4 nations face off finals

Das 4 Nations Face-Off steht in den Geschichtsbüchern. In einem spektakulären Finale sicherte sich Kanada mit einem 3:2-Sieg n.V. gegen die USA am Donnerstagabend im TD Garden in Boston den Titel.

Christian Rupp, Freier Autor von NHL.com/de, blickt in einer Kolumne auf ein überraschend einprägsames und hochemotionales Turnier zurück und dreht den Scheinwerfer in die Zukunft.

Ich bin ehrlich: Das hätte ich vor zwei Wochen nicht für möglich gehalten. Die bisherigen All-Star Games boten immer einen hohen Unterhaltungswert, doch fehlten oftmals Attribute wie krachende Härte, bedingungsloser Kampf und fingernägelbeißende Hochspannung bis zur letzten Sekunde, was auch im Eishockey-Sport das Salz in Suppe ist.

Im Vorfeld des 4 Nations Face-Off war meine Haltung eine ähnliche wie die von Jon Cooper (Tampa Bay Lightning). „Jeder, der gedacht hat, das hier würde wie ein All-Star Game werden, der wurde eines Besseren belehrt“, sagte Kanadas Trainer und stellte klar: „Es sind All-Stars hier, aber es ist kein All-Star Game.“

Viel mehr als ein All-Star Game

Was Cooper meint, ist, dass dieses Turnier von keinem der Beteiligten angegangen wurde wie ein paar Freundschaftsspiele, die anstelle eines Kurzurlaubs absolviert werden müssen. Im Gegenteil: Die Spieler trugen ihr Nationaltrikot mit Stolz und verkörperten das auch auf dem Eis. Eine Einstellung, die ansteckte und die dafür sorgte, dass plötzlich die gesamte Eishockey-Welt mitfieberte. Das 4 Nations Face-Off war in den letzten zehn Tagen das Gesprächsthema Nummer eins in der Eishockey-Blase.

„Es war richtig cool, wie die ganze Welt dieses Turnier in den letzten Tagen verfolgt hat. Diese Leidenschaft, dieser Wille zu gewinnen und zu kämpfen, auf diesem Niveau - ich bin einfach nur stolz, ein Teil davon zu sein“, fasste es Cooper perfekt zusammen.

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      Übertragungen in sechs Sprachen: Kanada gewinnt Titel gegen USA

      „Ich glaube, viele Leute haben sich gefragt, was dieses Turnier für die Jungs bedeuten würde, und man sieht ja, was es für alle auf unserer Seite bedeutet. Es war wirklich aufregend“, sagte Kanadas Superstar Connor McDavid (Edmonton Oilers), der das Championship-Goal in der Verlängerung schießen sollte. „Es war eine großartige Gelegenheit für unsere Mannschaft, um unser Land stolz zu machen. Zehn Jahre gab es diesen Vergleich zwischen den Besten der Besten nicht mehr.“

      „Es hat Spaß gemacht“, betonte der zum MVP (wertvollster Spieler) ausgezeichnete Nathan MacKinnon (Colorado Avalanche). „Die vier Nationen waren Feuer und Flamme. Ich bin mir sicher, dass niemand so recht wusste, was er zu erwarten hatte. Es gab Fragen darüber, ob es wie ein All-Star Game ist, und die Leute wussten nicht, wie die Spieler denken, und das zu Recht, aber die Jungs haben es sehr ernst genommen, ihr Land zu vertreten.“

      Ein Sieg für 40 Millionen Menschen

      Spätestens der 3:1-Sieg der USA gegen Kanada in der Gruppenphase dürfte auch den letzten Eishockey-Fan angesteckt haben. Die vielen Faustkämpfe zu Beginn des Spiels, Charlie McAvoys heftiger Check gegen Connor McDavid und die grenzenlose Freude bei den Toren haben die Spannung anschwellen lassen. Dass es im Finale erneut zu diesem größtmöglichen Showdown kam, war „eine Geschichte, die man besser nicht hätte schreiben können“, sagte Kanadas Torwart Jordan Binnington (St. Louis Blues), der selbst zur Hauptfigur in einer packenden Story avancieren sollte: Vor Beginn des Turniers galt er als Schwachpunkt in einem mit Elite-Spielern gespickten Team - am Ende klopften alle Binnington auf die Schulter und betonten, dass er das entscheidende Puzzlestück für den Erfolg war.

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          USA gegen Canada | Spielbericht | 4 Nations Face-Off

          Wie sehr die Emotionen in Nordamerika verrückt spielten, mag ich mir aus Deutschland heraus kaum vorstellen. In den Sozialen Medien wurde kräftig ausgeteilt. McDavid sprach vor dem Endspiel gar von einer „feindseligen Atmosphäre“, auf die er sich aber sehr freue. Cooper fand nach dem Triumph große Worte: „Haben wir einen Sieg gebraucht? Nicht nur unser Team, auch Kanada brauchte einen Sieg. Dieser Sieg war anders. Das war kein Sieg für die Spieler selbst. Es war ein Sieg für mehr als 40 Millionen Menschen, und die Jungs wussten das, und sie haben es geschafft.“

          Zehn Tage, die zusammenschweißten

          „Wir haben zwei Spiele gegen die Amerikaner bestritten, und es gab einige harte Checks und enge Spiele, die so oder so hätten ausgehen können, jedes von ihnen. Ich denke, das ist es, wofür sich jeder hier angemeldet hat. Deshalb haben die Leute eingeschaltet und sind gekommen. Ich bin wirklich froh, dass wir das geschafft haben“, schrieb Kanadas Verteidiger Travis Sanheim (Philadelphia Flyers) in seinem Blog auf NHL.com. „Ich war in der Handshake-Linie hinter McDavid - das war unglaublich - und jetzt muss ich ihn am Samstag verteidigen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf vorbereitet sein werde.“

          Es ist eine Aussage, die zeigt, wie sehr diese emotionsgeschwängerte Atmosphäre und diese neu-entfachte Rivalität zusammenschweißte.

          „Wir haben absolut alles auf dem Eis gelassen. Wir haben uns füreinander aufgeopfert - ich weiß, es war ein Zehn-Tage-Turnier, aber es fühlte sich an, als hätten wir das ganze Jahr über zusammengespielt“, sagte US-Power-Forward Brady Tkachuk (Ottawa Senators).

          „Ich habe das Gefühl, dass das Zusammensein mit diesen Jungs in den letzten Wochen das Spiel von allen verbessert hat“, schilderte Binnington seine Eindrücke aus der kanadischen Kabine. „Es zeigt, wie stolz wir darauf sind, kanadische Eishockeyspieler zu sein, und dass wir trotz allem einen Weg finden, zu gewinnen. Man muss einfach dranbleiben.“

          Canada at 4 nations face off

          Wiedersehen macht Freude

          Schon in weniger als einem Jahr könnten sich alle vier Nationen in einer ähnlichen Konstellation wieder sehen. Hinzu kommen dann auch andere spannende Teams wie Tschechien, Deutschland, die Schweiz und viele mehr, denn am 13. Februar starten die Männer in die Olympische Spiele Milano Cortina 2026.

          Nächstes Jahr im Februar müssen wir es wieder tun“, blickt MacKinnon vorfreudig voraus. „Zumindest haben wir jetzt ein weiteres Jahr lang das Recht zu prahlen.“

          „Wir wollen es wieder tun“, fand McDavid ähnliche Worte. „Darauf kommt es an. Natürlich war das großartig, aufregend. Aber der Fokus liegt auf dem nächsten Februar in Italien.“

          „Uns macht das nur noch hungriger“, will US-Verteidiger Zach Werenski (Columbus Blue Jackets) Energie für das nächste internationale Turnier mit voller NHL-Kapelle ziehen. „Wir wissen jetzt, dass wir mit Kanada Kopf an Kopf liegen. Wir erwarten, dass wir in diesen Spielen mit ihnen mithalten können und dass wir gewinnen. Ich denke, das ist aufregend für diese Mannschaft. Es gibt uns eine Menge Selbstvertrauen, dass unsere Zeit kommen wird. Unsere Zeit ist jetzt. Das ist aufregend.“

          Auf den Strich unter dem 4 Nations Face-Off würde ich den Spruch „Wiedersehen macht Freu(n)de“ schreiben. Ab dem nächsten Jahr werden sich Olympische Winterspiele (2026, 20230) und der wieder eingeführte World Cup of Hockey (2028, 2032) abwechseln. Eishockey-Fans in aller Welt dürfte das Wasser im Mund zusammenlaufen.

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