TBL@MTL, Sp4: Anderson mit seinem zweiten Tor

Mit einem 3:2-Erfolg nach Verlängerung sicherten sich die Montreal Canadiens am Montag ein Spiel 5 im Stanley Cup Finale 2021 gegen die Tampa Bay Lightning. Die Kanadier lagen in der Serie zuvor bereits mit 0:3 zurück und waren zum Siegen verdammt. In ihrer Spezialdisziplin, der Overtime, bewiesen sie erneut, dass sie Nerven dick wie Stahlseile haben und entschieden die Do-Or-Die-Partie nach 3:57 Minuten für sich. Matchwinner dabei war, wie sollte es anders sein, Josh Anderson. Der Angreifer netzte bereits zum zweiten Mal in der Extra-Spielzeit in diesen Playoffs ein und führt damit die Canadiens an.

"Er ist aufgestanden und hat ein paar wichtige Tore für uns geschossen", lobte Brendan Gallagher die Leistung von Anderson in Spiel 4. Der Stürmer traf nicht nur zum entscheidenden 3:2, sondern brachte Montreal bereits zuvor auf die Anzeigetafel. Im ersten Abschnitt netzte er zum 1:0 ein und gab den Canadiens nach der zweitägigen Pause so das Selbstvertrauen, dass sie eine Siegchance haben.
Mit dem Rücken zur Wand stehend traf Canadiens-Trainer Dominique Ducharme einige Entscheidungen, die den Lauf der Serie verändern sollten. Er änderte seine Reihenzusammenstellung und platzierte Anderson in einer Formation mit Cole Caufield und Nick Suzuki. Die Umstellung zeigte Wirkung. "Wenn du in der Serie mit 0:3 hinten liegst, dann musst du Anpassungen vornehmen, um das Team besser zu machen", zeigte Anderson sein Verständnis für die Änderungen. "Heute Abend hatten wir offensichtlich ein gutes Spiel. Wir haben zusammengehalten und aneinander geglaubt."

TBL@MTL, Sp4: Suzuki bedient Anderson

"Wir wollten nicht, dass es heute Abend vor unseren Fans zu Ende geht", wich Anderson der Frage nach seinen Gefühlen beim entscheidenden Treffer aus. "Wir haben erwartet, dass wir morgen nach Tampa fahren, das hat jeder in der Kabine. Wir haben alle schon heute Nachmittag unsere Taschen gepackt und hatten das Gefühl, dass wir gewinnen werden." Der Glaube ist es, der die Canadiens in dieser Schlussrunde so stark macht. Gegen die Toronto Maple Leafs lagen sie in der ersten Runde bereits mit 1:3 zurück und schienen kurz davor ihre Playoff-Reise früh beenden zu müssen. Wie auch gegen Tampa Bay, kamen die Canadiens in der ersten Runde durch einen Overtime-Sieg zurück in die Serie.
Anderson selbst war sich bei seinem Treffer nicht sofort sicher, ob der Puck hinter der Linie gelandet war. "Es war ein großartiger Moment", beschrieb er die Situation. "Ich habe nicht sofort gesehen, ob die Scheibe im Tor war, daher habe ich auf die Hände des Schiedsrichters geschaut und habe einige Mitspieler auf mich zustürmen sehen."
Vor der Saison tauschten die Canadiens Max Domi und einen Drittrunden-Draft-Pick für den NHL Draft 2020 gegen Anderson. Sie erhofften sich dadurch von den Columbus Blue Jackets einen Powerforward zu bekommen, der mit seiner schonungslosen Spielweise ein neues Element in die Mannschaft bringen würde. Schnell zeigte sich, dass der Wunsch der Frankokanadier erfüllt werden sollte. Anderson sammelte in der reguläre Saison 17 Tore und sieben Vorlagen und konnte an seine besseren Jahre anknüpfen.

TBL@MTL, Sp4: Romanov mit erstem Playoff-Tor

Besonders wertvoll ist Anderson jedoch in den Playoffs. Mit seinen fünf Treffern gehört er zu den Top-Fünf-Torschützen der Canadiens und geht mit seiner körperlichen Spielweise voran. Seine 81 Checks sind der Bestwert unter den Akteuren aus Montreal und der drittbeste Wert beim Blick auf die gesamte Playoff-Statistik. Trotz seiner harten Spielweise findet sich Anderson nur selten auf der Strafbank wieder. Lediglich zehn Strafminuten stehen in der gesamten Schlussrunde für ihn zu Buche. Ein weiterer wichtiger Faktor im Duell mit den Lightning, deren Überzahl brandgefährlich ist.
Auch am Montag mussten die Canadiens einige Hürden überspringen. Die größte zum Ende der 60 Minuten und zu Beginn der Verlängerung. Shea Weber saß für vier Minuten in der Kühlbox und seine Mitspieler mussten die Unterzahlsituation überstehen, um das Saisonende zu vermeiden. "Unser Unterzahlspiel war in den Playoffs überragend", ließ Anderson einen Blick in die Gefühlswelt der Spieler, in der Pause vor der Verlängerung zu. "Wir sind in die Kabine gekommen und haben aneinander geglaubt. Es gab nur Positives in der Kabine und wir mussten es nur umsetzen. Ich denke wir haben das phänomenal gemacht."
Die Canadiens überstanden die kritische Situation und nutzten die Energie daraus für den Siegtreffer. Mit Anderson war der Torschütze einer der Akteure, die nicht immer auf dem Spielberichtsbogen auftauchen, aber durch eine harte Spielweise die Mitspieler mitreisen können. Der Treffer könnte der Funke gewesen sein, der die vermeintlich entschiedene Serie wieder spannend macht. Montreal reist zumindest mit einem guten Gefühl zu Spiel 5 nach Tampa. "Beim nächsten Spiel ist es das gleiche wie heute", beschrieb Gallagher die Situation. "Geh aufs Eis und gewinne ein Eishockeyspiel." Dabei hofft dann sicherlich auch Anderson wieder einen entscheidenden Anteil zu haben und die Mannschaft mitreißen zu können, wie ihm das in Spiel 4 gelungen ist.