Boston Bruins celebrate

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Boston Bruins

Den Boston Bruins wurde vor der Saison 2023/24 ein schweres Jahr vorausgesagt. Doch der sechsmalige Stanley Cup Champion strafte seine Kritiker Lügen und qualifizierte sich mit einer Bilanz von 47-20-15 und daraus resultierenden 109 Punkten souverän für die Stanley Cup Playoffs 2024. Dort räumte Boston in der ersten Runde die Toronto Maple Leafs in sieben Spielen aus dem Weg (4-3). In der zweiten Runde war dann gegen den späteren Stanley Cup Champion Florida Panthers nach sechs Spielen Schluss (2-4). Der Titel-Hunger in der „City of Champions“ ist nach wie vor groß. Die Bruins hoffen, im Sommer die richtigen Weichen für einen tiefen Playoff-Run gestellt zu haben.

FLA@BOS R2, Sp6: Panthers und Bruins schütteln nach dem Ende ihrer Serie die Hände

Die wichtigsten Kaderveränderungen

Nach dem personellen Aderlass im Vorjahr musste Boston im Sommer 2024 erneut einige Spieler ziehen lassen. Am schmerzhaftesten ist wohl der Abgang von Torwart Linus Ullmark, der zu den Ottawa Senators getradet wurde. Damit können die Bruins nicht länger mit dem wohl besten Goalie-Tandem der Liga an den Start gehen. Jeremy Swayman ist als eindeutige Nummer 1 auf sich alleine gestellt und wird deutlich mehr Spiele bekommen als die 44 in 2023/24. Neben Ullmark hinterlassen auch Flügelflitzer Jake DeBrusk (Vancouver Canucks) und Offensivverteidiger Matt Grzelcyk (Pittsburgh Penguins) eine Lücke. Spieler wie Danton Heinen (Vancouver Canucks), Jakub Lauko (Minnesota Wild), Pat Maroon (Chicago Blackhawks) oder Derek Forbort (Vancouver Canucks) betreffen eher die hinteren Reihen.

Zu den Top-Neuzugängen zählen Mittelstürmer Elias Lindholm und Verteidiger-Hüne Nikita Zadorov, die beide von den Vancouver Canucks nach Boston wechselten. Beide wurden schnell mit prominenten Vorgängern verglichen: Lindholm soll als Nummer-1-Center in die Fußstapfen von Patrice Bergeron treten, Zadorov erinnert mit seiner Physis und Härte an Zdeno Chara. Als neuer Backup-Goalie ist Joonas Korpisalo eingeplant, der von den Ottawa Senators zu den Bruins kam.

Schlüsselspieler

Der ultimative Superstar ist und bleibt David Pastrnak. Mit 47 Treffern war der Tscheche der siebtbeste NHL-Torjäger der abgelaufenen Saison und knackte im zweiten Jahr in Folge die 100-Punkte-Marke (47-63-110). Der 28-jährige Flügelstürmer ist ein exzellenter Techniker und Scharfschütze.

TOR@BOS R1, Sp2: Pastrnak bringt die Bruins mit 2:1 in Führung

Mit Kapitän Brad Marchand ist ein weiterer Flügelspieler im Angriff zu nennen. Der 36-jährige Routinier geht in seine 16. NHL-Saison und wird mit seiner Erfahrung und seiner Giftigkeit auch dieses Mal seinen Gegenspielern unter die Haut gehen.

Als Abwehrchef ist Charlie McAvoy fest eingeplant, der auf seine erste verletzungsfreie Saison hofft - bislang kam der Verteidiger nie auf mehr als 78 Hauptrunden-Partien. Eine Schlüsselrolle nimmt definitiv auch Stammtorwart Swayman ein, der sein hohes Niveau halten soll.

Spieler aus dem DACH-Raum

Fehlanzeige

Stärken

Boston lebt seit Jahrzehnten von einer sattelfesten Defensive: Nimmt man die Werte aller Spielzeiten seit der Jahrtausendwende (Saison 2000/01) zusammen, haben die Bruins mit nur 2,57 Gegentoren/Spiel den besten Wert aller Teams. Auch in der neuen Saison 2024/25 wird Boston wieder von seiner sattelfesten Abwehr profitieren und verfügt mit Spielern wie McAvoy (1,85 Meter groß, 95 Kilogramm schwer), Zadorov (1,97 Meter, 107 Kilogramm), Hampus Lindholm (1,89 Meter, 98 Kilogramm), Brandon Carlo (1,96 Meter, 98 Kilogramm), Andrew Peeke (1,91 Meter, 98 Kilogramm) oder Mason Lohrei (1,93 Meter, 95 Kilogramm) über große und schwere Verteidiger. Hinter dieser schwarz-goldenen Wand fängt mit Swayman einer der besten Torhüter der Liga. Auch die Stürmer haben die „Defence First“-Marschroute verinnerlicht und arbeiten emsig nach hinten mit. Gleichzeitig können Ausnahme-Angreifer wie Pastrnak ein Spiel im Alleingang entscheiden.

Verbesserungspotenziale

Insbesondere auf den Flügeln haben die Bruins Qualität verloren und könnten diese mit gelernten Centern wie Pavel Zacha oder Morgan Geekie besetzen. Gerade über die Außen könnte es Boston ein wenig an Tempo fehlen, was das Umschaltspiel schwächen könnte. Im Sturm scheint außerdem die Tiefe zu fehlen. Hier könnten den Bruins fehlendes „Secondary Scoring“ auf die Füße fallen.

FLA@BOS R2, Sp6: Zacha verwertet das perfekte ZUspiel von DeBrusk

Vielversprechende Talente

Acht Jahre in Folge schaffte es Boston in die Playoffs, erreichte 2019 sogar das Stanley Cup Finale (3-4 gegen die St. Louis Blues). Diese Erfolgsserie führte allerdings dazu, dass der Talente-Pool der Bruins nicht gerade üppig gefüllt ist. Entweder zog das Team aus Massachusetts sehr spät im Draft oder tauschte seine frühen Picks im Austausch für Playoff-Verstärkungen. Als Top-Talente sind Matthew Poitras (20, Draft 2022, 2. Runde, 54. Stelle) zu nennen, der wohl als Center der dritten Sturmreihe agieren wird. Der technisch-beschlagene Spielmacher brachte es in seiner Rookie-Saison in 33 NHL-Spielen auf 15 Punkte (5-10-15). Eine spannende Personalie ist Fabian Lysell (21, Draft 2021, 1. Runde, 21. Stelle), ein schneller, rechtsschießender Flügelspieler, der im Vorjahr starke 50 Punkte (15-35-50) in 56 AHL-Partien für die Providence Bruins verbuchte. 

Playoff-Chancen

Die Bruins schaffen es in die Playoffs, wenn Swayman die zusätzliche Arbeitslast gut wegsteckt und seine starken Leistungen konserviert. Das größte Fragezeichen aber stellt die Produktivität im Sturm da, die es braucht, um sich für die Stanley Cup Playoffs zu qualifizieren.

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