Seattle Kraken v Chicago Blackhawks

Die Chicago Blackhawks sind nach den San Jose Sharks das zweite Team, das in der NHL-Saison 2024/25 im Rennen um die Stanley Cup Playoffs eliminiert wurde. Um das vorzeitige Aus abzuwenden, hätten die Blackhawks einen Sieg am Donnerstagabend im Heimspiel gegen die Los Angeles Kings gebraucht, doch dieses ging mit 1:3 verloren. Chicago verpasst die Playoffs zum fünften Mal in Folge sowie zum siebten Mal in den letzten acht Jahren.

Die Gründe für das Aus

Am Ende ging den Blackhawks die Luft aus: Sechs Niederlagen in Folge umfasst die aktuelle Niederlagen-Serie (0-5-1), die gleichzeitig die längste in der gesamten Saison bedeutet. Bleiben wir gleich bei dieser Metapher: Chicago verlor die meisten Spiele im dritten Drittel, wo es ein Torverhältnis von 61:89 und damit eine Tordifferenz von -28 hat, was den schlechtesten Wert in der gesamten NHL bedeutet. Auch schien immer wieder die Kraft für eine Aufholjagd zu fehlen, was nur sechs Comeback-Siege, zwei davon im dritten Drittel, zumindest statistisch andeuten (jeweils der ligaweit schlechteste Wert zusammen mit den Sharks). Auch fehlte oftmals der „Killer-Instinkt“ in engen Spielen: Bei Partien, die nur mit einem Tor Unterschied entschieden wurden, gewannen die Blackhawks nur fünf und verloren 18 (5-9-9).

Insgesamt stellte Chicago die drittschlechteste Defensive (3,54 Gegentore/Spiel) und ließ die drittmeisten gegnerischen Torschüsse zu (31,5 pro Partie). Gleichzeitig weist die Statistik die geteilt-fünftschlechteste Offensive (2,67 Tore/Spiel) aus, die ligaweit die wenigste Torschüsse fabrizierte (24,3 pro Partie). Dass die Blackhaws die wenigsten Schüsse am Ziel vorbei hatten (771 Misses), unterstreicht das Quantitätsproblem: Es wurde schlichtweg zu selten geschossen.

Nur sechs Spieler trafen bislang zweistellig, genauso viele schafften mehr als durchschnittlich 0,5 Scorerpunkte/Spiel, nur drei scorten mehr als 40 Punkte (Connor Bedard, 19-35-54; Teuvo Teravainen, 15-38-53; Ryan Donato, 23-28-51).

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      SEA@CHI: Bedard zieht vom linken Winkel einfach mal ab und trifft ins kurze Eck

      Neuzugänge wie Tyler Bertuzzi (18-19-37), Ilya Mikheyev (15-11-26), Craig Smith (9-7-16), Pat Maroon (4-12-16), Alec Martinez (5-7-12) oder T.J. Brodie (2-8-10) brachten nicht den erhofften Schwung.

      Der Blick auf die Zahlen zeigt auch eine Auswärtsschwäche beim Team aus der Windy City: Eine 7-23-5-Auswärtsbilanz mit 85:126 Toren bedeutet die schlechteste in der NHL. Nur 19 ihrer 49 Punkte holte Chicago auf fremdem Eis.

      Den eigenen Puckbesitz torpedierte eine schwache Faceoff-Bilanz von nur 45,2 Prozent (Rang 31). Von den fünf Spielern mit über 300 gespielten Bullys gewann kein einziger mehr als die Hälfte davon: Nick Foligno (49,8 Prozent), Jason Dickinson (49,5 Prozent), Ryan Donato (43,4 Prozent), Lukas Reichel (40,2 Prozent) und vor allem Superstar Connor Bedard (37,2 Prozent) bezahlten am Faceoff-Punkt viel Lehrgeld.

      Beunruhigend dürfte angesichts des immerwährenden Umbruchs die Ausbeute beim Rookie-Scoring sein: Die Blackhawks erhielten in der laufenden Saison nur 16 Tore, 28 Assists und 44 Scorerpunkte von Neulingen. Im Vergleich dazu kommt etwa San Jose auf ganz andere Zahlen (46-75-121), was ein Indikator für einen schleppenden Rebuild sein kann.

      Auch der Trainerwechsel brachte nicht die erhofften Impulse. Unter Luke Richardson, mit dem die Blackhawks in die Saison gestartet waren, holten sie bis zu dessen Entlassung am 4. Dezember 34,6 Prozent der Punkte (8-16-2). Unter dem aktuellen Interimstrainer Anders Sörensen waren es seit dem 5. Dezember mit 36,0 Prozent kaum mehr (12-24-7).

      Was für die Zukunft optimistisch stimmt

      Ja, es ist in den letzten Wochen und Monaten ein wenig ruhiger geworden um Connor Bedard. Trotzdem ist das 19-jährige Wunderkind in seinem „Sophomore Year“ (zweite Saison in der NHL) auf Kurs für ein Karriere-Bestjahr und käme hochgerechnet auf 82 Saisonspiele auf eine 19-35-54-Ausbeute, was die Bilanz aus seinem Rookie-Jahr punktemäßig toppen würde (22-39-61). Die Herausforderung für General Manager Kyle Davidson wird sein, möglichst schnell eine konkurrenzfähige Mannschaft rund um seinen Superstar zu bauen. Dass das First-Overall-Pick aus dem NHL Draft 2023 seinen Stempel in den nächsten Jahren aufdrücken wird, steht außer Frage. Doch brauchen auch Ausnahme-Stürmer eine gewisse Unterstützung.

      Mit Artyom Levshunov gab kürzlich das nächste Top-Talent sein NHL-Debüt. Der 19-jährige aus Belarus war der Second-Overall-Pick im Draft 2024 und absolvierte seine ersten fünf Spiele in der besten Liga der Welt (0-2-2). Der rechtsschießende, mobile Offensivverteidiger wird Chicagos blaue Linie in Zukunft mit seinem Tempo, Passspiel und einem guten Schuss enorm bereichern.

      Mit den Torhütern Spencer Knight (23) und Drew Comesso (22), den Verteidigern Louis Crevier (23), Alex Vlasic (23), Ethan Del Mastro (22), Wyatt Kaiser (22), Nolan Allan (21), Kevin Korchinski (20) und Levshunov (19) sowie den Stürmern Reichel (22), Landon Slaggert (22), Colton Dach (22), Frank Nazar (21) und Bedard (19) sind 14 U23-Spieler in der Organisation, die bereits wertvolle NHL-Erfahrung sammeln durften.

      Los Angeles Kings v Chicago Blackhawks

      Im noch nicht abgerufenen Talente-Pool befinden sich alleine noch zahlreiche Erstrunden-Picks wie die Stürmer Sacha Boisvert (18th Overall 2024), Marek Vanacker (27th Overall 2024) und Oliver Moore (19th Overall 2023) sowie Verteidiger Sam Rinzel (25th Overall 2022) sowie viele weitere vielverspreche Prospects.

      Reichel und Kurashev kämpfen um ihren Platz

      Mit dem Deutschen Lukas Reichel und dem Schweizer Philipp Kurashev haben die Blackhawks zwei DACH-Spieler im Aufgebot, die sich auch untereinander sehr gut verstehen. Beide durchleben aber keine einfache Saison und fanden sich zeitweise nicht in der Aufstellung wieder.

      Reichel lief in 60 von 69 möglichen Partien auf. Trotzdem spielt der 22-jährige Nürnberger schon jetzt ein Karriere-Jahr mit 20 Scorerpunkten (6-14-20). Und das, obwohl er zumeist in den Bottom-Six-Reihen zum Einsatz kommt.

      Kurashev war häufiger ein „Healthy Scratch“ und erhielt nur 43 Spiele. Grund dafür dürfte die stark-nachlassende Produktivität des 25-Jährigen aus Münsingen sein: Waren es 2023/24 noch 54 Punkte (18-36-54) aus 75 Spielen, sind es aktuell nur deren zehn (6-4-10).

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          CHI@ANA: Reichel mit einem Tor

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