081823 Timo Meier NJD

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Timo Meier von den New Jersey Devils

Timo Meier ist einer der besten Power Forwards der Liga und trägt seit Ende Februar 2023 das Trikot der New Jersey Devils. Nach dem ersten Trade seiner NHL-Karriere geht der 26-Jährige aus Herisau mit hohen Erwartungen in sein erstes volles Jahr in Newark.

Ein Blockbuster-Trade: Devils eisen Meier von den Sharks los

Meier in Rot, Schwarz und Weiß zu sehen ist für viele noch immer ungewohnt. Zwar spielt auch die Schweizer Nationalmannschaft in diesen Farben, doch in der NHL trug der Stürmer fast acht Jahre lang "Teal", das Türkis der San Jose Sharks. Am 27. Februar 2023 aber fädelte Devils-GM Tom Fitzgerald einen Blockbuster-Trade ein: Meier wechselte im Austausch für das Erstrunden-Pick 2023 (San Jose Sharks wählten damit Angreifer Quentin Musty aus), die beiden Verteidiger-Talente Nikita Okhotiuk (22) und Shakir Mukhamadullin (21) sowie die beiden Stürmer Fabian Zetterlund (23) und Andreas Johansson (28, mittlerweile zu den Pittsburgh Penguins getradet) nach New Jersey. Ein echtes Schnäppchen, zumal die Sharks auch noch 50 Prozent von Meiers Gehalt übernahmen.

Eben dieser Vertrag ist zum Saisonende ausgelaufen. Meier aber ist nach New Jersey gewechselt, um zu bleiben: Am 28. Juni unterschrieb der 26-Jährige einen neuen Achtjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 70,4 Millionen US-Dollar bei den Devils. Sein Gehalt wird unterschiedlich gestaffelt: Im ersten Jahr erhält der Schweizer 12,0 Millionen, im zweiten 11,1 Millionen, im dritten 10,75 Millionen, im vierten 7,2 Millionen und in den verbleibenden drei Jahren jeweils 7,2 Millionen Dollar. Angerechnet auf den Salary Cap werden aber jährlich gleichbleibend 8,8 Millionen.

"Wir waren froh, dass wir Timo vor der Trade Deadline verpflichten konnten, aber es fühlt sich noch viel besser an, dass wir jetzt wissen, dass er die nächsten acht Spielzeiten hier sein wird", sagte General Manager Fitzgerald nach Meiers Unterschrift. "Timos einzigartiger Spielstil, sein Torriecher und seine physische Präsenz werden von großem Wert für uns sein. In den Gesprächen mit Timo hat er immer daran geglaubt, dass es der richtige Ort für ihn als Spieler und als Person ist. Wir konnten also einen weiteren Spieler für unseren jungen Kern an uns binden, der den nächsten Schritt auf der Erfolgsleiter gehen möchte."

Schweizer Block und gute Chemie mit Reihenkollege Hischier

Zu diesem jungen Kern zählt auch die beiden Landsmänner Nico Hischier und Jonas Siegenthaler, die Meier von gemeinsamen Jahren in der Schweizer Nati kennt. Mit Torwart Akira Schmid ist sogar noch ein vierter Schweizer im Kader der Devils vertreten.

"Es ist schön, wenn man sich in der Muttersprache unterhalten kann. Nicos Akzent ist ein bisschen anders als meiner, da ist es schwer, sich zu verstehen", lachte Meier in einem Interview mit NHL.com/de und fügte Wochen später hinzu: "Es ist absolut klasse, dass ich hier mit meinen Schweizer Freunden für eine lange Zeit zusammenspielen werde. Bereits als ich hierher getradet wurde, haben wir es als großartig empfunden, gemeinsam unser großes Ziel zu verfolgen. Nico ist der Kapitän, doch auch die anderen Jungs sind wichtig. Es ist eine ganz besondere Gruppe. Ich bin super glücklich, über all die Jungs in der Kabine. Wir lieben unser Heimatland und wir sind kulturell verwurzelt. Wir haben Gemeinsamkeiten und wir verbringen auch Zeit miteinander. Wir sind auf dieselbe Art und Weise aufgewachsen. Das hilft einem schon sehr, Spieler aus dem gleichen Land im Team zu haben."

Mit Hischier spielte er die meiste Zeit in New Jersey sogar in einer Reihe: Hischier als Center, Meier auf dem linken Flügel. "Dadurch, dass wir uns schon kannten, war alles ein bisschen einfacher", so Meier. Auch Hischier berichtete nach nur wenigen gemeinsamen Einsätzen zufrieden: "Timo ist ein Spielertyp, der selten ist und perfekt zu uns passt. Wenn du ihm die Scheibe im Slot gibst, dann landet sie meistens auch im Netz. Er hat eine Nase dafür, zum Tor zu gehen und Tore zu schießen. Er ist ein Torjäger, schafft aber auch viel Platz für seine Mitspieler, indem er dahin geht, wo es wehtut, egal ob in die Ecken oder zum Tor. Er will gewinnen und spielt mit Herzblut. So einen wie ihn können wir hier gut gebrauchen."

Hohe Erwartungen und ein langfristiger Vertrag

Der 1,84 Meter große und 98 Kilogramm schwere Meier ist nur schwer von der Scheibe zu trennen und dank seiner Physis ein extrem unbequemer Gegenspieler und eine kaum zu bändigende Kraft. In seinen 21 Hauptrunden-Spielen für die Devils teilte der Linksschütze satte 42 Checks aus und war mit 37 Hits in elf Spielen auch der checkfreudigste Playoff-Spieler von New Jersey.

Meiers Top-5-Tore der Saison 2022/23

In Sachen Scoring hätten sich die Devils sicher ein wenig mehr versprochen. In der regulären Saison sammelte Meier 14 Punkte (9-5-14). In den Stanley Cup Playoffs kamen noch einmal vier Punkte (2-2-4) hinzu. Allerdings blieb Meier kaum Zeit, um sich beim neuen Arbeitgeber zu akklimatisieren. "Ich war zur Mitte der Saison zum Team gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt ist man voll aufs Eishockeyspielen konzentriert. Ab den Tag, an dem ich ankam, hatten wir ziemlich viele Spiele zu bestreiten", erklärte Meier, der trotzdem nicht lange überlegen musste, langfristig bei den Devils zu verlängern: "Im Anschluss der Saison hatte ich die Zeit, alles Revue passieren zu lassen und über New Jersey, das Team, das Management, die Fanbasis und all diese Dinge nachzudenken. Dann kam ich zu der Entscheidung, dass dies der Ort ist, an dem ich bleiben möchte. Das ist der Ort, an dem ich wachsen und an dem ich den Stanley Cup gewinnen möchte. Ich bin sehr glücklich, dass es mit dem Vertrag geklappt hat, denn ich bin bereit, mit dieser jungen Mannschaft zu arbeiten und werde versuchen, in bester Verfassung die kommende Saison anzugehen. Die Zukunft sieht rosig aus. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht."

Gemeinsame Vorbereitung und ein ambitioniertes Ziel

Was Meier zu leisten im Stande ist, zeigte er in acht Jahren bei den Sharks, in denen er gleich dreimal die Marke von 50 Scorerpunkten pro Saison knackte. Sein bestes Jahr spielte er 2021/22 mit 76 Punkten (35-41-76) in 77 Spielen. In der Vorsaison knackte er seinen persönlichen Tore-Rekord mit 40 Treffern in 78 Partien für San Jose und New Jersey kumuliert.

Da Meier nun von Anfang an mit dabei ist und auch die Vorbereitung mit den Devils bestreiten wird, dürfte er wieder ähnliche Zahlen erreichen - vielleicht sogar mehr.

"In der Preseason gibt es die Möglichkeit noch besser zueinander zu finden. Man hat Zeit, sich vorzubereiten, das System zu verinnerlichen. Ich habe jetzt die Chance, die ganze Vorbereitung mitzumachen und zu sehen, wie die Sache läuft", so Meier. "Ich werde früher als in den letzten Jahren mit dem Training beginnen. Ich fühle mich körperlich sehr gut. In jedem Sommer versucht man besser, schneller, stärker zu werden."

All das werden Meier, Hischier & Co. gut gebrauchen können. Nach dem Aus in der 2. Runde der Stanley Cup Playoffs 2023 (1:4 in der Serie gegen die Carolina Hurricanes) soll es in der kommenden Saison 2023/24 viel weiter gehen. Meiers Saisonziel? "Den Stanley Cup gewinnen!" Was sonst?