Boston Bruins v Toronto Maple Leafs - Game Three

Als Patrice Bergeron und David Krejci nach der vergangenen Saison ihre Karriere beendeten, ging den Boston Bruins viel Erfahrung verloren. Zusammengerechnet hatten sie 330 Playoff-Spiele bestritten. Der einzige verbleibende Spieler im Kader der Bruins, der beim Gewinn des Stanley Cups im Jahre 2011 dabei war, ist der 35-jährige Brad Marchand. Und eben dieser Routinier bewies am Mittwoch beim 4:2-Sieg gegen die Toronto Maple Leafs, dass er noch immer den Unterschied ausmachen kann. Mit zwei Toren und einem Assist ist er der große Matchwinner des Spiels gewesen. 

Der Routinier entschied das Spiel 

Marchand war der Assistgeber zum zwischenzeitlichen 2:1, indem er im Powerplay aus mittlerer Distanz auf das Tor schoss und sein Mitspieler Jake DeBrusk den Abstauber verwertete. Tyler Bertuzzi gelang zwar in der 12. Minute des dritten Drittels der zwischenzeitliche Ausgleich zum 2:2. Doch nur 28 Sekunden später nahm Marchand wieder das Spiel in die Hand und traf zum 3:2. Damit nicht genug: 36 Sekunden vor Spielende entschied er mit einem Empty-Net-Goal die Partie. 

Indirekt war Marchand sogar am ersten Treffer seiner Mannschaft, dem 1:1 durch Trent Frederic, beteiligt. Marchand lieferte sich in der neutralen Zone eine Auseinandersetzung mit Bertuzzi, so dass dieser nicht das lange Zuspiel von Hampus Lindholm auf den Torschützen verhindern konnte. 

„Wir sind das ganze Spiel über drangeblieben“, sagte ein zufriedener Marchand nach dem Spiel. „Es war nicht immer schön anzusehen, denn sie (die Maple Leafs, Anm.d.Red.) spielen sehr hart und physisch. Aber ich denke, wir haben vom ersten Spiel an ein anderes Niveau erreicht. Es ist großartig, dass sich das heute ausgezahlt hat.“

Franchise-Rekord für die meisten Playoff-Game-Winner

Der Kanadier verewigt sich in den Geschichtsbüchern von Boston: Mit 55 Playoff-Toren zog er mit Cam Neely gleich, der bislang die meisten Playoff-Treffer in der Geschichte dieser Franchise verbuchte. Zudem erzielte er bereits den zwölften Game-Winner in einem Playoff-Spiel. In diesem Aspekt hat Marchand nun Neely überholt und ist der alleinige Rekordhalter der Bruins-Historie.  

„Das sind die Dinge, auf die man später zurückblickt und über die man sich freut“, sagte Marchand, als er auf diese Bestmarken angesprochen wurde. „Hoffentlich habe ich noch viel mehr im Tank. Aber im Dunstkreis eines solchen Spielers zu sein, der einer der talentiertesten Torjäger in der Geschichte unserer Franchise und insgesamt im Eishockey war, ist etwas ganz Besonderes.“

Jim Montgomery, der Trainer von Boston, wurde nostalgisch, als er über die Qualitäten von Marchand sprach. „Jetzt erlebe ich das aus erster Hand. Aber ich habe es bereits geliebt, mir Eishockeyspiele anzusehen, als ich noch nicht in der NHL trainiert habe. Damals habe ich genau beobachtet, was er  und Patrice Bergeron gemacht haben, weil sie schon immer ein Elite-Team waren. Marchand ist schon immer ein Spieler gewesen, der in den großen Momenten aufdreht. Wenn man sich die Anzahl seiner Scorer-Punkte in den Playoffs ansieht, denkt man sich einfach nur: Wow.“

BOS@TOR R1, GM3: Frederic antwortet mit einem Laser-Schuss ins Torwarteck

Einfluss von Marchand geht „über sein Spiel auf dem Eis hinaus“

Sein Mitspieler Charlie Coyle erklärte den besonderen Einfluss von Marchand auf die gesamte Mannschaft. „Er bringt sich beim Scoring ein, ist immer am Kämpfen, gibt nicht klein bei und übernimmt auf der Bank die Führungsrolle. Es geht einfach um die Art und Weise, wie er spricht, wie er uns bei der Stange hält, wie er erklärt, was wir tun müssen und wie er das auch einfordert. Das alles geht weit über sein Spiel auf dem Eis hinaus, das heute Abend ohnehin schon außergewöhnlich war.“

Grund für den besonderen Einfluss von Marchand dürften unter anderem seine Liebe zum Spiel und seine Demut sein. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man die Möglichkeit hat, in den Stanley Cup Playoffs zu spielen. Ich bin irgendwie mit dieser Dankbarkeit aufgewachsen, dass ich noch immer total aufgeregt bin und es als Geschenk betrachte, in dieser Liga spielen zu dürften“, sagte er.

„Playoffs sind etwas, wovon wir schon als Kinder träumen. Ich spreche oft mit meinen Kindern darüber und auch über ihre Träume, irgendwann auf diesem Niveau zu spielen. Dann erkennt man, dass wir diesen Traum gerade leben und dass man dankbar dafür sein muss, hier zu sein. Man will dann einfach das Beste aus dieser Chance machen.“

R1, GM3: Maple Leafs - Bruins Zusammenfassung

Zweideutiges Lob von Toronto-Coach Keefe

Und was sagt der Gegner? Sheldon Keefe, der Trainer der Maple Leafs, sprach Marchand nach dem Spiel ein etwas zweideutiges Lob aus. Im Bezug auf die Vorkommnisse vor dem 1:1, als sich die Auseinandersetzung zwischen Marchand und Bertuzzi ergab, sagte der Übungsleiter: „Ich glaube nicht, dass es einen anderen Spieler in dieser Playoff-Serie gibt, der damit durchkäme, Bertuzzi die Beine so wegzuziehen. Das ist schon eine Kunst und er gehört zur Elite.“ 

Die Bruins führen die Erstrundenserie der Eastern Conference mit 2:1 an. Spiel 4 findet am Samstag (So. 2:00 UHR MESZ, live auf NHL.tv und auf Sky) in Toronto statt.

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