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Jeden Donnerstag während der Saison 2018/19 wird NHL.com/de in der Rubrik "Tete-a-Tete" ein exklusives Interview mit Spielern oder Persönlichkeiten der NHL zu Themen auf und abseits des Eises präsentieren.
In dieser Ausgabe: Philipp Grubauer von den Colorado Avalanche

Als amtierender Stanley-Cup-Sieger wechselte der deutsche Torwart Philipp Grubauer im Sommer von den Washington Capitals zu den Colorado Avalanche. Nach erfolgreichen ersten Wochen, in denen die Avalanche voll auf Playoff-Kurs lagen, gab es zuletzt vor allem Rückschläge. Auch für Grubauer selbst läuft die Saison noch nicht wie erhofft: Mit einem Gegentorschnitt von 3,42 und einer Fangquote von 89,0 Prozent liegen die Statistiken des gebürtigen Rosenheimers deutlich hinter den Zahlen der Vorsaison (2,35 Gegentore/Spiel, 92,3 Prozent Fangquote). Im "Tete-a-tete" sprach Grubauer mit NHL.com/de über die aktuelle sportliche Lage und beantwortete dabei auch unangenehme Fragen.
Die Colorado Avalanche kassierten acht Niederlagen in Folge. Bei euch läuft es momentan nicht rund...

NYR@COL: Grubauer wehrt Veseys Penalty-Schuss ab

Grubauer: Im Moment nicht, nein. In den letzten Spielen haben wir zwar wieder besser gespielt, aber wenn man auf die ganze Sache zurückblickt, dann machen wir zu viele Fehler, die wir verhindern müssten. Jeder muss besser spielen, auch die Torleute, wir müssen einfach die Scheiben fangen und unser System spielen. In Sachen Strafzeiten sind wir ein bisschen besser geworden und nehmen weniger Strafen wie vor zwei, drei Wochen. So langsam ist es der Schritt in die richtige Richtung.
Vorne schießt ihr viele Tore, kassiert gleichzeitig aber auch hinten viele Gegentreffer. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?
Grubauer: Das ist schwer zu sagen. Es fängt in der offensiven Zone an, geht über die neutrale Zone und dann bildet sich die Kette an Fehlern nach hinten. Wir kreieren selbst viele Torchancen und sind eigentlich immer mit drei, vier Toren pro Spiel dabei. Aber wir müssen irgendwann einen Weg finden, dass wir die Scheibe aus der eigenen Zone raushalten. Das war in den letzten Wochen nicht so toll. Wir haben den Zug verpasst, unsere Lehren daraus zu ziehen und im Training daran zu arbeiten.
Auch deine persönlichen Statistiken sind im Vergleich zum Vorjahr etwas schlechter geworden. Ist die mangelnde defensive Konstanz ein Torwartproblem?
Grubauer: Natürlich sieht die Statistik bei uns beiden in diesem Jahr miserabel aus. Aber wer die Spiele anschaut, der sieht auch, was wir an Chancen zulassen. Wenn wir dann als letzter Mann den Save nicht machen, dann ist der Puck meistens drin.
Ähnliches: [Colorado steckt in der Krise\]
Wie ist es für dich persönlich, du hast zuletzt nicht regelmäßig starten dürfen, wie wurde das begründet?
Grubauer: Das wird von Spiel zu Spiel entschieden, da wird nicht viel begründet oder gesagt. Alles, was du machen kannst, ist hart arbeiten und auf deinen nächsten Einsatz hoffen. Du muss geduldig bleiben und deine Chance nutzen, wenn du sie bekommen solltest.
Hast du es dir so schwer vorgestellt, in Colorado der Stammtorwart zu werden?
Grubauer: Natürlich hast du nach einem Stanley-Cup-Sieg mehr Druck, denn jeder erwartet mehr von dir. Wir und ich persönlich haben gut angefangen und irgendwie war dann der Wurm drin. Es ist schwer, wenn du nur einmal in zwei Wochen spielst, in deinen Rhythmus reinzukommen und dich an eine neue Mannschaft zu gewöhnen. Wir spielen hier ein bisschen anders als in Washington, sind nicht so defensiv orientiert, haben andere Spielzüge. Das macht es schwerer, sich an das Spiel und deine Vorderleute zu gewöhnen.
Wie ist die Stimmung bei euch in der Kabine? Hat sie durch die Niederlagen-Serie gelitten?
Grubauer: Natürlich ist es schwieriger, wenn du so viele Spiele verlierst. Da muss die Truppe einfach zusammenbleiben, was wir auch tun und weiter hart arbeiten. Wir haben ein gutes Klima hier in der Mannschaft. Und wir alle haben Spaß. Wir müssen auf den jüngsten Erfolgserlebnissen aufbauen.

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Wie ist das Verhältnis zu deinem Torwart-Konkurrenten Semyon Varlamov?
Grubauer: Sehr gut. Varli ist ein guter Teamkollege.
Du bist von einem Ost- zu einem West-Team gewechselt. Was ist der größte Unterschied zwischen beiden Conferences?
Grubauer: Wir sind viel unterwegs. In den ersten drei Monaten der Saison haben wir von 35 Spielen 28-mal auswärts gespielt. Das macht es natürlich schwer. In Washington war es schön, da warst du schneller daheim, weil die Flugzeiten ziemlich kurz waren. In Denver bist du jetzt länger auf den Roadtrips, das macht es nicht leichter. Aber da gewöhnt sich der Körper noch dran. Auch an die Höhe, denn du bist hier auf 1700, 1800 Fuß. Wenn du dann von der Ostküste zurückkommst, dann pumpst du schon die ersten zwei, drei Tage.
Ist es auch ein spielerischer Unterschied, wenn es öfters gegen Teams aus der Western Conference geht?
Grubauer: Ich würde nicht sagen, dass es ein völlig anderes Eishockey ist, aber es ist mit Sicherheit ein bisschen defensiver orientiert. Warum das so ist, kann ich nicht sagen.
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Lange wart ihr im Playoff-Rennen dabei, zuletzt seid ihr ein wenig zurückgefallen - wo geht es in dieser Saison hin?
Grubauer: Mich wundert es wirklich, dass wir noch so nahe an den Playoffs dran sind. Von den letzten 29 Spielen haben wir 23 verloren. Wir hatten ein bisschen Glück damit - hoffentlich geht es jetzt in die richtige Richtung.
Warum muss man die Avalanche noch auf dem Zettel haben?
Grubauer: Wir haben uns ein wahnsinniges Loch gegraben und es wird ein harter Schritt, aber wir buddeln uns da wieder raus und greifen wieder an. Die Playoffs sind das Ziel - ich hoffe, dass wir das wieder hinkriegen.