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Viele Hockey-Fans dürften sich noch an die Vorsaison erinnern, als sich die Seattle Kraken erstmals überhaupt für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren konnten und dort in der 1. Runde den hochfavorisierten Titelverteidiger Colorado Avalanche in einer packenden Serie rauswarfen (4:3). Mit einem deutschen Hexer namens Philipp Grubauer zwischen den Pfosten war Seattle bis in Spiel 7 der zweiten Runde vorgedrungen (3:4 gegen die Dallas Stars) und machten Lust auf mehr. 

2024 aber werden die Kraken nicht in den Playoffs vertreten sein. Eine 2:5-Auswärtsniederlage bei den Los Angeles Kings am Mittwochabend in der Crypto.com Arena machte das Aus zu einer mathematischen Gewissheit. „Wir sind enttäuscht von dem Ausgang heute“, sagte Seattles Trainer Dave Hakstol. „Wir spielen jetzt für andere Dinge.“

Die Gründe für das Aus

Die Kraken erlebten bereits einen Stolperstart zu Beginn der Saison mit nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen (1-4-1) und liefen der Musik spätestens seit einer Niederlagenserie von acht Spielen (0-6-2) zwischen dem 24. November und dem 10. Dezember hinterher. Eine kurz vor Weihnachten gestartete Siegesserie (20. Dezember bis 13. Januar) mit neun gewonnenen Partien in Folge brachte die Hoffnung noch einmal zurück und Seattle punktgleich an die Wildcard-Plätze in der Western Conference heran. Dieser Aufschwung aber ebbte ab und fand den mentalen K.o. Mitte März (8. bis 24. März) mit der zweiten Niederlagenserie der Saison über acht Spiele (0-6-2).

Diese mit Worten gemalte Formkurve beschreibt einen der Gründe für das Aus der Kraken perfekt: fehlende Konstanz.

Hinzu kamen Verletzungen wie die von Starter Grubauer, der von Mitte Dezember 2023 bis Mitte Februar 2024 zwei Monate wegen einer Unterkörperverletzung verpasste. Auch die Stürmer Andre Burakovsky, Jaden Schwartz, Brandon Tanev, Kailer Yamamoto und Pierre-Edouard Bellemare sowie die Verteidiger Justin Schultz und Vince Dunn fehlten in einigen Spielen.

Deshalb kam insbesondere die Offensive nie so richtig ins Rollen: Gerade einmal 2,61 Tore/Spiel bedeuten den viertschlechtesten Wert in der NHL (29.). Zudem gab Seattle nur 28,6 Schüsse/Partie ab (T-23.). Nur vier Stürmer erzielten mehr als 15 Tore (Jared McCann, 28; Oliver Bjorkstrand, 20; Jordan Eberle, 17; Eeli Tolvanen, 16) und lediglich sechs Spieler sammelten mehr als 30 Scorerpunkte. Als Center Alexander Wennberg den Klub kurz vor der NHL Trade Deadline in Richtung New York Rangers verließ, fehlte ein weiterer wichtiger Mittelstürmer und damit Scoring-Tiefe.

Dieser mangelnde Scoring-Touch machte sich insbesondere dann bemerkbar, wenn Seattle im Rückstand war. Lagen die Kraken zuerst hinten, konnten nur zehn Spiele noch gedreht werden. Nach einem Rückstand nach zwei Dritteln gelangen gar nur zwei Siege.

Erschwerend kam hinzu, dass in der heimischen Climate Pledge Arena magere 16 Siege (27.) und 38 Punkte (26.) errungen wurden.

Grubauer fehlte lange verletzt

Aus deutscher Sicht durchlebte Grubauer eine durchwachsene Saison. Der Torwart wurde während seiner Verletzung zwar würdig von Joe Daccord vertreten, dennoch fehlte den Kraken eine erfahrene Nummer 1 wie der Stanley Cup Sieger von 2018 (mit den Washington Capitals). 

Der 32-jährige Rosenheimer kam bislang in 32 von 75 Spielen zum Einsatz. Darunter waren 30 Starts mit zwölf Siegen (12-14-2), einem Gegentorschnitt von 2,97, einer Fangquote von 89,5 Prozent, einem Shutout und einem Assist.

PIT@SEA: Grubauer holt mit 33 Saves 21. Shutout

Grubauers Vertrag in Seattle läuft noch drei weitere Jahre bis 2027. Die deutsche Nationalmannschaft hofft auf ihn als Goalie für die anstehende Weltmeisterschaft 2024 in Tschechien.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Seattle hat mit Matty Beniers (21) einen sehr jungen und hochtalentierten Nummer-1-Center, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Gleiches gilt für zahlreiche Talente im Kader, wie Shane Wright (20), Ryan Winterton (20), Logan Morrison (21), Ryker Evans (22) und Tye Kartye (22).

ANA@SEA: Beniers fasst den Puck nach einer Passstafette direkt ab und trifft in den Winkel zum 4:0

Noch nicht für die NHL aktivierte Youngster, wie Eduard Sale (Draft 2023, 1. Runde, 20. Stelle), Carson Rehkopf (2. Runde, 50. Stelle), Oscar Fisker Molgaard (52. Stelle), Lukas Dragicevic (57. Stelle), Jagger Firkus (Draft 2022, 2. Runde, 35. Stelle), Jani Nyman (49. Stelle), Niklas Kokko (58. Stelle), David Goyette (61. Stelle) und Ty Nelson (3. Runde, 68. Stelle) befinden sich in der Prospects-Pipeline.

Längst als Talentschmiede gilt das AHL-Farmteam Coachella Valley Firebirds, das im Vorjahr im Calder Cup Finale stand und in der laufenden Saison enteilter Spitzenreiter in der Pacific Division ist. Auch hier tummeln sich interessante Spieler, wie Top-Scorer Kole Lind (25), Ville Ottavainen (21) oder Peetro Seppala (23).