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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, den Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Sergei Bobrovsky von den Florida Panthers

Wie nah beieinander Höhen und Tiefen für einen Torhüter liegen können, hat Sergei Bobrovsky von den Florida Panthers in der vergangenen Spielzeit am eigenen Leibe erfahren. In den Stanley Cup Playoffs 2023 wurde er innerhalb weniger Tage vom enttäuschten Zuschauer zum gefeierten Helden. Nachdem er in den ersten drei Spielen der Playoffs aufgrund einer Erkrankung von außen tatenlos zusehen musste, trug der 34-jährige Routinier danach maßgeblich dazu bei, dass die Panthers ins Stanley Cup Finale 2023 gegen die Vegas Golden Knights einzogen.

Auf dem Weg dorthin erzielte er eine Matchbilanz von 12-6 mit einer durchschnittlichen Fangquote von 91,5 Prozent und durfte einen Shutout bejubeln. "Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung", sagte Bobrovsky, der noch nie zuvor einen so langen Playoff-Run miterlebt hatte. "In den zwei Monaten, in denen ich in den Playoffs gespielt habe, habe ich mehr gelernt als zuvor in meiner 13-jährigen Karriere. Vor allem die mentalen Herausforderungen, die man überwinden muss, sind enorm. Jetzt ist es an der Zeit, das Gelernte zu verarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen", lautete sein Fazit nach der 1:4-Niederlage in der Best-of-7-Finalserie gegen die Golden Knights.

Nachdem er in der regulären Saison nur eine durchwachsene Bilanz von 24-20-0-3 vorzuweisen und dabei eine Fangquote von 90,1 Prozent erreicht hatte, fand Bobrovsky in der K.o.-Phase zurück zur Form früherer Tage. Der Torhüter, der bereits zweimal mit der Vezina Trophy ausgezeichnet wurde, verhalf den Panthers in Spiel 4 der ersten Runde in der Eastern Conference gegen die Boston Bruins mit 44 Saves zum 4:3-Sieg in der Verlängerung. Dadurch wendete die Vertretung aus Sunrise das vorzeitige Ausscheiden ab. Der Veteran gewann zehn seiner nächsten elf Auftritte und hatte dabei eine durchschnittliche Fangquote von beeindruckenden 94,3 Prozent zu verzeichnen.

Bei fünf Einsätzen gegen die Toronto Maple Leafs in der zweiten Runde ließ er nie mehr als zwei Tore in einem Spiel zu. Im Eastern Conference Finale besaß er großen Anteil daran, die favorisierten Carolina Hurricanes mit 4:0 in der Serie glatt zu besiegen, indem er 168 von 174 Schüssen (96,6 Prozent Fangquote) abwehrte.

Sein bestes Spiel gelang ihm am 18. Mai gegen die Hurricanes. In Spiel 1 der Serie stand er fast sieben volle Spielabschnitte lang auf dem Eis und zeigte 63 Paraden. Das bedeutete einen neuen Franchise-Rekord und schuf die Grundlage für den 3:2-Sieg und eine 1:0-Führung gegen Carolina. Allein 34 Schüsse hielt er in der Verlängerung. "Es war eine Art Zermürbungsspiel", meinte Bobrovsky über den Marathon. "Du denkst nicht zu viel voraus. Du bleibst im Moment und versuchst, das Beste zu tun, um den Puck aus dem Netz herauszuhalten."

Bobrovsky wurde im weiteren Verlauf der Postseason zum ersten Torhüter, der jemals einen Sieg für die Panthers in einem Stanley Cup Finale erringen konnte. Im Jahr 1996 war es Florida gegen die Colorado Avalanche von Uwe Krupp nicht gelungen, eine Begegnung für sich zu entscheiden. Das Team aus Denver setzte sich seinerzeit mit einem 4:0-Sweep durch. Bei Floridas 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen die Golden Knights in Spiel 3 in der FLA Live Arena hielt der Torhüter 25 Schüsse.

"Was wir in der Umkleidekabine aufgebaut haben - die Atmosphäre, das Vertrauen füreinander - das war unglaublich", resümierte Bobrovsky mit Blick auf die zurückliegende Saison. "Wir hatten eine fantastische Erfahrung. Das hilft uns definitiv für die Zukunft. Vor allem in den Playoffs ist alles so wechselhaft. Ein Abpraller, ein Tor zum richtigen Zeitpunkt - das kann das Spiel zum Positiven oder Negativen verändern. Wenn man Erfolg hat, weiß man diese Dinge wirklich zu schätzen."

Obwohl die Offseason durch den Erfolg im Frühjahr diesmal kürzer war als sonst, beschwert sich Bobrovsky nicht. Wenn die Saison 2023/24 in wenigen Wochen beginnt, hofft er, genau dort weitermachen zu können, wo er aufgehört hat. "Das ist völlig in Ordnung", erklärte Bobrovsky gegenüber NHL.com. "Je länger man spielt, desto mehr entwickelt man sich. Man erweitert in solchen Phasen seine Fähigkeiten. Du schärfst deine Sinne. Ich denke, das ist der wichtigste positive Aspekt eines kürzeren Sommers. Über das Training muss man jetzt so gut wie gar nicht mehr nachdenken. Man muss nur darauf achten, dass man sich gut erholt.