TOR DE

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Toronto Maple Leafs

Die Toronto Maple Leafs werden den Ruf des Playoff-Loosers einfach nicht los. Zwar gewann Toronto erstmals seit 2004 wieder eine Serie in den Stanley Cup Playoffs (4:2 gegen den Tampa Bay Lightning), doch erhielten die hohen Erwartungen direkt in der 2. Runde einen herben Dämpfer, als sich die Maple Leafs gegen den krassen Außenseiter Florida Panthers mit 1:4 geschlagen geben mussten. Anspruch und Wirklichkeit klafften in der kanadischen Metropole weiterhin auseinander. Zur neuen Saison 2023/24 soll es mit einem neuen General Manager und klangvollen Neuzugängen endlich besser werden.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Die Maple Leafs tauschten im Sommer den GM aus: Auf Kyle Dubas (jetzt Pittsburgh Penguins) folgte Brad Treliving, der zuvor neun Jahre bei den Calgary Flames in Amt und Würden war. Der neue starke Mann in Toronto traf sogleich tiefgreifende Entscheidungen und ließ Spieler wie den erfahrenen Center Ryan O'Reilly (Nashville Predators), Flügelstürmer Michael Bunting (Carolina Hurricanes), Mittelstürmer Alexander Kerfoot (Arizona Coyotes), Unterzahl-Experte Noel Acciari (Pittsburgh Penguins) sowie die Verteidiger Justin Holl (Detroit Red Wings) und Luke Schenn (Pittsburgh Penguins) ziehen.

Brad Treliving

Hinter allen Neuzugängen steckte eine bestimmte Idee: Tyler Bertuzzi (zuvor Boston Bruins) ist ein energiegeladener, technisch starker, torgefährlicher und giftiger Flügelspieler, der den Top-6-Angriff entscheidend aufwerten soll. Gleiches gilt für Stürmer Max Domi (Dallas Stars), der zuvor zwar nie für die Maple Leafs spielte, aber trotzdem einen gewissen Stallgeruch mitbringt: Sein Vater Tie Domi schnürte die Schlittschuhe über elf Jahre für Toronto, weshalb Sohnemann Max dort aufwuchs und bei den gerade einmal zwei Autostunden entfernten London Knights ausgebildet wurde. Seinen Wechsel kommentierte der explosive, schnelle und passstarke Angreifer direkt mit einem blauen Herzen in den Sozialen Medien. Ryan Reaves (Minnesota Wild) bringt mit 1,88 Metern Körpergröße und 102 Kilogramm eine Menge Physis mit und dürfte die vierte Reihe aufwerten. Offensivverteidiger John Klingberg (Minnesota Wild) könnte die bislang eher unproduktive blaue Linie der Maple Leafs (2022/23 nur 166 Punkte von Verteidigern, 21. Platz; 27 Verteidiger-Tore, 31.) stärken. Der Schwede ist mobil, ein guter Schlittschuhläufer und als pass- und schussstarker Rechtsschütze ein geeigneter Quarterback für das Powerplay. Für mehr Tiefe auf der Torhüter-Position wurde Martin Jones (Seattle Kraken) unter Vertrag genommen.

EDM@DET: Bertuzzi mit dem ersten Tor

Schlüsselspieler

Superstars wie Kapitän John Tavares und seine Assistenten Auston Matthews und Mitch Marner sind nicht nur Führungsspieler, sondern auch gefürchtete Waffen in der Offensive. Das Trio ragte in der Vorsaison mit mindestens einem Punkt pro Spiel heraus (Marner: 80 Spiele, 30-69-99; Matthews: 74 Spiele, 40-45-85; Tavares: 80 Spiele, 36-44-80). Zum Kern zählen ferner Stürmer William Nylander, Abwehrchef Morgan Rielly und Starter Ilya Samsonov. Wertvoll ist zudem die Erfahrung der Verteidiger-Routiniers Mark Giordano (39), Jake Muzzin (34) und TJ Brodie (33).

Spieler aus DACH

Fehlanzeige

Stärken

Toronto verfügt über eine brandgefährliche Offensive mit zwei herausragenden Sturmreihen Bertuzzi - Matthews - Marner und Domi - Tavares - Nylander, die für viele Tore und ein durchschlagskräftiges Powerplay (2022/23: 26 Prozent Erfolgsquote, 2.) sorgen dürfte. Zusätzliches Scoring sollte aus den Bottom-6-Lines und von offensiv orientierten Verteidigern wie Rielly und Klingberg kommen.

Verbesserungspotenziale

Was den Maple Leafs noch gut zu Gesicht stehen würde, wäre ein Stürmer vom Typ Power Forward für die Top-6- oder Top-9-Reihen. Viel wichtiger aber wäre eine Steigerung in der Verteidigung. Klingberg hilft wohl eher offensiv als defensiv. In den Playoffs schluckte Toronto zu viele Gegentore (3,18 pro Spiel) und zeigte sich anfällig im Goaltending. Ob die Qualität beim Goalie-Trio bestehend aus Samsonov, Jones und Joseph Woll reicht, um in den Playoffs weit vorzudringen, bleibt abzuwarten. Samsonov hatte in den Playoffs 2023 nur eine Fangquote von 89,8 Prozent.

Vielversprechende Talente

Die hochtalentierten Angreifer Matthew Knies (20, Draft 2021, 2. Runde, 57. Stelle) und Nicholas Robertson (21, Draft 2019, 2. Runde, 53. Stelle) schnupperten bereits NHL-Luft und sollen sich nun dauerhaft im Kader festbeißen. Beim AHL-Farmteam Toronto Marlies hinterlegten die Stürmer Alex Steeves (23), Nick Abruzzese (24) und Semyon Der-Arguchintsev (22) bereits gute Leistungen. Auf einen baldigen Durchbruch hoffen außerdem Verteidiger Mikko Kokkonen (22) und Center Roni Hirvonen (21).

Playoff-Chancen

Wenn ihre Top-Spieler weiterhin Tore wie am Fließband produzieren und die Defensive stabil bleibt, sollte es keine Probleme mit der Qualifikation für die Postseason geben. Integrieren sich alle Neuzugänge gut und bleibt Toronto vom Verletzungspech verschont, besteht die Chance, dass es in den Stanley Cup Playoffs diesmal weiter als nur in die 2. Runde geht.