grubauer

Die Nachricht schlug am Mittwoch ein wie eine Bombe und war wahrscheinlich die Top-Meldung des ersten Free Agency Tages in der NHL. Philipp Grubauer kehrte dem Stanley Cup Favoriten Colorado Avalanche den Rücken und unterschrieb für sechs Jahre und insgesamt 35,5 Millionen US-Dollar beim Liga-Neuling Seattle Kraken. Der Rosenheimer nutzte die Tatsache, dass sein 2018 geschlossener Dreijahresvertrag mit den Avalanche auslief und er zum unrestricted Free Agent wurde.

Beim eine Woche zuvor für die Kraken stattgefundenen NHL Expansion Draft war Grubauer noch einer der Spieler, die Colorado vor dem Zugriff des neuen Teams schützte, weswegen eigentlich davon auszugehen war, dass er seinen Vertrag verlängern würde. Das war auch das Ziel von Grubauer, doch es kam anders.
"Ich bin schon wirklich etwas überrascht, weil wir bis zur letzten Minute versucht haben, irgendwie zusammenzukommen, aber das hat nicht geklappt", erzählte er am Freitag bei seiner ersten Pressekonferenz für Seattle über seine Verhandlungen mit den Avalanche. "Also war ich plötzlich Free Agent. Ich habe noch keine Erfahrung in einer solchen Situation sammeln können. Jeder ruft dich an, wenn es losgeht. Also war es eine wilde Stunde und definitiv eine verrückte Erfahrung."

Highlights von Philipp Grubauer

Grubauer gab einen weiteren, aber nicht zu tiefen Einblick, was passierte. "Wir haben in Colorado versucht etwas auszuhandeln, doch aufgrund der Gehaltsobergrenze war das nicht möglich", betonte er. "Als sich das Fenster öffnete, hat Seattle angerufen und es war kein Problem für mich, mich einem Klub anzuschließen, der neu anfängt. Ein Teil davon zu sein, Geschichte zu schreiben, wie es Vegas tat, oder zu den ersten Spielern zu gehören, die sie unter Vertrag nahmen, war ich wirklich begeistert. Ein unglaublicher Klub, also war es Seattle."
Die Freude darüber beruht auf Gegenseitigkeit, wie General Manager Ron Francis bereits am Mittwoch mitteilen ließ. "Wir freuen uns, dass wir einen Torwart von Philipps Kaliber verpflichten konnten. Insbesondere nach einer Saison, in der er unter den Finalisten für die Vezina Trophy war", sagte er in einem Statement. "Er war auch schon Teil eines Teams, das den Stanley Cup gewonnen hat, und war in den letzten Jahren einer der Top-Torhüter in der Liga, also freuen wir uns, dass er sich unserer Mannschaft anschließt."
Grubauer spielte 2020/21 eine herausragende Saison bei den Avalanche und war zurecht einer der Finalisten für die Vezina Trophy: In 40 Spielen kam er auf einen Gegentorschnitt von 1,95 sowie eine Fangquote von 92,2 Prozent. In 39 Starts verbuchte er den ligaweiten Höchstwerten (zusammen mit Semyon Varlamov von den New York Islanders) von sieben Shutouts und erreichte 30 Siege (30-9-1).

VGK@COL, Sp2: Grubauer wehrt Tuch mit Fanghand ab

"Natürlich war es letzte Saison ganz gut, nicht zu viele Pausen zu haben und jeden zweiten Tag zu spielen und kaum einmal zwei oder drei Tage aussetzen zu müssen", meinte Grubauer rückblickend. "Das hat vielen Jungs geholfen im Rhythmus zu bleiben. Die Saison war wesentlich intensiver als jemals zuvor. Aber man war in einem Lauf und hatte Konstanz. Aber es ist klar, dass man zwei gute Torhüter benötigt. Ich habe in Washington als Backup auch viel gespielt, dass der Starter frisch in die Playoffs ging. Kein Torhüter kann heutzutage 70 Spiele in der regulären Saison machen und dann erholt in die Playoffs starten."
In Seattle wird Grubauer zusammen mit Chris Driedger, den die Kraken im Expansion Draft von den Florida Panthers holten, das notwendige Tandem stellen. Doch selbstverständlich hat er auch einen weiteren Blick auf den Kader der Kraken geworfen.
"Ich kenne ein paar Jungs flüchtig", offenbarte der 29-jährige Rosenheimer. "Natürlich mit 'Doni' (Joonas Donskoi) habe ich zuletzt zusammengespielt, aber ich denke unsere Verteidigung ist richtig gut, aber auch der Sturm. Mit (Jaden) Schwartz haben wir einiges an Erfahrung in diesem Bereich. Wir dürfen gespannt sein, welches System unser Trainer spielen lassen will. Wir müssen unsere Identität als Team, das auf dem Papier großartig aussieht, finden. Aber natürlich müssen wir eine Chemie entwickeln. Ich freue mich darauf."
Ein naheliegendes Vorbild für seine jetzige Situation hat Grubauer in Marc-Andre Fleury auch schon gefunden. Der Kanadier hat als Nummer 1 die Vegas Golden Knights in ersten vier Spielzeiten der Organisation von 2017 bis 2021 angeführt und Großartiges geleistet.

LAK@COL: Grubauer verbucht seinen 7. Saison-Shutout

"Die Art, wie er dort aufgetreten ist und auch was er in der vergangenen Saison geleistet hat, war unbeschreiblich. Das ist das Ziel, dieser Junge zu sein, die Mannschaft in die Playoffs zu führen und den Cup zu gewinnen. Vegas ist das erste Jahr in das Finale eingezogen. Natürlich muss dazu viel geleistet werden. Jeder kommt in eine neue Stadt und eine neue Mannschaft, die zuvor nicht existiert hat. Da gibt es viel, viel Arbeit zu leisten. Aber das wird eine spannende Reise und um ehrlich zu sein, bin ich begeistert, dabei zu sein."
Grubauer bekannte zum Abschluss, dass er bisher noch nie in Seattle gewesen war. "Ich habe fantastische Sachen über die Stadt gehört", schwärmte er. "Ollie Kölzig hat mir geschrieben und gemeint, dass er nur ein paar Stunden entfernt sei und ich es lieben werde. Ich freue mich darauf."