New Jersey Devils v Washington Capitals

Bevor die Preseason 2023/24 am 24. September beginnt, wirft NHL.com/de einen tiefgehenden Blick auf jedes Team.

Heute: Washington Capitals

Bei den Washington Capitals ist eine lange Serie gerissen: Acht Jahre in Folge hatten sich die US-Hauptstädter stets für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren können, holten 2018 sogar den Titel. In der abgelaufenen Saison 2022/23 aber war erstmals seit 2013/14 wieder nach der regulären Saison Schluss: Washington (35-37-10) verpasste die Playoff-Plätze deutlich um zwölf Punkte. Angesichts eines alternden Führungsspieler-Kerns stehen die Capitals vor schweren Jahren.

Kapitän Alex Ovechkin (37), Spielmacher Nicklas Backstrom (35), Power Forward Tom Wilson (29), Flügelstürmer T.J. Oshie (36), Abwehrchef John Carlson (33) und Starter Darcy Kuemper (33) bilden die Achse bei den Capitals. Angesichts eines Altersdurchschnitts von 33,8 Jahren ein durchaus routinierter Kern, der einen baldigen Rebuild vermuten lässt. Zuvor aber will Superstar Ovechkin (822 Treffer) noch den Allzeit-Tore-Rekord von Wayne Gretzky (894) knacken und sich öffentlich klar gegen einen Neuaufbau ausgesprochen.

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Die Verantwortlichen in Washington drehten deshalb an anderen Rädchen: Nach einer enttäuschenden Saison einigten sich Trainer Peter Laviolette und die Capitals darauf, fortan getrennte Wege zu gehen und den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Als Nachfolger wurde Spencer Carbery präsentiert. Der 41-jährige Kanadier arbeitete bereits drei Spielzeiten als Cheftrainer von Washingtons Farmteam Hershey Bears in der AHL (2018-2021) und fungierte in den letzten zwei Jahren als Assistenzcoach bei den Toronto Maple Leafs in der NHL (2021-2023). Die Capitals sind seine erste Station als NHL-Headcoach.

Diese könnte direkt eine herausfordernde werden. Insbesondere deshalb, weil nur schwer vorauszusagen ist, auf welchem Niveau und wie zuverlässig der alternde Kern abliefern wird. Backstrom absolvierte in den letzten drei Jahren nie mehr als 55 Spiele pro Saison, Oshie im selben Zeitraum nie mehr als 58, Ovechkin nie mehr als 77. Wilson wurde 2022/23 nach einem Kreuzbandriss auf 33 Spiele limitiert; Carlson aufgrund eines Schädelbruchs samt gerissener Arterie auf 40 Partien.

Auf der To-Do-Liste von General Manager Brian McLellan stand im Sommer ein neuer Top-6-Stürmer ganz oben. Diesen fand der GM auf dem Free-Agent-Markt und präsentierte Max Pacioretty. Allerdings wird der Scharfschütze den Saisonstart verletzungsbedingt verpassen (Achillessehenriss) und dürfte nach nur fünf Spielen in der Vorsaison für die Carolina Hurricanes ein wenig Anlauf benötigen. Wohl deshalb fahndet McLellan nach einem weiteren Top-6-Angreifer, der via Trade akquiriert werden soll. Die Sehnsucht nach einem neuen Abwehrmann wurde indes durch die Verpflichtung von Joel Edmundson gestillt. Der Shutdown-Verteidiger gewann 2019 den Stanley Cup mit den St. Louis Blues und trug in den letzten drei Jahren das Trikot der Montreal Canadiens.

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Nicht mehr in Washington sind derweil die beiden Angreifer Conor Sheary und Craig Smith sowie Verteidiger Matt Irwin – allesamt Abgänge, die eher die Tiefe betreffen.

In der Preseason dürfte insbesondere der Kampf um die Top-3-Centerpositionen im Interesse sein: Evgeny Kuznetsov, Nicklas Backstrom und Dylan Strome konkurrieren um die drei offenen Stellen. Da die erste Reihe mit Ovechkin und Wilson noch mehr Tempo benötigt, dürften entweder Kuznetsov oder Strome den Zuschlag erhalten. In die zweite Formation könnte neben Scharfschütze Pacioretty und Zwei-Wege-Stürmer Oshie noch ein genialer Passgeber wie Backstrom gut passen. Strome könnte die Arbeiter-Reihe neben Anthony Mantha centern, wäre gleichzeitig aber der erste Kandidat, der bei Ausfällen in die oberen Linien befördert werden würde. 

In den Bottom-Six-Reihen sind wohl drei Flügelpositionen vakant, um die Sonny Milano, Aliaksei Protas, Nicolas Aube-Kubel, Connor McMichael und Hendrix Lapierre kämpfen werden. Die Capitals-Fans dürfen gespannt sein, wie der neue Headcoach Carbery aufstellen wird.

Voraussichtliche Aufstellung

Alex Ovechkin - Evgeny Kuznetsov - Tom Wilson
Max Pacioretty - Nicklas Backstrom - T.J. Oshie
Sonny Milano - Dylan Strome - Anthony Mantha
Aliaksei Protas - Nic Dowd - Nicolas Aube-Kubel

Martin Fehervary - John Carlson
Rasmus Sandin - Nick Jensen
Joel Edmundson - Trevor van Riemsdyk

Darcy Kuemper
Charlie Lindgren

Scratches: Alexander Alexeyev, Connor McMichael, Hendrix Lapierre

Top-Talent, auf das es zu achten gilt

Connor McMichael (22) – Der Center wurde im Draft 2019 in der 1. Runde an 22. Stelle von Washington ausgewählt, wartet aber noch immer auf den Durchbruch. Bislang absolvierte er in vier Jahren 75 NHL-Spiele (9-9-18), kam vorwiegend aber beim Farmteam Hershey Bears in der AHL zum Einsatz. In der Vorsaison fiel der 1,83 Meter große Linksschütze sowohl in der regulären AHL-Saison (57 Spiele, 16-23-39) als auch in den Calder Cup Playoffs (20 Spiele, 6-4-10) als Torjäger und Scorer auf. Der spielintelligente und schnelle Zwei-Wege-Stürmer hofft nun auf mehr Konstanz, den NHL-Durchbruch und einen neuen Vertrag (der derzeitige Kontrakt läuft am Saisonende aus).

Die wichtigste Frage

Bleiben die Capitals gesund?
Die erfahrenen Stützen wurden zuletzt immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen und werden nicht jünger. Auf dem Papier hat Washington zwar noch eine Mannschaft, die im Playoff-Rennen mitmischen kann. Doch müssen die Capitals weitgehend verletzungsfrei bleiben, brauchen auf diversen Positionen (z.B. Kuznetsov, Manta, Kuemper) mehr Konstanz und mehr Ideen, als Ovechkin auf seiner Position im Powerplay. Alternde Capitals stehen vor einer schweren Saison und könnten zum zweiten Mal in Folge die Stanley Cup Playoffs verpassen.

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