Die Washington Capitals haben Spiel 2 des Stanley-Cup-Finals bei den Vegas Golden Knights mit 3:2 für sich entschieden. In einer wahnsinnig intensiven und physisch geprägten Partie am Mittwochabend (Ortszeit) in der T-Mobile Arena zeigten sich die Caps als effektivere Mannschaft und feierten am Ende den 1:1-Ausgleich in der Serie.
Washingtons Trainer Barry Trotz schickte seine Capitals personell unverändert in Spiel 2. Vegas-Coach Gerard Gallant stellte dagegen seine zweite und dritte Sturmreihe um: David Perron rückte neben Erik Haula und James Neal - dafür ging Alex Tuch nun mit Cody Eakin und Ryan Carpenter aufs Eis. Ein Schachzug, der beide Linien aufwerten sollte.

1. Drittel: Neal gelingt Traumtor - Eller verwertet Zuckerpass
Mit dem ersten Puck-Drop wurde es sofort physisch: Beide Teams setzten direkt harte Checks (16:22 Hits im 1. Drittel). Und auch vor den Toren ging es von Anfang an heiß her: T.J. Oshie tauchte plötzlich frei vor Marc-André Fleury auf und versuchte diesen mit einem Vorhand-Rückhand-Move zu narren, doch der Goalie parierte im Fallen (3.).
Die Antwort der Golden Knights ließ nicht lange auf sich warten: Ryan Carpenter (4.), James Neal (5.), Deryk Engelland (6.), Shea Theodore (7.) und Alex Tuch (8.) näherten sich mit gefährlichen Schüssen immer weiter an. Erfolgreich war kurz darauf Neal: Der Schweizer Verteidiger Luca Sbisa warf die Scheibe im hohen Bogen aus dem eigenen Drittel ins gegnerische. Dort stoppte Neal den Puck unter Bedrängnis mit starker Hand-Augen-Koordination aus der Luft runter und schweißte ihn kurzerhand an Braden Holtby vorbei unter die Latte ins Tor (8.) - ein schier unglaublicher Treffer zum 1:0 für Vegas, der die T-Mobile Arena zum Beben brachte!
Im weiteren Verlauf schienen die Knights oft einen Schritt schneller zu sein. Zudem schied Washingtons Stürmer Evgeny Kuznetsov nach einem harten Check von Brayden McNabb vorzeitig aus. Die Caps reagierten trotzig und wussten Fleury wieder besser zu beschäftigen. Der Goalie aber stellte seine Extra-Klasse mehrfach unter Beweis. Dann fanden die Capitals in einer 4-gegen-4-Situation doch noch eine Lücke: Michal Kempny spielte Lars Eller mit einem Zuckerpass in den Slot frei - letzterer traf ins halbleere Tor zum 1:1-Pausenstand (18.)
2. Drittel: Ovechkin und Orpik schießen Caps in Front
Auch im zweiten Durchgang war die Partie von enormer Intensität geprägt. Ebenso wurde die Strafbank nun häufiger besucht. Gnadenlos effektiv aber zeigten sich die Hauptstädter: In Überzahl zeigten die Caps exzellente Pass-Kombinationen. Die Scheibe wanderte von Tape zu Tape bis zu Alex Ovechkin vor den linken Pfosten, der den Querpass durch den Slot per Direktabnahme direkt abfasste und auf 2:1 für Washington stellte (26.)
Die Führung spielte den Capitals spürbar in die Karten und so legten die Gäste wenig später nach: Eller legte gekonnt für Brooks Orpik ab, dessen Schuss von tückisch von Alex Tuch abgefälscht wurde und vom Pfosten in die Maschen sprang (30.). Es war Orpiks erster Treffer nach zwei Jahren und drei Monaten (26. Februar 2016) Wartezeit.
Fortan versuchten die Caps, die blaue Linie abzuriegeln und auf ihr bewährtes Konterspiel zu setzten. Diese Rechnung ging auch lange auf, dann aber kamen die Golden Knights im Powerplay wieder auf die Anzeigetafel: Shea Theodore zog von der blauen Linie ab und jagte den Puck durch den Verkehr - William Karlsson und Tuch sorgten für gleich doppelte Sichtbehinderung - zum 2:3 ins Tor (38.). Auf der anderen Seite hätte Jakub Vrana beinahe den alten Abstand wiederhergestellt, doch sein Schuss klatschte an den rechten Pfosten (40.).
3. Drittel: Holtby rettet Sieg mit Monster-Save
Im dritten Abschnitt drückte Vegas das Gaspedal weiter voll durch. Bei einem zwischenzeitlichen 5-gegen-3-Powerplay lag der Ausgleichstreffer in der Luft, doch Washington hielt dem Dauerdruck stand. Danach sorgten die Capitals mit punktuellen Gegenangriffen für ein wenig Entlastung.
Da den Knights einfach kein Treffer gelang, mussten sie immer mehr ins Risiko gehen. Das wiederum eröffnete den Capitals die eine oder andere Konterchance. Fleury aber war hellwach und auf dem Posten. Auf sein Gegenüber Holtby strahlte viel Ruhe aus und zeigte kurz vor Schluss noch einen Monster-Save: Tuch musste den Puck aus der Nahdistanz nur noch über die Linie drücken, doch der Torwart kratzte die Scheibe spektakulär mit dem Schläger von der Linie (59.). "Ein großartiger Save", staunte Trotz. Holtby dagegen blieb ganz cool: "Ich wollte noch irgendwas dazwischen bringen und bin froh, dass ich getroffen wurde."
Bei noch 1:59 Minuten auf der Uhr ging Vegas dann "all-in" und nahm Fleury für einen zusätzlichen Stürmer vom Eis. Doch auch das half nichts - es blieb beim 3:2. "Es ist schwer, hier zu gewinnen. Jetzt mit dem Serien-Ausgleich nach Hause zu kommen, fühlt sich gut an", so Holtby. "Diese Partie ist jetzt vorbei. Wir müssen uns auf Spiel 3 fokussieren und den Heimvorteil für uns nutzen."
Serie wechselt in die Hauptstadt
Die Serie wechselt nun nach Washington D.C. - Spiel 3 steigt in der Nacht von Samstag auf Sonntag (2 Uhr MESZ) in der Capital One Arena. "Ich freue mich, nach D.C. zurückzukehren - wir waren jetzt lange unterwegs", sagte Trotz und blickt zuversichtlich in die Zukunft, denn: "Diese Mannschaft hat so viel gelernt und ist so resistent geworden."
Auch der Knight-Kabine hat sich die Mentalität durch die Niederlage nicht verändert. "Morgen ist schon wieder ein neuer Tag. Wir drücken jetzt den Reset-Knopf", so Vegas-Stürmer Jonathan Marchessault. "Wir kämpfen einfach weiter, waren bislang auch auswärts gut und machen uns deshalb keine Sorgen", meinte Haula. "Wir behalten unsere 'Wir gegen die ganze Welt'-Mentalität. Wir glauben weiter an uns", unterstrich Verteidiger Nate Schmidt.