstadt ihre Fans mit dem Cup-Gewinn beglücken konnte.

Mario MW TDIH

Namhafte Spieler aus dieser Epoche:
Mike Bossy, Stürmer, Stanley Cup Champion (1980, 1981, 1982, 1983), HHOF (1991)
Paul Coffey, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1991), HHOF (2004)
Grant Fuhr, Torwart, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988, 1990), HHOF (2003)
Mike Gartner, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2001)
Michel Goulet, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (1998)
Wayne Gretzky, Stürmer, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988), HHOF (1999)
Dale Hawerchuk, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2001)
Jari Kurri, Stürmer, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988, 1990), HHOF (2001)
Mark Messier, Stürmer, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988, 1990, 1994), HHOF (2007)
Denis Potvin, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1980, 1981, 1982, 1983), HHOF (1991)
Denis Savard, Stürmer, Stanley Cup Champion (1993), HHOF (2000)
Billy Smith, Torwart, Stanley Cup Champion (1980, 1981, 1982, 1983), HHOF (1993)
Peter Stastny, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (1998)
Bryan Trottier, Stürmer, Stanley Cup Champion (1980, 1981, 1982, 1983, 1991, 1992), HHOF (1997)
Rick Wamsley, Torwart, Stanley Cup Champion (1989), HHOF (-)