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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Tampa Bay Lightning

Tampa Bay Lightning ist das erfolgreichste Team der jüngeren Vergangenheit. In den Jahren 2020 und 2021 gewann die Franchise aus Florida den Stanley Cup. 2022 zogen sie in das Finale ein, unterlagen allerdings den Colorado Avalanche (2:4). Die vergangene Saison war ungewohnt früh beendet. Gleich in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs verloren die Lightning gegen die Toronto Maple Leafs mit 2:4.

Möglicherweise kommt das frühe Saison-Aus den Spielern nun sogar zugute. "Es war ein etwas längerer Sommer, so dass die Jungs die Möglichkeit hatten, sich auszuruhen, ins Fitnessstudio zu gehen und an einigen Dingen zu arbeiten, die wir in der Vergangenheit nicht tun konnten", sagt der Stürmer Anthony Cirelli. "Natürlich will man nie verlieren, aber es ist schön, etwas mehr Zeit zu bekommen und für die nächste Saison bereit zu sein." Die Zielsetzung ist wie gewohnt hoch: "Wir wollen wieder richtig weit kommen."

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Tampa Bay muss einige namhafte Abgänge verkraften. Der Center Ross Colton und der Flügelstürmer Alex Killorn, die bislang ihre gesamte NHL-Karriere bei der Lightning verbrachten, sind abgewandert. Killorn spielt zukünftig für die Anaheim Ducks, Colton wurde zu den Colorado Avalanche getradet. General Manager Julien BriseBois machte keinen Hehl darum, dass vor allem Killorn eine große Lücke hinterlässt: "Alex hat unserer Organisation sehr viel bedeutet und nimmt einen sehr wichtigen Platz in der Geschichte unserer Franchise ein."

Damit nicht genug an prominenten Abgängen: Der rechte Flügelstürmer Corey Perry, der die vergangenen zwei Spielzeiten in Tampa Bay verbrachte, landete per Trade bei den Chicago Blackhawks. Auch Pat Maroon wurde abgegeben und trägt zukünftig das Jersey der Minnesota Wild.

Um die Lücken zu kompensieren, sind vorwiegend Veteranen verpflichtet worden. Der 31-jährige Conor Sheary spielte zuletzt bei den Washington Capitals und belegte teamintern mit 15 Toren den vierten und mit 37 Punkten den fünften Platz. "Conor ist ein etablierter Top-Neun-Stürmer auf NHL-Niveau. Er kann auf beiden Flügeln rauf und runter spielen", sagt der Manager. "Er hat in der Vergangenheit mit Spitzenspielern gespielt, sowohl in Pittsburgh, wo er zwei Stanley Cups gewann und mit Sidney Crosby und Geno Malkin spielte, als auch in Washington, wo er mit Alex Ovechkin spielen durfte. Nicht jeder hat die Fähigkeit, mit solchen Elitespielern zu spielen, aber Conor hat bewiesen, dass er das kann."

Der rechte Flügelspieler Josh Archibald, der mit seinen 30 Jahren die Erfahrung aus 305 NHL-Spielen mitbringt, steht für Geschwindigkeit, ist ein starker Forechecker und gut im Penalty Killing. Der 34-

jährige Center Luke Glendening ist ein Meister der Faceoffs und ebenfalls stark in Unterzahl. Weniger Erfahrung bringt der Torwart Jonas Johansson mit, der im Alter von 27 Jahren erst 35 NHL-Spiele absolvierte. Doch BriseBois sieht in ihm einen Goalie, der noch "viel ungenutztes Potenzial hat."

Schlüsselspieler

Tampa Bay ist trotz der Abgänge noch immer eine Mannschaft mit vielen Identifikationsfiguren, die die jüngere Erfolgsära geprägt haben. Steven Stamkos, Victor Hedman, Brayden Point, Nikita Kucherov sowie Torwart Andrei Vasilevskiy spielten nie für ein anderes NHL-Team und gewannen zweimal den Stanley Cup.

Vasilevskiy zählt zweifelsohne zu den besten Torhütern der NHL. 2019 erhielt er die Vezina Trophy als bester Torhüter der NHL, 2021 die Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Playoffs.

Im Schatten der Top-Stars Kucherov, Point und Stamkos erlebte vergangene Saison der linke Flügelstürmer Brandon Hagen seinen Durchbruch. Mit 30 Toren und 34 Assists spielte der 24-Jährige die effektivste Saison seiner Karriere und belegte in der teaminternen Scorer-Liste Platz 4. Die Belohnung: Hagel unterzeichnete in dieser Woche einen Vertrag über acht Jahre, der in der Saison 2024/25 beginnt und einen jährlichen Durchschnittsverdient von 6,5 Millionen US-Dollar beinhaltet.

Spieler aus DACH

Fehlanzeige

Stärken

Tampa Bay hat auf dem Papier einen der besten Kader der Liga. Von den erzielten Toren her sind sie Jahr für Jahr im oberen Viertel der NHL zu finden. Vergangene Saison reichte der Schnitt von 3,41 Treffern pro Spiel ausnahmsweise "nur" für Platz 8, weil es sehr viele effektive Mannschaften gab. Das Powerplay war mit einer Erfolgsquote von 25,4 Prozent das drittbeste der NHL.

Auch wenn die vergangene Saison enttäuschend früh endete, verfügt Tampa Bay über viele Individualisten, die Spiele entscheiden können und vor allem auch wissen, wie sich der Stanley Cup gewinnen lässt. Trainer Jon Cooper trainiert die Franchise bereits seit dem Jahre 2012, ist somit der dienstälteste Trainer der NHL und hat alle Erfolgsrezepte bereits an seiner Mannschaft ausprobiert.

Verbesserungspotenziale

Tampa Bay gewann die jüngsten zwei Stanley Cups, weil sie einen guten Kader-Mix hatten. Einmal gab es die Top-Stars, die ganz vorne in der Scorer-Liste zu finden waren, dann die Rollenspieler, die die Qualität ebenfalls oben hielten. Durch die vielen namhaften Abgänge fehlt es dem Kader nun ein wenig an Tiefe.

Das Unterzahlspiel war vergangene Saison lediglich Durchschnitt und belegte mit 79,7 Prozent Platz 15. In den Playoffs war Tampa beim gegnerischen Powerplay noch anfälliger und konnte lediglich 71,4 Prozent vereiteln. Lediglich drei Mannschaften waren noch schwächer. Hier besteht die Hoffnung, dass die Neuzugänge Glendening und Archibald eine Soforthilfe darstellen.

Vielversprechende Talente

Grundsätzlich verfügt Tampa Bay über eine eher ältere und erfahrene Mannschaft. Isaac Howard, der beim NHL Draft 2022 an Position 31 von Tampa Bay gepickt wurde, hat seine erste Spielzeit auf College-Ebene hinter sich gebracht und steckt noch in einem frühen Entwicklungsprozess. Die NHL ist für ihn eher ein mittelfristiges Ziel. In dieser Saison war Tampa in der 1. Draft-Runde überhaupt nicht an der Reihe, weil sie ihren Pick an die Chicago Blackhawks abgegeben hatten.

Playoffs-Chancen

Die Playoffs sind mit diesem namhaften Kader das absolute Minimalziel. Bleiben die Leistungsträger fit, könnte Lightning weit kommen. Allerdings fehlt es dem Kader im Vergleich zu den vergangenen Jahren an Tiefe, sodass Tampa Bay kein Top-Favorit auf den Stanley Cup ist, sondern eher dem erweiterten Kreis der Titelanwärter angehört.