DE 1992 1993

Vor 30 Jahren wurde eine der denkwürdigsten Spielzeiten in der Liga-Geschichte gestartet. Dies nimmt NHL.com/de zum Anlass, um in den kommenden Monaten in sechs Beiträgen an die herausragenden Ereignisse der Saison 1992/93 zu erinnern.

Was machte diese Saison so besonders? Sicherlich fällt dem ein oder anderen, der sich schon mit der Historie beschäftigt hat, spontan ein, dass die Montreal Canadiens damals zum bisher letzten Mal den Stanley Cup gewannen. Viele Kanadier schwärmen davon noch. Die Canadiens sind übrigens auch das bis dato letzte Meister gewesen, dessen Mannschaft ausschließlich aus Spielern bestand, die in Nordamerika geboren wurden.
Doch es gab noch viel mehr Besonderheiten. 1992/93 war die letzte Saison mit mindestens einem 70-Tore-Goalgetter. Mit Alexander Mogilny und Teemu Selanne brachten es zwei Aktive auf 76 Saisontreffer. Nur in zwei anderen NHL-Spielzeiten gab es mehre Torschützen, die die 70-er-Marke knacken konnten. Das waren die Jahre 1988/89 und 1984/85.

Alexander Mogilny

Insgesamt war dieses Jahr geprägt von ungewöhnlicher Offensivpower auf dem Eis. Am Ende hatten acht verschiedene Teams mindestens vier Spieler mit mindestens 30 Toren in ihren Reihen. Die einzige Saison mit mehr Stürmern dieser Kategorie ist die Spielzeit 1981/82 (13 Teams). Durchschnittlich sieben oder mehr Tore pro Spiel (7,25 G/GP) konnten seit 1992/93 nie wieder bejubelt werden.
Herausragend war seinerzeit Mario Lemieux, der in nur 60 Hauptrundenspielen satte 160 Scorerpunkte sammelte. Zeichen setzte in diesem Jahr auch Rookie Selanne, der die Rekorde für Neulinge in seinem ersten Jahr in der Liga neu definierte.
Mit den Tampa Bay Lightning und den Ottawa Senators kamen zwei neue Franchises in die NHL, die heute nicht nur längst etablierte Kräfte darstellen, sondern auch Erfolge eingefahren haben. Verabschieden mussten sich die Fans vor 30 Jahren hingegen von dem Minnesota North Stars, die seither als Dallas Stars firmieren.
Auffällig war zudem eine langsam einsetzende Trendwende hin zu immer mehr europäischem Einfluss in der NHL. Auch damit beschäftigt sich NHL.com/de in einer der kommenden Ausgaben dieser Serie näher. Heute erscheint es ganz normal, dass Spieler aus dem DACH-Raum, wie Leon Draisaitl, Roman Josi, Nino Niederreiter oder Moritz Seider zu den Aushängeschildern ihrer Klubs zählen. Damals war das in dieser Form noch nicht absehbar.

WG

Zudem bestritt Wayne Gretzky 1992/93 mit den Los Angeles Kings sein letztes Stanley Cup Finale und krönte damit eine K.o.-Phase, die so abwechslungsreich war wie kaum eine andere Ausgabe zuvor.
Eingebettet waren diese Highlights in eine Reihe weiterer erinnerungswürdiger Ereignisse. So hat etwa Chris Chelios die Norris Trophy gewonnen. Der Star der Chicago Blackhawks erzielte in diesem Jahr 15 Tore und 58 Assists, aber in Erinnerung geblieben sind auch die 282 Strafminuten, die er aufgebrummt bekam. Denn dies war die höchste Zahl an Strafzeiten, die gegen einen Norris-Trophy-Gewinner in der Geschichte der NHL ausgesprochen wurden.
Doug Gilmour wird immer als der große Katalysator für den Erfolg der Toronto Maple Leafs in dieser Saison gesehen werden - aber selbst er wird sagen, dass es ohne Felix Potvin damals keine Playoffs für ihn und sein Team gegeben hätte. Der Rookie-Goalie tauchte 1992/93 urplötzlich auf der Bildfläche auf, kam auf eine Matchbilanz von 25-15-7 und führte die NHL bei den Torhütern mit einem Gegentorschnitt von 2,50 an. Er wurde später Dritter bei der Wahl zur Calder Trophy und Vierter bei der Vezina Trophy.
Kevin Stevens, Flügelstürmer der Pittsburgh Penguins, hat sich 1992/93 endgültig als der herausragende Power Forward seiner Zeit etabliert, indem er seine Offensivqualitäten (111 Punkte) mit einer ordentlichen Portion Kampfgeist kombiniert hat.
Blackhawks-Torhüter Ed Belfour erholte sich von einer schwierigen Saison im zweiten Jahr und gewann seine zweite Vezina Trophy in nur drei Spielzeiten in der Liga. Der spätere "Hall of Famer" verbuchte 41 Siege bei 71 Einsätzen und führte die NHL mit sieben Shutouts an. \

Ed Belfour

Mogilny kostete in dieser Saison viele Leute ihre Kopfbedeckung. Der Stürmer der Buffalo Sabres erzielte auf dem Weg zu seinen 76 Toren sieben Hattricks, drei davon während einer unglaublichen Serie zwischen Ende Dezember und Anfang Januar, in der er in fünf Spielen 13 Tore markierte. Zum Vergleich: Seit 2010/11 hat kein Spieler mehr als drei Hattricks in einer Saison erzielt.
Multi-Point-Spiele sind an sich keine große Sache - außer ein Torhüter vollbringt dieses Kunststück. Jeff Reese von den Calgary Flames hat genau das getan und mit drei Assists beim 13:1-Sieg gegen die San Jose Sharks einen NHL-Rekord für Punkte in einem Spiel durch einen Torhüter aufgestellt. Damit hat Reese, der bei den Treffern von Robert Reichel (zwei) und Gary Roberts (einen) assistierte, in diesem Match die Hälfte aller Punkte seiner Karriere erzielt.
Die Fans verabschiedeten sich 1992/93 außerdem von vier der fünf noch verbliebenen Spieler ohne Helm in der Geschichte der Liga: den Verteidigern Brad Marsh, Rod Langway, Doug Wilson und Randy Carlyle. Nach ihren Rücktritten gab es nur noch einen aktiven Spieler ohne Helm in der Liga - Stürmer Craig McTavish von den Edmonton Oilers. Aufgrund der Bestandsschutzregelung durfte McTavish bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1997 weiterhin ohne Kopfschutz spielen.
1992/93 standen in der NHL gleich 24 Spiele auf neutralem Boden in Städten außerhalb der Liga auf dem Programm. Vier davon - Phoenix, Atlanta, Dallas und Miami - sollten in den kommenden Jahren ihre eigenen NHL-Teams bekommen. Zwei kanadische Städte waren die beliebtesten neutralen Austragungsorte: Das Copps Coliseum in Hamilton, Ontario, war Austragungsort von vier NHL-Spielen der regulären Saison und der SaskPlace in Saskatoon, Saskatchewan, von deren drei.