32 in 32: Die Analyse der Calgary Flames

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Calgary Flames

Auch wenn sie sich bei den Calgary Flames noch immer etwas zieren, den Begriff Neuaufbau in den Mund zu nehmen, befindet sich das Team faktisch schon länger in einem. Zu erkennen war das in der Saison 2023/24 an der Endplatzierung. Die Flames landeten mit einer Bilanz von 38-39-5 und den daraus resultierenden 81 Punkten auf Rang fünf in der Pacific Division. Der Abstand zu den drittplatzierten Los Angeles Kings (99 Zähler) betrug stolze 18 Punkte und die zweite Wildcard in der Western Conference, die an die Vegas Golden Knights (98) ging, war ähnlich weit entfernt. 

Von den Stanley Cup Playoffs zu träumen, war also kein Thema, das Calgary in den letzten Wochen der Saison noch ernsthaft beschäftigen konnte. Das soll sich in näherer Zukunft wieder ändern, wie auch die Aktivitäten dieser Offseason unter Beweis gestellt haben. Bei den Flames versuchen sie einen Spagat zwischen der Verpflichtung von neuen, erfahrenen Kräften und der Förderung ihrer eigenen Talente. 

„Man will Spieler holen, die dem Verein im Moment helfen können, aber deswegen keine jungen Spieler für die Zukunft blockieren“, erklärte Calgarys General Manager Craig Conroy kürzlich das Vorgehen. „Wer weiß schon, wann die Jungs soweit sind? Wir wollen geduldig mit ihnen sein und ihnen irgendwann eine Chance geben."

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Mit Stürmer Anthony Mantha und Verteidiger Jake Bean wurden im Sommer zwei erfahrene Kräfte neu hinzugeholt. 

Der 29-Jährige Mantha unterzeichnete am 1. Juli einen Einjahresvertrag und wird voraussichtlich in Calgarys Top-Sechs als Stürmer eingesetzt werden. Mantha, der in drei seiner neun NHL-Saisons 20 oder mehr Tore erzielt hat, kam in der letzten Saison in 74 Spielen für die Washington Capitals und die Vegas Golden Knights auf 44 Punkte (23 Tore, 21 Assists).

Bean, der beim NHL Draft 2016 als Nummer 13 ausgewählt worden war, unterzeichnete am 1. Juli einen Zweijahresvertrag und könnte in der Defensive der Flames eine Rolle im ersten Paar spielen. Die letzten drei Spielzeiten verbrachte er bei den Columbus Blue Jackets. Bean hat in der Saison 2023/24 in 72 Spielen 13 Punkte (vier Tore, neun Assists) erzielt. 

Ebenfalls neu im Team ist Defensivspezialist Kevin Bahl. Der 24-Jährige wurde am 19. Juni von den New Jersey Devils im Rahmen eines Trades erworben, bei dem unter anderem Torhüter Jacob Markstrom abgegeben wurde. Bahl hatte in der vergangenen Saison in 82 Spielen für die Devils durchschnittlich 17:23 Minuten Eiszeit und sammelte elf Punkte (ein Tor, zehn Assists).

Zudem konnten sich die Flames die Dienste von Ryan Lomberg sichern. Der 29-jährige Angreifer, der seine NHL-Karriere 2017/18 bei Calgary begann und fünf Spielzeiten in der Organisation verbrachte, kehrt mit einem Zweijahresvertrag zurück, nachdem er im Juni mit den Florida Panthers den Stanley Cup gewonnen hat. Er hatte sieben Punkte (fünf Tore, zwei Assists) in 75 Spielen der regulären Saison zu verzeichnen und kam in acht Playoff-Spielen zum Einsatz. Er soll zukünftig in der vierten Reihe der Flames für mehr Energie sorgen.

Verlassen haben Calgary neben Torhüter Markstrom noch die Stürmer Andrew Mangiapane (Capitals) und A.J. Greer (Panthers). 

Schlüsselspieler

Mit 75 Punkten war Nazem Kadri in 2023/24 der beste Punktelieferant der Flames. Für den Center wurden in 82 Spielen 29 Tore und 46 Assists notiert. Das waren deutlich mehr als in Kadris erster Spielzeit in Calgary. 2022/23 gelangen ihm 24 Treffer und 32 Vorlagen. Bei den Flames wünschen sie sich aber, dass er in der kommenden Spielzeit wieder an die Werte heranreicht, die er bei den Colorado Avalanche in der Saison 2021/22 vorzuweisen hatte. Damals kam er auf 87 Punkte (28 Tore und 59 Assists).

Unter Erfolgsdruck steht unverändert Center Jonathan Huberdeau, der in Calgary auch in der angelaufenen Saison längst nicht mehr an die Offensivproduktion herankam, die ihn noch während seiner Zeit bei den Panthers ausgezeichnet hatte. Waren es 2021/22 in Sunrise für ihn noch 115 Punkte (30 Tore, 85 Assists in 80 Spielen der regulären Saison) gewesen, brachte er es 2022/23 im Trikot der Flames nur noch auf 15 Treffer, 40 Vorlagen und 55 Zähler. 2023/24 waren es mit zwölf Treffern, 40 Assists und 52 Punkten noch weniger.

Mit 31 Treffern war Yegor Sharangovich zuletzt der erfolgreichste Torjäger im Kader. Kadri lieferte mit 46 die meisten Vorlagen.

Spieler aus dem DACH-Raum

Fehlanzeige

Stärken

Die Flames belegten zuletzt in keiner relevanten Statistik einen Platz, der eines Playoff-Aspiranten würdig wäre. Es gibt in allen Bereichen noch einiges zu tun, bis das Team wieder in die Spitzengruppe der Liga einzuordnen wäre. Halt gibt der Mannschaft zumindest ihre Heimbilanz. Mit 21-19-1 ist diese zumindest noch leicht im positiven Bereich. Darauf lässt sich aufbauen. Erst recht, wenn ab 2027 die neue Halle in Calgary fertiggestellt sein wird und dem Heimvorteil des Teams noch einmal eine wesentlich größere Rolle zukommen soll.

Über dem Ligadurchschnitt lag das Unterzahlspiel der Flames. Hier reichte es mit einer Erfolgsquote von 80,8 Prozent zumindest zu einem neunten Platz unter allen 32 Mannschaften. 

Verbesserungspotenziale

Nach der Trennung von routinierten Kräften, wie Stürmer Elias Lindholm und den Verteidigern Noah Hanifin, Chris Tanev und Nikita Zadorov in der Vorsaison, sowie dem Abgang von Goalie Markstrom in der Offseason, könnte der Kader insgesamt etwas mehr an Erfahrung auf Top-Niveau gebrauchen. So stünde den Flames insbesondere ein weiterer Verteidiger gut zu Gesicht, um den internen Wettbewerb an der blauen Linie weiter zu verstärken und den Nachwuchsspielern Jeremie Poirier, Ilya Solovyov, Yan Kuznetsov und Hunter Brzustewicz zugleich mehr Zeit für ihre Entwicklung zu geben.

Diese Einschätzung wird unterstrichen durch die Tatsache, dass Calgary in der Vorsaison mit 271 Gegentoren die zehntmeisten der Liga kassierte. Wollen die Flames zurück unter die Top 16 der Liga, wäre die Stabilisierung der Abwehr ohne Zweifel ein geeigneter Ansatzpunkt.

Vielversprechende Talente

Große Hoffnungen liegen in Calgary unter anderem auf Torhüter Dustin Wolf. Der 23-Jährige, der zweimal mit dem Baz Bastien Memorial Award als Torwart des Jahres der American Hockey League (AHL) ausgezeichnet wurde, kam in der vergangenen Saison in 15 Einsätzen (17 Spiele) für die Flames zum Einsatz. Er hatte einen Gegentorschnitt von 3,16 und eine Fangquote von 89,3 Prozent. Es wird erwartet, dass er in der NHL zum Stammtorhüter aufsteigt und in Zukunft mit Dan Vladar ein Tandem bildet. 

Einen Blick lohnt auch die Entwicklung von Matt Coronato. Der 21-jährige Flügelstürmer soll sich den Flames in Vollzeit anschließen, nachdem er in der zurückliegenden Saison in 34 Spielen neun Punkte (drei Tore, sechs Assists) erzielt hat. Als Rookie in der AHL verbuchte er 42 Punkte (15 Tore, 27 Assists) in 41 Spielen. 

Angreifer Jakob Pelletier, der in der vergangenen Saison wegen einer Schulterverletzung nur auf insgesamt 31 Spiele in der NHL und der AHL kam, könnte für den Sprung ins Team bereit sein, wenn seine Gesundheit mitspielt. In der vergangenen Saison hatte der 23-Jährige in der NHL in 13 Spielen drei Punkte (ein Tor, zwei Assists) gesammelt.

Playoff-Chancen

Man muss schon ein ausgesprochener Optimist sein, wenn man daran glaubt, dass die Flames die zuletzt entstandene Lücke zu den Playoff-Plätzen schon in der nächsten Saison wieder vollumfänglich schließen werden. Etwas näher an die Wildcard-Plätze heranzurücken, erscheint hingegen als ein deutlich realistischeres Ziel. Nur wenn wirklich alles optimal klappt bei Calgary und die Konkurrenz unerwartet schwächeln sollte, wäre der Traum von der Postseason im kommenden Frühjahr von den Flames realisierbar.