Gab es auch andere Optionen?
Ja, ich hatte auch zu anderen NHL-Teams Kontakt, aber Vancouver schien für mich am besten zu passen. Sie hatten viele ältere Spieler und wenig junge Spieler. Deshalb erschien mir die Wahrscheinlichkeit dort am größten, langfristig in der NHL zu bleiben.
Du hast in der Saison 2020/21 in der NHL 15 Spiele absolviert. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?
Es war eine sehr schwere Zeit, muss ich ganz ehrlich gestehen. Ich habe natürlich viel gelernt, in so einer Organisation zu sein. Aber es war eben das Corona-Jahr, in dem es sehr viele Richtlinien und Regeln gab. Es war schwer, damals dem Taxi Squad anzugehören, nicht in der AHL zu spielen und trotzdem sofort auf Top-Niveau sein zu müssen, wenn der Call aus der NHL kommt. Und dann spielte ich nur darum, im Lineup zu bleiben – und nicht darum, den Unterschied auf dem Eis auszumachen. Das war auch der Hauptgrund dafür, dass ich nicht in der NHL geblieben bin.
Wie war Dein Eindruck von Trainer Travis Green, der nun der Trainer von Tim Stützle bei den Ottawa Senators ist?
Er ist ein sehr hockeybegeisterter, leidenschaftlicher Trainer, der sehr gerne in der NHL trainiert und nicht jeden Tag als selbstverständlich nimmt. In der NHL zu sein, ist ein Privileg. Er verkörpert das.
Du hast dreimal gegen die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl gespielt. Zweimal habt Ihr gewonnen, einmal siegten die Oilers. Welche Erinnerungen hast Du an die Duelle mit Leon?
Ich habe nicht nur gegen Leon gespielt, sondern auch gegen Dominik Kahun, der damals zeitgleich in Edmonton spielte. Beim Aufwärmen vor dem Spiel sprachen wir drei miteinander. Es war verrückt, weil wir 2012 noch in der Jugend zusammengespielt hatten und nun in der NHL auf dem Eis standen. Hätte mir das früher jemand gesagt, hätte ich den für verrückt erklärt. Daher war das einer der schönsten Momente meiner Karriere.
Und wie hast Du Leon als Gegenspieler auf dem Eis wahrgenommen?
Leon war schon immer ein Spieler, der bei jedem Wechsel den Unterschied ausmachen kann. Das ist bereits damals im Nachwuchs von Mannheim oder bei der Nationalmannschaft so gewesen. Und das war auch der Fall, als wir in der NHL gegeneinander spielten. Leon ist einer der gefährlichsten Spieler und der beste Passgeber auf der Welt. Er hat einen unglaublichen Drive, ständig besser sein zu wollen, auch besser als sein Mitspieler Connor McDavid. Das spornt ihn an und zeichnet ihn aus.
Im Jahre 2022 bist Du nach Europa zurückgekehrt, hast erst eine Saison in der Schweiz für die SCL Tigers gespielt, dann warst du in der vergangenen Saison für den EV Zug aktiv. War für Dich damals klar, dass das Kapitel NHL abgeschlossen ist?
Nein, ich hatte die NHL noch im Hinterkopf. In Vancouver hatte ich nur diese eine Saison in der Corona-Zeit. Danach hatte ich mich verletzt und fiel fünf Monate aus. Dadurch hatte ich über einen Zeitraum von zwei Jahren nur sehr wenig Spielpraxis gesammelt. Es ging für mich darum, mein Selbstvertrauen zurückzubekommen und wieder der Spieler zu sein, der ich einmal war. Ich hatte gehofft, noch einmal in die NHL zurückzukommen. Aber dazu kam es nicht.