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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Los Angeles Kings

Die Los Angeles Kings scheiterten in den Stanley Cup Playoffs 2024 einmal mehr in der ersten Runde an den Edmonton Oilers. Zuvor hatten sie schon 2022 und 2023 gegen die Kanadier den Kürzeren gezogen. Diesmal unterlagen die Kalifornier in der Best-of-7-Serie klar mit 1:4. Für den Schweizer Kevin Fiala und seine Teamkollegen endete die Saison damit erneut deutlich früher als erhofft. So aber muss Los Angeles die Hoffnungen auf einen dritten Stanley Cup nach 2012 und 2014 die Meisterschaft in die Zukunft verschieben.

Dabei verlief die Hauptrunde für die Kings durchaus vielversprechend. Am Ende landete das Team mit einer Bilanz von 44-27-11 und den daraus resultierenden 99 Punkten auf Rang drei in der Pacific Division. Hätten die Kings nicht einen extrem schwachen Januar (3-10-2, Tordifferenz -16) gespielt, wäre in der Endabrechnung sogar eine Platzierung vor den Oilers, die mit 104 Punkten auf Rang zwei der Gruppe abschlossen, möglich gewesen.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader
Torhüter Darcy Kuemper, der schon 2017/18 für die Kings aktiv war, kehrte in der Offseason zurück, nachdem er am 19. Juni von den Washington Capitals im Tausch gegen Stürmer Pierre-Luc Dubois verpflichtet wurde. Der 34-Jährige wird sich die Arbeit im Tor zukünftig mit David Rittich teilen.

Neu zum Team stieß auch Angreifer Warren Foegele, der in der vergangenen Saison in 82 Spielen für die Oilers NHL-Karrierehöchstwerte bei Toren (20), Assists (21) und Punkten (41) aufstellte. Er wurde geholt, um in der Offensive für mehr Durchschlagskraft zu sorgen. Der 28-Jährige unterzeichnete am 1. Juli einen Dreijahresvertrag.

EDM@NYR: Foegele setzt sich zum 3:1 durch

Verteidiger Joel Edmundson, der 2019 mit den St. Louis Blues den Stanley Cup gewann, soll die Defensive der Kings verstärken. Stürmer Tanner Jeannot wurde am 29. Juni im Rahmen eines Tauschs mit den Tampa Bay Lightning für einen Pick der vierten Runde beim NHL-Draft 2024 und einen Pick der zweiten Runde beim NHL-Draft 2025 erworben. Jeannot verbuchte 41 Punkte (24 Tore, 17 Assists) in 81 Spielen in der Saison 2021/22. In den vergangenen beiden Spielzeiten erzielte er aber nicht mehr als 18 Punkte.

Neu in Los Angeles ist außerdem Verteidiger Kyle Burroughs, der von den San Jose Sharks kam. Der 29-Jährige wurde am 27. Juni in einem Tauschgeschäft mit den San Jose Sharks für Stürmer Carl Grundstrom an Land gezogen. Burroughs soll der Defensive mehr Tiefe verleihen.

Verzichten müssen sie in Los Angeles nicht nur auf die Dienste von Center Dubois. Verteidiger Matt Roy wanderte ebenfalls ab. Er führte die Kings bei der durchschnittlichen Eiszeit pro Spiel im Penalty Killing an (2:51 Minuten) und kam in der vergangenen Saison auf 25 Punkte (fünf Tore, 20 Assists) in 81 Spielen. Der 29-Jährige unterschrieb am 1. Juli einen Sechsjahresvertrag bei den Capitals.

Stürmer Viktor Arvidsson verdient seine Brötchen ab sofort bei den Oilers. Der 31-Jährige unterzeichnete dort am 1. Juli einen Zweijahresvertrag. Verlassen hat das Franchise aus Kalifornien ferner Torhüter Cam Talbot. Der 37-jährige Veteran setzte sein Autogramm am 1. Juli unter einen Zweijahresvertrag bei den Detroit Red Wings.

Schlüsselspieler
Punktbester Spieler der Kings war 2023/24 der Angreifer Adrian Kempe. Er brachte es in 77 Spielen auf 75 Zähler. Notiert wurden für ihn 28 Tore und 47 Vorlagen. Seinen bisherigen NHL-Karriere-Bestwert von 67 Punkten aus 2022/23 übertraf der Flügelflitzer damit deutlich. Fiala folgte mit 73 Zählern teamintern auf Rang zwei. Platz drei der Topscorer belegte Anze Kopitar mit 70 Punkten. Bester Torjäger der Kings war Trevor Moore mit 31 Treffern, vor Fiala mit 29. Bester Vorlagengeber war Kempe mit 47, vor Fiala und Kopitar mit jeweils 44 Assists.

LAK@EDM R1, GM2: Kempe fährt den Schläger aus und trifft per Tip-in aus der Luft

Spieler aus dem DACH-Raum
Fiala verbuchte seine zweite Saison in Folge mit mehr als 70 Punkten. In den 82 Auftritten der regulären Saison, bei denen er durchschnittlich 18:02 Minuten auf dem Eis stand, erzielte er 29 Tore und 44 Assists, was sich zu 73 Zählern aufaddierte. In den Playoffs kam Fiala in allen fünf Begegnungen zum Einsatz und steuerte dabei einen Treffer und einen Assist bei.

LAK@EDM R1, GM2: Fiala feuert eine Direktabnahme vom rechten Flügel ab und trifft

Fiala durfte sich 2023/24 beim Überzahlspiel über die produktivste Saison seiner NHL-Karriere freuen. Mit 30 Powerplay-Punkten war er der erfolgreichste Spieler bei den Kings. Der St. Galler traf elfmal bei numerischer Überzahl und war damit erfolgreicher als Anze Kopitar, der in diesen Situationen neunmal einnetzen konnte. Zudem gelangen Fiala 19 Zähler als Vorbereiter im Powerplay. In dieser Kategorie war nur Kempe mit 22 Assists erfolgreicher.

In der Postseason konnte Fiala dann nicht mehr ganz an diese Erfolge anknüpfen. Bei der Niederlage in Runde 1 gegen die Oilers erzielte Fiala lediglich ein Tor und lieferte einen Assist. Sein Tor fiel im dritten Drittel von Spiel 2 und war wichtig für den 5:4-Sieg der Kings nach Verlängerung.

Stärken
Während der regulären Saison war die Defensive eindeutig das Prunkstück. Mit 215 Gegentreffern kassierten die Kings die drittwenigsten der gesamten Liga. Lediglich die Winnipeg Jets (199) und Florida Panthers (200) boten den Gegnern noch seltener Anlass zum Jubeln. In den Playoffs war es mit dieser Defensivstärke allerdings urplötzlich vorbei.

Verbesserungspotenziale

Ursprünglich hatten sich die Kings in den Playoffs gute Chancen gegen die Oilers ausgerechnet. Dass sie am Ende so deutlich den Kürzeren zogen, lag vor allem an zwei Bereichen. Sowohl auf der Torhüterposition als auch bei den Special Teams war man klar unterlegen. Während Edmonton in neun von 19 Überzahlsituationen ein Treffer gelang, schossen die Kings kein einziges Tor im Powerplay. Immerhin zwölf Gelegenheiten hatten sich ihnen geboten.

Auffällig war zudem, dass die Kings in ihren beiden Heimspielen in der Offensive vieles schuldig blieben. Lediglich ein Treffer gelang ihnen beim 1:6 in Spiel 3 und beim 0:1 in Spiel 4 vor den eigenen Fans.

Schwächen erlaubten sich auch die Torhüter in den Playoffs. David Rittich musste sich in den Spielen 4 und 5 mit einer Fangquote von 87,2 Prozent begnügen. Der ursprünglich als Starter in der Postseason vorgesehene Cam Talbot kam in den Spielen 1 bis 3 bei einem Gegentorschnitt von 5,30 lediglich auf eine Fangquote von 86,1 Prozent. Zu wenig, um in der Serie eine Chance auf das Weiterkommen zu haben. In dieser Hinsicht soll Kuemper, der 2022 mit den Colorado Avalanche den Stanley Cup gewann, mehr Sicherheit ausstrahlen.

LAK David Rittich

Vielversprechende Talente
Große Hoffnungen ruhen bei den Kings auf Verteidiger Brandt Clarke. Die Nummer acht aus dem NHL Draft von 2021 hat bereits gezeigt, was er draufhat. Der 21-Jährige erzielte in der letzten Saison in 16 Spielen sechs Punkte (zwei Tore, vier Assists).

In Center Alex Turcotte setzen sie in Los Angeles ebenso große Hoffnungen. Die Nummer fünf aus dem NHL Draft 2019 wurde jüngst in seiner Entwicklung durch mehrere Verletzungen gebremst. In der zurückliegenden Spielzeit sind für den 23-Jährigen in 20 Spielen vier Punkte (ein Tor, drei Assists) in der Statistik festgehalten.

Nach seinem NHL-Debüt am 1. April gegen die Jets zeigte Angreifer Akil Thomas mit vier Punkten (drei Tore, ein Assist) in sieben Spielen seine Scorerqualitäten. Die Kings werden dem 24-Jährigen, einem Zweitrunden-Pick (Nr. 51) beim NHL Draft 2018, vermutlich ab Herbst die Chance geben, diese Leistung über eine ganze Saison hinweg zu beweisen.

Playoff-Chancen
Bei den Kings brennen alle darauf, die erste Playoff-Hürde im kommenden Frühjahr erfolgreich zu überqueren und gesetztenfalls auch Angstgegner Edmonton endlich einmal wieder zu bezwingen. Zuvor gilt es aber, sich mit konstanten und konzentrierten Leistungen für die K.o.-Phase zu qualifizieren. Ein Selbstläufer wird das mit einem durchschnittlich besetzten Kader keineswegs.

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