Um den Bock umzustoßen, bedarf es jedoch mehr als hehrer Worte und guter Vorsätze. Die Bruins müssen vor dem Gang zu den Blues den Reset-Knopf drücken und einen komplett neuen Matchplan entwickeln, um ihren Kontrahenten in Verlegenheit zu bringen. Dabei ist vor allem Bostons Offensive gefordert. Sie erfüllte in den vergangenen beiden Partien die hochgesteckten Erwartungen bei weitem nicht. Lediglich drei Treffer bei 62 Torschüssen machten das Dilemma beim Abschluss deutlich. Die Top-Reihe mit Brad Marchand, Patrice Bergeron und David Pastrnak trug sich kein einziges Mal in die Torschützenliste ein. Und auch die übrigen Sturmformationen entwickelten vor dem Gehäuse des Gegners zu wenig Durchsetzungsvermögen.
Als nicht besonders effektiver Schachzug für die Offensivbemühungen entpuppte sich zudem die Maßnahme von Trainer Bruce Cassidy, in Spiel 5 mit Steven Kampfer einen siebten Verteidiger zu nominieren und dafür Stürmer David Backes zu opfern. So standen lediglich elf Angreifer im Team, die teilweise Doppelschichten fahren mussten. Der Coach rechtfertigte sich damit, dass es einer Absicherung für Zdeno Chara bedurft habe. Der Kapitän und Verteidiger lief trotz einer schweren Gesichtsverletzung auf. Von daher war unklar, ob und wie lange er mit diesem Handicap unter Wettbewerbsbedingungen durchhalten würde. Chara spielte insgesamt 16:42 Minuten, konnte aber keine entscheidenden Impulse setzen.
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Center Bergeron ist sich im Klaren darüber, dass es am Sonntag ganz stark auf ihn und seine Stürmerkollegen ankommt. "Wir sind erfahren genug und wissen, was auf dem Spiel steht. Wir werden alles raushauen. Das ist das Einzige, was uns jetzt noch bleibt", betonte er.
Torhüter Tuukka Rask richtete den Blick ebenso nach vorne. "Es ist im Grunde egal, ob du zuvor gewonnen oder verloren hast. Der Fokus liegt immer auf der nächsten Begegnung. Für uns gilt es daher, in St. Louis aufs Eis zu gehen und unsere beste Leistung abzurufen", lautete seine Maxime.
In die gleiche Richtung gingen die Äußerungen von Verteidiger Brandon Carlo. "Wir atmen erst einmal tief durch und machen uns dann frisch ans Werk. Das nächste Spiel ist immer das wichtigste", meinte er. Zugleich verbreitete er Optimismus, was die Aussichten auf den Stanley Cup angeht. "Wir haben im Verlauf der Saison mehrfach gezeigt, dass wir schwierige Phasen überstehen können. Das gilt auch für die Playoffs. Die Serie gegen Toronto ist ein hervorragendes Beispiel dafür."
Vor dem Abflug nach St. Louis fasste Trainer Cassidy bei einer Pressekonferenz am Freitag das Wesentliche aus seiner Sicht in Worte. "Wir brauchen einen Sieg. Ein Tor Unterschied reicht vollkommen aus. Wir müssen herausfinden, auf welchem Weg wir die Blues in Spiel 6 schlagen können. Das ist die Aufgabe, die vor uns liegt", erläuterte er. Dass seine Schützlinge das Zeug dazu haben, sie zu bewältigen, steht für ihn außer Frage. "Wir haben dort schließlich in der Finalserie schon einmal gewonnen. Deshalb ist ein weiterer Erfolg kein Ding der Unmöglichkeit."
Spiel 6 des Stanley Cup Finales zwischen den Bruins und den Blues findet am Sonntag im Enterprise Center von St. Louis statt (8:00 p.m. ET; NBC, CBC, SN, TVAS; Mo. 2:00 MESZ, NHL-TV, DAZN, Sport1+, Teleclub Sport).