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Während im Eishockey alle Spieler in der Verteidigung mitarbeiten müssen und alle Spieler mit angreifen, gibt es doch eine klare Trennung zwischen Angreifern und Verteidigern. Doch manche Spieler schaffen es tatsächlich, beide Positionen eindrucksvoll zu besetzten.
Einer dieser vielseitigen Verwandlungskünstler ist Brent Burns von den San Jose Sharks. Burns wurde ursprünglich 2003 von den Minnesota Wild als Stürmer gedraftet, dann aber zum Verteidiger umfunktioniert.

"Ich habe ihn als Stürmer geholt und erst später erfahren, dass er in seiner Jugend Verteidiger war", sagte der damalige General Manager Doug Risebrough. "Unser Trainer Jaques Lemaire dachte sich, dass Burns auch ein guter NHL-Verteidiger sein könnte. Er hatte die körperlichen Voraussetzungen, war läuferisch gut, besaß eine große Reichweite und defensive Instinkte."
In der Folge etablierte sich Burns zwar als offensiver Verteidiger, sprang aber immer wieder als Außenstürmer ein, vor allem, wenn sich starke Angreifer verletzten. Beispielsweise ersetzte er in der Saison 2007/08 Marian Gaborik in der ersten Reihe der Wild.
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Bei den Sharks, für die er seit 2011 aktiv ist, übernahm Burns nun ebenfalls wieder die Rolle des Stürmers, um den verletzten Tomas Hertl in einer Reihe mit Kapitän Joe Pavelski und dem Schweizer Timo Meier zu ersetzen. In der Partie gegen die Vancouver Canucks am Donnerstag musste der Kanadier erneut seine Variabilität unter Beweis stellen, als Verteidiger Dylan DeMelo das Spiel zu Beginn des zweiten Drittels unter Schmerzen beendete und Burns erneut auf die gewohnte Position in der Abwehr zurückkehrte. Das bringt ihm auch den Respekt seiner Gegenspieler ein.

"Das ist verrückt", staunte Canucks-Stürmer Bo Horvat über den 32-Jährigen. "Er ist ein besonderer Spieler. So hin und her zu wechseln und auf beiden Positionen derart effektiv zu sein, das ist beeindruckend. Er hat ein großartiges Spiel gemacht."
Burns und Verteidiger Dustin Byfuglien von den Winnipeg Jets, der ebenfalls schon einige Male in den Angriff wechselte, sind nicht die einzigen und nicht die ersten Spieler, die die Umstellung von Stürmer auf Verteidiger oder umgekehrt erfolgreich vollzogen haben. Sergei Fedorov beispielsweise ist als einer der besten Stürmer aller Zeiten bekannt. Während der Saison 1993/94 sagte selbst der große Wayne Gretzky einmal, Fedorov sei aktuell der beste Spieler. Was heute jedoch oft in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass Fedorov in seiner Karriere zwischendurch immer wieder in die Abwehr versetzt wurde.

"Fedorov war einer meiner Lieblingsspieler, weil er alles macht und schafft, was man auf dem Eis von ihm verlangt", erinnerte sich Trainer Scotty Bowman später. Der ehemalige Senior Vice President der Red Wings, Jim Devellano, ergänzte: "Hätten wir ihn in der Abwehr belassen, bin ich mir sicher, er hätte die Norris Trophy (für den besten Verteidiger der NHL) erhalten."
Eines der berühmtesten Beispiele ist sicherlich Red Kelly. Er begann seine Karriere 1947 als Verteidiger für die Detroit Red Wings, wechselte dann nach einigen Jahren auf die Center-Position und beendete seine Karriere 1967 auch als Mittelstürmer für die Toronto Maple Leafs. Seine beeindruckende Karriere, in der er in 1316 Spielen 281 Tore und 823 Punkte sammelte, brachte ihm einen Platz in der Hockey Hall of Fame ein und die Wahl unter die 100 größten Spieler der NHL-Geschichte.

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Aus dem deutschsprachigen Raum gibt es ebenfalls prominente Beispiele für sogenannte "Utility Player" oder "Swingman", die erfolgreich zwischen den Positionen wechseln können. Der Münchner Christoph Schubert ersetzte ab und an Angreifer bei den Ottawa Senators. Noch bekannter für seine vielseitige Verwendbarkeit, die ihn bei Trainern äußerst beliebt machte, ist jedoch der Schweizer Mark Streit. Auch er besetzte immer wieder die Position des Stürmers, obwohl er üblicherweise als Verteidiger eingesetzt wurde.
Selbst wenn es einige Beispiele für solch beeindruckend komplette Spieler gibt, ist es immer noch ein kleiner und elitärer Klub, dem Burns, Fedorov, Streit und wenige andere Akteure angehören. Eine solche Leistung erfordert ein besonderes Spielverständnis, eine besondere Spielintelligenz, läuferische Fähigkeiten und gute Instinkte, sowohl vor dem eigenen, als auch dem gegnerischen Tor. Das Niveau und den großen Namen eines Fedorov wird Burns wohl nicht erreichen. Er gehört aber definitiv in die Führungsriege dieser Tausendsassa.