BOS Swayman

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Drei Fragen bei den Boston Bruins

Wie hält Swayman ohne Ullmark?

Jeremy Swayman und Linus Ullmark galten in den letzten Jahren als das beste Goalie-Tandem in der NHL. Drei Jahre in Folge wechselten sich der US-Amerikaner und der Schwede regelmäßig ab (2021/22: Swayman 39 Starts, Ullmark 39 Starts; 2022/23: Swayman 33 Starts, Ullmark 48 Starts; 2023/24: Swayman 43 Starts, Ullmark 39 Starts). Dadurch blieben beide Torhüter frisch und lieferten konstant gute Leistungen ab. So verwunderte es nicht, dass das Duo 2023 die Jennings Trophy für die wenigsten Gegentore eines Goalie-Tandems gewann.

BOS@FLA R2, GM5: Swayman zeigt einen wichtigen Save kurz vor Schluss

Außergewöhnlich war die besondere Beziehung zwischen den beiden Kontrahenten, die am ehesten als „familiär“ und „brüderlich“ zu beschreiben ist. Um die Welt ging der „Goalie Hug“, also die Umarmung, die Swayman und Ullmark nach jedem Sieg wie ein Ritual pflegten.

Doch diese ganz besondere Beziehung ist nun zu Ende. Aufgrund der Gehaltsobergrenze mussten sich die Bruins für einen Torhüter entscheiden, wählten den 25-jährigen Swayman als ihre neue Nummer 1 und tradeten den sechs Jahre älteren Ullmark zu den Ottawa Senators. „Brother for live“, „Bruder fürs Leben“, postete Swayman auf Instagram.

Spannend wird sein, wie der 1,91 Meter große Linksfänger aus Alaska auch ohne seinen „Bruder“ performen wird. Das „Job Sharing“ dürfte jedenfalls der Vergangenheit angehören, denn Swayman wird als klare Stammkraft die Hauptlast an Einsätzen und damit viel mehr Verantwortung tragen. Als neuer Backup wurde der Finne Joonas Korpisalo von den Columbus Blue Jackets verpflichtet.

Zunächst aber müssen die Bruins noch seinen Vertrag verlängern. Aktuell ist der athletische Torwart noch ein Restriced Free Agent. Seine Leistungen dürften ihn teuer machen: In der Vorsaison hatte er eine Fangquote von 91,6 Prozent, einen Gegentorschnitt von 2,53 sowie drei Shutouts. In den Playoffs war Swayman die Nummer 1 und zahlte das Vertrauen mit 93,3 Prozent Fangquote und 2,15 Gegentoren/Spiel zurück.

Der Druck wird größer, die Arbeitslast auch - nun liegt es an Swayman, seine starken Auftritte unter diesen Gesichtspunkten zu bestätigen.

Ist Lindholm der gesuchte Reihe-1-Center?

Seit einem Jahr sucht Boston schon einen legitimen Nachfolger für ihren langjährigen Top-Center Patrice Bergeron, der 2022 seine Schlittschuhe an den Nagel hing. Diesen hoffen die Bruins nun mit Elias Lindholm gefunden zu haben. In der Vita des 29-jährigen Schweden stehen zwölf NHL-Saisons (818 Spiele, 218-339-557) für die Carolina Hurricanes, Calgary Flames und Vancouver Canucks.

TOR@BOS R1, Sp7: Lindholm antwortet mit einem Tor im dritten Drittel

„Ich spiele schon lange in der Liga und habe immer zu Bergeron aufgeschaut, so oft ich konnte“, sagte Lindholm bei seiner Vorstellung in Boston. „Ich will mich nicht mit ihm vergleichen, aber ich glaube schon, dass ich ein bisschen was von dem einbringen kann, wofür auch er stand.“

Der 1,84 Meter große Rechtsschütze ist stolz auf sein Zwei-Wege-Spiel, was gut zur Hockey-DNA der Bruins passt. Hinzu kommen starke Faceoffs (2023/24: 56,4 Prozent gewonnene Bullys): Der Mittelstürmer kann zusätzlich sowohl in Über- als auch in Unterzahl eingesetzt werden. Dem erfolgsverwöhnten Boston will der Neuzugang außerdem mit seiner Erfahrung aus vier Playoff-Runs (40 Spiele, 13-14-27) helfen.

„Ich will dem Team helfen, einen Stanley Cup zu gewinnen“, sagte Lindholm in seinem ersten Interview als Bruin. „Sie haben viele gute Spieler, einen guten Torwart eine gute Verteidigung. Ich habe das Gefühl, dass sie alles haben, was es braucht.“

Findet Boston zu mehr Secondary Scoring?

In der Saison 2023/24 hatte Boston zehn Spieler, die zweistellig trafen. Darunter Stürmer wie Jake DeBrusk und Danton Heinen, die nun beide das Trikot der Vancouver Canucks tragen, und James van Riemsdyk (Unrestricted Free Agent). 

Somit ist eine Sorge, dass die Bruins genug Tore aus den hinteren Reihen bekommen, durchaus berechtigt.

Da Boston unterhalb der Gehaltsobergrenze kaum noch reagieren kann, müssen nun bereits vorhandene Spieler einspringen. Das gilt etwa für die Talente Matthew Poitras (20), Fabian Lysell (21) oder John Beecher (23). Auch bereits etablierte NHLer wie Morgan Geekie (26), Max Jones (26), Max Jones (26), Justin Brazeau (26) oder Neuzugang Mark Kastelic (25) hoffen auf ein „Breakout Year“.

Natürlich tragen Superstars wie David Pastrnak und Brad Marchand die Hauptlast und müssen von Charlie Coyle, Pavel Zacha oder Elias Lindholm entsprechend unterstützt werden. Das größte Fragezeichen aber steht hinter der Produktivität aus der dritten und vierten Reihe.

BOS@TOR R1, Sp4: Marchand und Pastrnak im Zusammenspiel

Potenzial besteht bei den eher defensiv ausgereichten Abwehrspielern: 120 Verteidiger-Tore waren es 2023/24 (Rang 23). Mit Matt Grzelcyk (jetzt Pittsburgh Penguins) verabschiedete sich zudem der einzige Offensivverteidiger. Trainer Jim Montgomery muss womöglich an mehreren Rädchen gleichzeitig drehen.

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