Im dritten Spiel schossen sich die Bruins den Frust von der Seele. Nach einem torlosen ersten Drittel gab Andrew Ference den Startschuss und leitete mit seinem Treffer für die Bruins einen 8:1-Sieg ein. In Spiel 4 glich Boston die Serie mit einem 4:0 aus. Die Canucks gingen zu Hause wieder in Führung, doch auch die Bruins gewannen ihr drittes Heimspiel und erzwangen so das entscheidende Spiel 7 in Vancouver. Das war dann eine klare Angelegenheit. Patrice Bergeron und Brad Marchand trafen jeweils doppelt und Seidenberg bereitete zwei Tore vor und wurde so zum zweiten deutschen Spieler nach Uwe Krupp, der den Stanley Cup gewann. Die Bruins zeigten damals wie man mit einem 0:2-Rückstand in einer Finalserie umgeht und waren das fünfte Team der NHL-Geschichte, das ein solches Ergebnis noch drehen konnte.
„Wobei natürlich die Statistiken weniger gut aussehen“, sagte Seidenberg. „Ich glaube, gestern wurde gesagt, wenn die ersten beiden Spiele an die Heimmannschaft gehen und sie liegt 2:0 vorne, hat sie eine Siegchance von 90 Prozent. Bei uns war es damals anders. Aber Edmonton muss positiv bleiben. Sie haben im ersten Spiel besser gespielt als die Panthers, auch wenn sie gestern nicht so gut waren wie davor. Aber sie müssen mit Optimismus nach Hause gehen und mit dem Heimvorteil ihr Spiel aufziehen.“
In den ersten beiden Spielen in Florida gelang es den Oilers nur bedingt, ihre dominante Spielweise aufs Eis zu bringen. Sie gingen mit einem Durchschnitt von 3,5 Toren pro Spiel als zweitbeste Offensive der Playoffs ins Finale, kamen bisher in 120 Minuten aber nur auf ein Tor durch Verteidiger Mattias Ekholm.
„Im ersten Spiel hatten sie genug Chancen, sie sind vor das Tor gekommen, hatten Alleingänge und Angriffe zwei auf eins“, sah Seidenberg durchaus Potenzial für mehr im Spiel der Oilers. „Sie müssen einfach Tore schießen. Gestern wurden sie von Florida sehr gut verteidigt, Florida hat wenig Schüsse zugelassen. Da müssen sie ein bisschen konsequenter und härter sein und mehr ins Zentrum kommen. Das ist aber leichter gesagt als getan.“
Dass die Abwehr der Panthers Spitzenniveau hat, ist längst bekannt. Den Oilers war aber vor allem Floridas Torwart Sergei Bobrovsky ein Dorn im Auge. Der Finalist für die Vezina Trophy für den besten Torhüter der NHL stoppt selbst die überragenden Offensivspieler der Oilers, die die Statistiken in den Playoffs dominieren. Edmontons Kapitän Connor McDavid ist mit 32 Punkten (5 Tore, 27 Assists) der Topscorer, gefolgt von Draisaitl (10 Tore, 18 Assists) und Verteidiger Evan Bouchard (6 Tore, 22 Assists) mit jeweils 28 Punkten. Die Torschützenliste führt ihr Mitspieler Zach Hyman mit 14 Treffern an, auch hier liegt Draisaitl auf Rang zwei. Seidenberg setzt darauf, dass sich die außergewöhnliche Klasse von McDavid und Draisaitl nicht über eine komplette Serie in Schach halten lässt.
„Wenn mal Leon und McDavid anfangen Tore zu schießen, dann kommen sie meistens in einen Lauf“, betonte der Stanley Cup Champion von 2011. „Wenn es da einmal anfängt zu regnen, schüttet es in Strömen. Die Einstellung ist das Wichtigste und die haben sie, glaube ich, nachdem sie so weit gekommen sind. Ich glaube, dass sie das nächste Spiel gewinnen werden.“
Die Durststrecke vor dem gegnerischen Tor macht Edmonton offensichtlich zu schaffen. Hyman war in Spiel 2 mehrmals ungläubig zum Hallendach schauend oder den Kopf schüttelnd zu sehen, nachdem ihm der Puck kurz vor dem Abschluss ausgestochen wurde. Draisaitl und Bouchard kassierten nach unnötigen Fouls Strafen, die ihrem Team nicht halfen. Am Ende der Partie standen in der Statistik 45 Strafminuten für die Oilers.