HurricanesFeature5-11

Die Carolina Hurricanes können die Golfschläger noch ein paar Tage im Schrank lassen. Die Mannschaft von Trainer Rod Brind’Amour gewann am Samstagabend Spiel vier der Zweitrundenserie der Stanley Cup Playoffs 2024 in der Eastern Conference gegen die New York Rangers in der heimischen PNC Arena mit 4:3. Der umjubelte Held war Verteidiger Brady Skjei, der kurz vor Schluss für die Erlösung aus Sicht der Gastgeber sorgte. Das Tor fiel in einer Spielsituation, in der die Hurricanes bislang in dieser Serie ihre Probleme hatten.

Ob es nach dem Tor in der 57. Minute mehr Jubel oder Erleichterung bei ihm war, wurde Skjei bei der anschließenden Pressekonferenz gefragt. „Jubel“, versicherte er glaubhaft. Es hätte ihm aber auch jeder geglaubt, wenn er „Erleichterung“ gesagt hätte. Denn sein Treffer, am Ende das Siegtor, fiel in Überzahl. Es war das erste Powerplaytor der Hurricanes in dieser Serie. Bis zu dieser Partie waren die Special Teams klar eine Domäne der Rangers. Vier Tore in Überzahl und sogar eins in Unterzahl hatten sie geschossen. Bei den Hurricanes war in dieser Rubrik bislang Funkstille.

Ebenso glaubhaft wie Skjei versicherte dessen Coach, dass es ihn nicht kümmere, ob das Tor in Überzahl gefallen sei. „Zu diesem Zeitpunkt der Saison geht es nur darum, den Sieg zu holen“, betonte Brind’Amour. Sein Team habe zuvor in der Serie schon gute Szenen im Powerplay gehabt, und auch diesmal seien wieder einige dabei gewesen. 

Selbstverständlich sei der Sieg wichtig gewesen, meinte Skjei. „Wir glauben immer an uns als Team. Wir glauben daran, dass wir in einem Spiel immer zurückkommen können. Dass wir die Führung abgegeben haben, war schon hart. Aber wir haben endlich ein Powerplaytor geschossen. Darauf müssen wir jetzt aufbauen“, sagte der Schütze des Siegtors. Er habe den ganzen Abend über das Gefühl gehabt, dass in Überzahl etwas passiere. „Jetzt müssen wir weiter gut spielen im Powerplay. Das wird noch ein wichtiger Faktor in dieser Serie werden“, prophezeite Skjei.

In der Tat erwischten die Hurricanes den besseren Start in Spiel vier. Sie wirbelten die Verteidigungsreihen der Rangers mächtig durcheinander. Evgeny Kuznetsov sorgte bereits nach 111 Sekunden für die 1:0-Führung der Gastgeber und den entsprechenden Jubel auf den Rängen. Als Stefan Noesen sogar auf 2:0 erhöhte (7.), sah es schon früh in der Partie nach einem erfolgreichen Abend für die Gastgeber aus. Doch Will Cuylle zeigte mit dem 2:1 (9.), dass die Gäste nicht kampflos das Feld räumen würden. Für den Rookie der Rangers war es das erste Playofftor in seiner NHL-Karriere.

NYR@CAR R2, Sp4: Aho versenkt die Vorlage von Guentzel

Sebastian Aho hatte bis zur ersten Pausensirene den alten Zwei-Tore-Vorsprung wiederhergestellt (16.). Er rückte damit in der NHL-Geschichte auf Platz sechs in der Statistik für Spieler mit den meisten Spielzeiten in Folge mit zehn Scorerpunkten oder mehr in den Playoffs. Eine Statistik, die beim Finnen angesichts der Gesamtsituation nur verhaltene Freude auslöste. „Es geht gerade nur darum, die Spiele zu gewinnen. Da schiebt man solche Sachen zur Seite. Bitte nicht falsch verstehen, man will selbstverständlich immer Tore schießen. Und das fühlt sich auch super an. Aber der Sieg heute Abend fühlt sich noch zehnmal besser an.“

Für diesen ersten Sieg in der Serie mussten die Gastgeber am Ende auch hart arbeiten, weil die New York Rangers die Devise ihres Trainers Peter Laviolette befolgten und gemäß der Ansage in der Kabine das zweite Drittel für sich entschieden. Das taten sie, weil Barclay Goodrow einen Schuss von Braden Schneider entscheidend abfälschte und so auf 2:3 aus Sicht der Gäste verkürzte. „Das war schon hart. Wir haben uns am Anfang schwergetan. Ich glaube nicht, dass es daran lag, dass wir nicht bereit waren. Es waren einige Dinge dabei, die wir hätten besser machen können. Der Plan war, im zweiten Drittel eine gute Ausgangsposition für den Schlussabschnitt zu bekommen. Dann haben wir den Ausgleich geschafft. Am Ende ging es hin und her“, befand Laviolette.

Für den Ausgleich sorgte Alexis Lafreniere. Für den Stürmer war es bereits der vierte Treffer in der diesjährigen Postseason. „Er wird immer stärker. Man hat es irgendwie kommen sehen. Es ist schön, zu sehen, dass er in den Playoffs weitere Schritte nach vorne macht. Er ist ein Spieler, der den Unterschied macht. In diesem Spiel hat er sich leider nicht so belohnt, wie es möglich gewesen wäre“, lobte Laviolette seinen Schützling.

Bei dem Treffer sah Hurricanes-Keeper Frederik Andersen nicht gut aus, kam der Puck doch von hinter der verlängerten Torlinie und prallte dann vom Rücken des Torwarts ins Netz. Der Däne hatte am Ende 22 Saves auf dem Konto. In Spiel drei hatte Brind’Amour noch Pyotr Kochetkov den Vorzug gegeben, nachdem Andersen in den ersten beiden Spielen zwischen den Pfosten gestanden hatte und da acht Tore bei 62 Schüssen zugelassen hatte. „Freddy ist ein Profi. Selbstverständlich hätte er das 3:3 gerne zurückgehabt. Aber man muss in der Lage sein, so etwas schnell zu verarbeiten und dann bereit für den nächsten Wechsel zu sein. Und das hat er gemacht“, lobte Brind’Amour seinen Keeper.

Ja klar stehe sein Team gerade unter enormem Stress, sagte Brind‘Amour. „Aber wir können nicht vier Spiele an einem Abend gewinnen. Wir können einfach nur rausgehen und unsere Arbeit machen. Wir waren nicht enttäuscht in den bisherigen Spielen, was die Leistung angeht. Hätten wir hier und da besser sein können? Ja. Aber die Jungs haben schon so viel erlebt. Morgen müssen wir die Leistung wiederholen“, betonte der Coach der Hurricanes.
 
Ähnlich sieht er die Situation auch, was den Druck angeht. „Wir müssen besser werden. Und wir haben den Glauben an uns nicht verloren. Das hat sich nicht geändert.“ Beispiele von Teams, die es vor 20 Jahren geschafft haben, einen 0:3-Rückstand nach Spielen aufzuholen, brauche es nicht. Bislang ist es erst vier Teams in der Geschichte der NHL gelungen, einen solchen Rückstand noch zu drehen. Seit dem Umzug von Hartford nach Raleigh waren die Hurricanes sechsmal in dieser Situation. Einen solchen Rückstand aufgeholt haben sie aber noch nie.

Mit dem Sieg der Hurricanes ging gleichzeitig auch die Erfolgsserie der Rangers in den diesjährigen Playoffs von sieben Siegen in Folge zu Ende. Damit haben die Rangers den Rekord für die längste Siegesserei zum Start der K.o.-Phase von einem Team, das die Presidents‘ Trophy gewonnen hat, eingestellt. Den Rekord haben die Rangers 1994 aufgestellt. In der Saison, in der sie bislang zum letzten Mal den Stanley Cup gewonnen haben.

Die große Siegesparade auf dem Broadway ist immer noch möglich. Denn von den elf Teams, die bislang zu Beginn der Playoffs sieben Spiele in Folge gewonnen haben, haben acht den Titel gewonnen. Doch so weit denkt man bei den Rangers selbstverständlich noch nicht. Die Serie geht jetzt erstmal wieder zurück nach New York in den Madison Square Garden für Spiel fünf  am Montag (7 p.m. ET; NHL.tv; Di. 1 Uhr MESZ). Und in der eigenen Halle, gebe es vieles, das für die Rangers spreche, meinte Laviolette.

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