Jets

Seit mittlerweile 25 Jahren wartet das Mutterland des Eishockey-Sports auf den Stanley Cup: 1992/93 holten die Montreal Canadiens das Objekt der Begierde nach Kanada (4:1 gegen die Los Angeles Kings mit der Ikone Wayne Gretzky). Seitdem ging die Trophäe immer nur an US-Teams. Nun schüren die Winnipeg Jets neue Hoffnung.

Richtig nahe ran an den Stanley Cup, kamen zuletzt die Vancouver Canucks in der Saison 2010/11. Sie mussten sich nach sieben Spielen aber doch noch den Boston Bruins geschlagen geben (3:4). Seitdem schaffte es kein kanadisches Team mehr ins Stanley Cup Finale. Der Tiefpunkt war dann 2015/16, als sich keine einzige Mannschaft aus Kanada für die Stanley Cup Playoffs qualifizierten konnte.
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In der laufenden Spielzeit sind vier der sieben Teams aus dem Mutterland des Eishockeys bereits eliminiert (Ottawa Senators, Montreal Canadiens, Vancouver Canucks, Edmonton Oilers), die abgeschlagenen Calgary Flames dürften bald folgen. Die Hoffnungen ruhen also auf den Toronto Maple Leafs, die kurz davor sind, das Endrunden-Ticket zu lösen, und den Winnipeg Jets, die sich durch ein 5:4 nach Penaltyschießen am gestrigen Abend (Ortszeit) auch rechnerisch das Playoff-Ticket lösten.
Für die Playoffs gebaut
Vor allem die Jets wecken große Hoffnungen, den Titeldurst in Kanada stillen zu können und dürften sich als "Canada's Team" der Unterstützung eines Großteils der Eishockey-Nation sicher sein. Dass diese Hoffnungen berechtigt sind, zeigt der Blick auf die Zahlen: Mit 102 Punkten ist Winnipeg aktuell die zweitbeste Mannschaft der Western Conference und die viertbeste in der gesamten NHL. In den Team-Statistiken wie Offensive (247 Tore, 4.), Defensive (194 Gegentreffer, 4.), Powerplay (23,4 Prozent (3.), Penalty Killing (82,8 Prozent, 5.) und Faceoffs (52,3 Prozent, 3.) gehört die Truppe aus der Provinz Manitoba jeweils zu den Top-5 der Liga.

Und auch individuell scheinen die Jets für die Playoffs gebaut: Mit im Schnitt 26,24 Jahren ist die ligaweit neuntjüngste Mannschaft im besten Eishockey-Alter und sollte mit durchschnittlich 1,88 Metern Körpergröße und 92,7 Kilogramm Gewicht als zweitgrößtes und zweitschwerstes Team der NHL auch in der eher physisch geprägten Endrunde bestens zurecht kommen.
Star-Strahlkraft und Goaltending
Winnipeg verfügt zudem über Spieler, die in entscheidenden Momenten den Unterschied ausmachen können. Allen voran Superstar Patrik Laine, der mit 43 Toren in 75 Spielen der zweitbeste Torjäger der Liga ist. Neben dem 19-jährigen Finnen (68) wissen die Jets mit Blake Wheeler (85), Nikolaj Ehlers (56), Mark Scheifele (56) und Kyle Connor (50) insgesamt fünf Stürmer mit über 50 oder mehr Scorerpunkten in ihren Reihen. Die Kanadier verfügen in der Offensive also über jede Menge Firepower.
Und auch die Defensive ist nicht nur aufgrund der Kanten wie Tyler Myers (2,03 Meter groß, 104 Kilogramm schwer), Dustin Byfuglien (1,95, 118) oder Ben Chiarot (191, 99) gefürchtet. Goalie Connor Hellebuyck (62 Spiele, 2,35 Gegentore/Spiel, 92,4 Prozent Fangquote, sechs Shutouts) spielt eine überragende Saison. Der erst 24-jährige US-Amerikaner war eigentlich als Backup für Steve Mason (zwölf Spiele, 3,18 Gegentore/Spiel, 90,6 Prozent Fangquote, ein Shutout) eingeplant, verdrängte den angedachten Starter aber schnell und dauerhaft ins zweite Glied. Auch auf der Torhüterposition ist Winnipeg gut gerüstet.

Viel Euphorie - Kaum Playoff-Erfahrung
Die Titel-Träume sind bei den Jets also durchaus berechtigt. Allerdings: Seit dem Umzug der Franchise im Sommer 2011 von Atlanta (Thrashers) nach Manitoba, gelangen erst zwei Playoff-Teilnahmen: 2014/15, als Winnipeg als letzter Wildcard-Qualifikant in der ersten Runde von den Anaheim Ducks gesweept wurde (0:4) und nun 2017/18. Auf viel Playoff-Erfahrung kann "Canada's Team" also nicht bauen - dafür aber auf jede Menge Euphorie und die Unterstützung aus der Heimat.